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September 14th, 2012:

Los geht’s

…ein nasser Start

 

Jetzt aber wirklich (würde Xandi sagen). In aller Früh machen wir die Murings los, stauen das Dinghi und gehen Anker auf. Es ist windschwach und bedeckt. Als wir die Mole runden ertönen plötzlich Hupen einiger kroatischen Boote, die lange unsere Stegnachbarn waren und die unsere Freunde geworden sind. Die Mannschaft von Drazen winkt vom Balkon. Rührend, aber das Meer begrüßt uns gleich darauf mit einer Regenbö. Was soll’s, der Wetterbericht ist nicht schlecht für die 45 Meilen nach Lastovo, wo wir ausklarieren und endlich die seit langem leeren Wassertanks füllen wollen. Auf dem wasserarmen Drvenik hat uns das Wasserschiff die Betankung verweigert. Bei moderatem Maestrale machen wir fast 7 Kn und treffen im letzten Licht in der Südbucht von Lastovo ein.

Am nächsten Morgen verholen wir VOODOOCHILE an die Hotelpier, um eineinhalb Tonnen Wasser zu bunkern. Danach geht’s hinüber nach Ubli zum Zoll. Wir wollen ordentlich ausklarieren, auch wenn das den Italienern vermutlich wurscht sein wird.

 

Beim Hafenkapitän holen wir noch einen Wetterbericht für die Überfahrt über die Adria – immerhin rund 150 Meilen. Nordwest 4 bis 5, in der Nacht abflauend, sind angesagt – damit können wir leben. Ein Irrglaube, wie sich später herausstellen wird.

Gleich am Abend wird der Wind immer mehr, auf der Höhe von Palagruza bläst’s bereits mit 25 Knoten, und auch die See baut sich langsam auf. Wir reden uns noch immer ein, dass es bald vorbei sein würde, und wechseln uns – wir haben ja noch keine Windsteuerung  – alle Stunden am Steuer ab. Gegen Morgen haben wir richtig Wind. Gut 30 Knoten und in den Böen auch mehr. Alle paar Minuten kommen immer drei Wellen mit 3 bis 4 Meter Höhe daher. Eindrucksvoll, wenn man zurückschaut. Die Arbeit am Ruder ist anstrengend, man muss sich richtig konzentrieren. Die brave VOODOOCHILE neigt aber nie zum Querschlagen; lediglich ein paar Brecher von der Seite muss sie einstecken, wenn wir die Wellen nicht im richtigen Winkel ablaufen.

Die Rollerei ist mühsam, aber wenigstens sind wir schnell. Wegen dem blöden Wetterbericht waren wir auch nicht auf Starkwind vorbereitet. Wenn man nicht ordentlich isst, geht einem schnell die Puste aus.

Kurz nach Mittag stehen wir vor der Einfahrt von Brindisi und übersehen beinahe, dass sich in Luv des langen Wellenbrechers eindrucksvolle Grundseen gebildet haben, denen wir eilig ausweichen. Wir christln hinter dem Molenkopf ab und genießen die plötzliche Ruhe im Schiff. Jetzt merken wir auch deutlich die Erschöpfung nach 24 Stunden am Steuer. Es dauert noch eine gute Stunde, aber dann sind wir gut an der Stadtmole, direkt neben dem 50 Meter hohen Denkmal, festgemacht – noch dazu gratis.

Das Boot wird versorgt und dann wird geschlafen, um für den Abend fit zu sein. Dieser beginnt mit einem großen Feuerwerk, direkt neben uns. Genial!

 

Brindisi ist wirklich ein toller Platz. Schöne, saubere Altstadt, Werften, Tug-Boats, große Handelsschiffe neben den eleganten Häusern, und auffällig zuvorkommende Menschen.

Als Nachbarn lernen wir Jan und Jutta von der SY LIEBELE kennen. Ausgesprochen liebe Leute, die mit ihrem kleinen Boot die ganze Welt bereist haben. Uli macht für uns alle Abendessen auf der VOODOOCHILE und wir quatschen zwei Flaschen Wein lang über Gott und die Welt. Zum Abschied schenken sie uns C-Maps (elektronische Seekarten) für die ganze Welt, und wir ihnen unseren Bständig, die Adriabibel, für ihre geplante Weiterreise nach Kroatien. Der wilde Ritt hierher hat sich unbedingt gelohnt – es gibt so viele interessante Menschen und Plätze

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer