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St. Vincent

Von Walen und Menschen

manchmal wird man ganz still…

Die nächste der “Windward Islands” (von den Briten so genannt, da es mit den alten Rahseglern schwierig war, gegenan dorthin zu kommen), die wir besuchen wollen, ist Bequia, südlich von St. Vincent, immerhin über 50 Meilen entfernt. Noch bevor es hell wird, schleichen wir aus unserer hübschen Bucht und können sofort Segel setzen. Im ersten Licht sehen wir noch einmal die berühmten Pitons von See aus. Bald darauf erfaßt uns wieder der Passat und es geht richtig dahin.
Plötzlich sehen wir im mäßigen Seegang den Blas von mehreren Walen, die offensichtlich genau auf Gegenkurs schwimmen. Auch wenn wir gewollt hätten, könnten wir nicht mehr verhindern, direkt durch die Schule von sieben oder acht großen Walen hindurchzulaufen. Gemächlich schwimmen sie an Voodoochile vorbei, einige im Abstand von weniger als fünf Metern. Unfaßbar!! Ganz deutlich kann man an der Form der Köpfe erkennen, dass es sich um Pottwale handelt, einige über zehn Meter groß. Uli springt nach der Kamera, aber leider gelingen uns wieder einmal keine guten Bilder. Auch bei Delphinen ist es meist so. Wir trauern um die alten analogen Kameras, die im gewünschten Augenblick auch auslösten. Für uns ist das Zuschauen ohnehin schöner, aber wir hätten Euch gerne durch gute Fotos daran teilhaben lassen.

Die Faszination der großen Meeretiere auf Menschen ist ungebrochen und auch durch gemeinsame Evolutionsschritte kaum zu erklären. Wie auch immer – wir hatten, im Gegensatz zu vielen anderen Crews, diesbezüglich großes Glück. Zuerst schon vor Sizilien und bei den Balearen, dann mehrmals im Ostatlantik und schließlich – so intensiv – hier im karibischen Meer.
Dazu fällt uns eine Begebenheit auf St. Kitts ein: an der stürmischen Ostküste dort sahen wir einen neugebauten kleinen Fischerhafen mit gutem Wellenbrecher, und man erklärte uns, dass dieser ein “Geschenk” der Japaner wäre. Zuerst vermuteten wir, dass dadurch die Lieferung von Toyotas angekurbelt werden sollte, aber später erfuhren wir, dass Japan sich damit die Stimme St. Kitts’ für ihre Walfangpläne erkauft hatten. In den 80er Jahren wurde ja erstmals ein Moratorium zur Beschränkung des Walfangs durch die IWC (International Whaling Commission) erlassen, wobei jedes noch so kleine Land darin je eine Stimme hatte.
Nachdenklich laufen wir weiter, in Lee vorbei an St. Vincent, der Hauptinsel der Grenadinen, die wir auslassen, da man immer wieder von dortigen Sicherheitsproblemen und Überfällen hört, und kommen am späten Nachmittag in die Admirality Bay vor Port Elizabeth, eine beliebte und gut geschützte Bucht von Bequia. Franzi, Wolfgang und viele Andere haben von hier geschwärmt.
Zu unserer Freude treffen wir auch wieder Gitti und Fritz mit ihrer “Tifricat”, die die Karibik von langen Reisen gut kennen und uns immer wieder beraten. Der Ort ist sehr sympathisch, die Leute lieb, das Wasser erstmals fast kristallklar, trotz der vielen Boote. Am schönsten Platz der Bucht findet man an einem (künstlich angelegten) Traumstrand ein ehemals luxuriöses, nun aber verlassenes Bungalow-Hotel eines italienischen Investors, der mittlerweile im Häf’n sitzt. Jetzt chillen hier ein paar Einheimische und eine Kuh weidet zwischen den netten Häuschen. Auch ok! Außerdem kann man mit dem Wasser aus den Zisternen duschen.

Ein paar Tage lassen wir das Ganze auf uns wirken, aber dann soll’s endlich zu Uli’s weißen Sandstränden auf die Tobago Cays gehen.

Liebe Grüße
Uli & Peer