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June, 2014:

Buntes Volk

…und ein bisschen “Thailand für Frauen”

Ganz offensichtlich üben die schwarzen Kariben, mit ihren perfekten muskulösen Körpern, eine gewisse Faszination auf hellhäutige Frauen aus, denn es dürfte einige Tradition haben und eindeutige Gründe, warum Mädl’s aus den USA oder Europa hierherkommen. Immer wieder wird Uli in dieser Angelegenheit unzweideutig angesprochen. Ist dieses Mißverständnis aber erst aufgeklärt, dann lassen die Typen sofort nach und verabschieden sich freundlich. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber natürlich genauso legitim (oder eben nicht) wie “andersrum” im fernen Osten. Unerfreulich ist nur, dass man sich – vor allem abends – als Frau ohne männliche Begleitung beim Spazierengehen oder beim Tanzen nicht besonders wohl fühlt.

Wir hören oder lesen immer wieder Geschichten von Europäerinnen, die sich unsterblich in diese coolen, schönen, gefühlvollen und durchgeistigten “Rastas” verlieben und im Extremfall sogar hierherziehen, um ihr Glück zu finden. Sie scheitern fast ausnahmslos. Die Männer sind Machos (wie sonst auch), trinken und kiffen, und haben mit der eigentlichen Rasta-Kultur rein gar nichts am Hut. Außerdem lieben sie angeblich in Wirklichkeit weitaus “weiblichere” Formen, als unser Schönheitsideal vorschreibt. Diese Touri-Liaisonen haben lediglich wirtschaftliche und vielleicht auch sportliche Gründe.

Wie dem auch sei: unsere Erfahrungen mit den Inselvölkchen sind bisher zu 99% positiv, und das setzt sich auch auf Union Island, der letzten Insel des Staates St. Vincent, fort.

Bunt, vielfältig, freundlich, und alles wird nicht so eng gesehen, wie in Europa. Während der Arbeit am Computer sehen wir den Ammenhaien im “Pool” zu, eine Wanderung auf die “Berge” oberhalb der Clifton Bay bietet Eindrücke von arm und reich, sowie in den Bootsbau am Berg, den wir ja aus eigener Erfahrung kennen. Per Fähre kommen hunderte Menschen von anderen Inseln, um einen sympathischen Gottesdienst mit schönen Gospels zu feiern; ihre farbenfrohen traditionellen Trachten lassen unsere Messen vergleichsweise trübselig aussehen.

Ein älteres englisches Tierarzt-Paar hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich hier um die vielen Hunde, Katzen, Ziegen (und vielleicht auch Leguane), ob frei lebend oder von besorgten Tierbesitzern, zu kümmern. Lautstark und mit vielen Zetteln versuchen sie, so etwas wie geregelten Praxis-Betrieb aufrecht zu erhalten. Es dürfte funktionieren.
Auf “Happy Island”, einer künstlichen, 30 Meter langen Insel am Korallenriff, setzt man auf Ausflugsboote, seit langem wieder einmal auf Reggae und auf das immerwährende, dringende “Sundowner-Bedürfnis” der Yachties.

A propos Musik: mein persönlicher Bedarf an “Soca” (überlauter, extrem langweiliger, kommerzieller und industriell gefertigter “Rap”) ist nachhaltig gedeckt. Inzwischen flüchte ich – wenn möglich – vor allen Lärminseln, was gar nicht so einfach ist. Vielleicht tue ich diesen Songs Unrecht, da ich kein einziges Wort verstehen kann, aber ich bezweifle irgendwie die Tiefsinnigkeit der Texte. Oft ist darin von “Relax” die Rede – aber wovon eigentlich? Vom Extrem-Beat dieser “Musik”? Ich liebe laute Musik in vielen Facetten, aber das hier ist reiner Lärm für mich und tut weh. Wo sind die einfühlsamen, ernsthaften Lieder eines Bob Marley oder der Zorn von Peter Tosh? Irgendwo muß es noch solche Musiker geben. Mittlerweile atmen wir alle auf, wenn irrtümlich einmal Reggae aufgelegt wird. Vor allem Fritz, als kompromißloser Rock’n Roller und Zappa-Addict, hält’s oft nicht mehr aus. Die Disco-Queen in Voodoochiles Crew geht damit etwas großzügiger um.

Nach einigen Tagen klarieren wir aus für Grenada, unserer letzten Station vor Trinidad. Man hat uns viel Positives von dort versprochen – schau’ma mal

Liebe Grüße
Uli & Peer

Manchmal übersehenes Kleinod

…schon ein wenig abseits der Charterrouten

Mayreau ist die vorletzte bewohnte Insel von “St. Vincent und den Grenadinen”, etwas unscheinbar und mit weniger klingendem Namen als beispielsweise Union Island, wo viele Chartertörns ihren Umkehrpunkt planen. Die beiden geschützten Buchten an der Westküste, Salt Whistle Bay und Saline Bay, präsentieren sich daher eher ruhig und es herrscht wieder die Szene der Fahrtensegler vor, deren Zeitdruck überschaubar ist. Die meisten besitzen statt Uhren lediglich Kalender.

Auch hier wird offensichtlich, dass die Saison vorbei ist; die wenigen Bars und Souvenierstandl’n laufen auf Standby. Verglichen mit dem Norden ist es auffallend sauber hier und viel ruhiger. Ausgesprochen sympathisch und ziemlich heiß. Da wir nach Uli’s Meinung gerade in der „falschen“ Bucht liegen, müssen wir den perfekten Strand der Salt Whistle Bay per „Bergtour“ bei gut 32° zu Fuß ansteuern. Alle Insulaner grüßen freundlich und lächeln uns zu, das Kirchlein am höchsten Hügel ist pittoresk. Wir sind gern hier, und der schon „herbstlich verlassene“ Strand erfüllt auch jede Erwartung. Trotzdem bin ich eigentlich schon zu faul, um zu jeder romantischen Palme zu pilgern. Auch bin ich eine Enttäuschung als Fotograph, der Bilder von meiner ewig jugendlichen Crew machen soll. Bei jeder Rast haben wir freundliche Hunde an unserer Seite; Gitti und Fritz erinnern sich an frühere Reisen hierher.

Insgesamt eher unspektakulär, aber vielleicht gerade deshalb so reizvoll. In der Saison legen hier angeblich immer wieder mal Kreuzfahrer an – wir vermissen sie nicht wirklich.
Die nächste Station wird Union Island sein – ein beliebter Stopp aller Segler auf Südkurs
Wir bleiben in Kontakt
Uli & Peer

endlich sind sie weiß

…Uli’s Traumstrände, wegen denen wir so weit gereist sind

Im Gegensatz zum gängigen europäischen Klischee sind die meisten Antilleninseln – mit Ausnahme jener ganz im Norden – vulkanischen Ursprungs und die Strände daher braun oder schwarz. Uli hatte immer ein anderes Bild im Kopf (und mich auch immer wieder daran erinnert): weißer Korallensand müsse es sein, ähnlich wie auf den Malediven, mit Palmen, die ins Wasser hängen.
Na gut, fahren wir also hin, durch ein Gewirr von Untiefen, Inselchen und Riffen. Die weltberühmten Tobago Cays liegen vor uns, drei winzige Eilande (auf den Malediven würde man das Szenario kaum erwähnen), umgeben von einem langen Saumriff. Wirklich schön, mit klarem Wasser und ziemlich windig. Auf die Ankerplätze kommen jeden Abend viele Segler, vor allem Chartercrews.

Zugegeben: das Schnorcheln hinter dem bunten Riff oder in dem von Naturpark-Rangern gut bewachten Schildkröten-Schutzgebiet ist wunderbar und eines Abends schwimmt auch ein Ammenhai direkt unter Voodoochiles Bauch im türkisen Wasser. Die freundlichen Boat-Boys laden zu Grill-Parties am Strand und beim Boccia mit der Crew der Tifricat geht’s hochkonzentriert zu.

Nach einigen Tagen glauben wir jedoch, alles gesehen zu haben und auch der kaum geschützte Ankerplatz wird im zunehmenden Wind immer unruhiger. Also brechen wir auf, nur ein kurzes Stück weiter zur Insel Mayreau.

Liebe Grüße
Uli & Peer

Von Walen und Menschen

manchmal wird man ganz still…

Die nächste der “Windward Islands” (von den Briten so genannt, da es mit den alten Rahseglern schwierig war, gegenan dorthin zu kommen), die wir besuchen wollen, ist Bequia, südlich von St. Vincent, immerhin über 50 Meilen entfernt. Noch bevor es hell wird, schleichen wir aus unserer hübschen Bucht und können sofort Segel setzen. Im ersten Licht sehen wir noch einmal die berühmten Pitons von See aus. Bald darauf erfaßt uns wieder der Passat und es geht richtig dahin.
Plötzlich sehen wir im mäßigen Seegang den Blas von mehreren Walen, die offensichtlich genau auf Gegenkurs schwimmen. Auch wenn wir gewollt hätten, könnten wir nicht mehr verhindern, direkt durch die Schule von sieben oder acht großen Walen hindurchzulaufen. Gemächlich schwimmen sie an Voodoochile vorbei, einige im Abstand von weniger als fünf Metern. Unfaßbar!! Ganz deutlich kann man an der Form der Köpfe erkennen, dass es sich um Pottwale handelt, einige über zehn Meter groß. Uli springt nach der Kamera, aber leider gelingen uns wieder einmal keine guten Bilder. Auch bei Delphinen ist es meist so. Wir trauern um die alten analogen Kameras, die im gewünschten Augenblick auch auslösten. Für uns ist das Zuschauen ohnehin schöner, aber wir hätten Euch gerne durch gute Fotos daran teilhaben lassen.

Die Faszination der großen Meeretiere auf Menschen ist ungebrochen und auch durch gemeinsame Evolutionsschritte kaum zu erklären. Wie auch immer – wir hatten, im Gegensatz zu vielen anderen Crews, diesbezüglich großes Glück. Zuerst schon vor Sizilien und bei den Balearen, dann mehrmals im Ostatlantik und schließlich – so intensiv – hier im karibischen Meer.
Dazu fällt uns eine Begebenheit auf St. Kitts ein: an der stürmischen Ostküste dort sahen wir einen neugebauten kleinen Fischerhafen mit gutem Wellenbrecher, und man erklärte uns, dass dieser ein “Geschenk” der Japaner wäre. Zuerst vermuteten wir, dass dadurch die Lieferung von Toyotas angekurbelt werden sollte, aber später erfuhren wir, dass Japan sich damit die Stimme St. Kitts’ für ihre Walfangpläne erkauft hatten. In den 80er Jahren wurde ja erstmals ein Moratorium zur Beschränkung des Walfangs durch die IWC (International Whaling Commission) erlassen, wobei jedes noch so kleine Land darin je eine Stimme hatte.
Nachdenklich laufen wir weiter, in Lee vorbei an St. Vincent, der Hauptinsel der Grenadinen, die wir auslassen, da man immer wieder von dortigen Sicherheitsproblemen und Überfällen hört, und kommen am späten Nachmittag in die Admirality Bay vor Port Elizabeth, eine beliebte und gut geschützte Bucht von Bequia. Franzi, Wolfgang und viele Andere haben von hier geschwärmt.
Zu unserer Freude treffen wir auch wieder Gitti und Fritz mit ihrer “Tifricat”, die die Karibik von langen Reisen gut kennen und uns immer wieder beraten. Der Ort ist sehr sympathisch, die Leute lieb, das Wasser erstmals fast kristallklar, trotz der vielen Boote. Am schönsten Platz der Bucht findet man an einem (künstlich angelegten) Traumstrand ein ehemals luxuriöses, nun aber verlassenes Bungalow-Hotel eines italienischen Investors, der mittlerweile im Häf’n sitzt. Jetzt chillen hier ein paar Einheimische und eine Kuh weidet zwischen den netten Häuschen. Auch ok! Außerdem kann man mit dem Wasser aus den Zisternen duschen.

Ein paar Tage lassen wir das Ganze auf uns wirken, aber dann soll’s endlich zu Uli’s weißen Sandstränden auf die Tobago Cays gehen.

Liebe Grüße
Uli & Peer

Southbound again

…wenn heute Sonntag ist, dann muss das Saint Lucia sein

Nach rund zehn Tagen im Hafen dauert’s wieder ein bisschen, bis wir wieder seeklar sind. Bei den relativ kurzen Überfahrten hier brauchen wir fürs Her- oder Wegräumen immer fast länger, als fürs eigentliche Segeln. Obwohl es meist nur Tagesfahrten sind, muss das Boot trotzdem immer richtig fit gemacht werden, denn draussen weht es beständig und es gibt natürlich auch entsprechend Welle.
Wir sind jetzt in der Mitte des Antillenbogens, und der Südkurs sorgt für angenehme Tage ohne zu kreuzen, meist mit flotter Fahrt und einem Reff in den Segeln.
Voodoochile läuft mit sechs bis sieben Knoten, denn heute Nachmittag wird beim Jazz-Festival in Rodney Bay auf Saint Lucia neben Anderen auch Monty Alexander spielen, den wir besonders lieben und in Graz einmal vor lauter Begeisterung an drei Abenden hintereinander gesehen haben. Dieser großartige Jazz-Pianist stammt aus Jamaica, ist eigentlich gelernter Klassik-Mann, hat sich aber seit Langem dem Jazz und auch dem Calypso verschrieben.
Wir erreichen unsern Ankerplatz in der Rodney-Bay zwar rechtzeitig, aber nach der hier überall notwendigen Prozedur des Einklarierens versäumen wir die erste Hälfte des Gigs. Trotzdem will der Veranstalter noch 80 US-Dollar Eintritt für die restlichen 20 Minuten! Wir müssen also passen – wieder eine Demutsübung.


Wurscht! Wir sehen uns die Umgebung an und Uli klettert allein auf das Fort, um zu fotographieren (wieder 1 x Eintritt gespart). Bekannt ist die Insel vor Allem wegen der beiden spektakulären “Pitons”, zwei steilen Bergen mit ausdrücklich weiblicher Symbolkraft, und der Tatsache, dass die ARC, die große Transatlantik-Rallye, hier endet. Aber außer, dass wir hier Hans-Peter kennen lernen, einen netten Österreicher mit großem Hund und schöner OVNI, mit dem wir über gemeinsame Freunde tratschen, zieht uns die Gegend nicht wirklich an. Zwei Tage später laufen wir mit Kurs Marigot-Bay an der Westküste aus (ja, fast jede Antilleninsel hat ihr Marigot). Übrigens: es ist ganz interessant, dass fast all diese Inseln von Spaniern entdeckt wurden, aber heute kaum noch spanischer Einfluß zu bemerken ist, weder sprachlich, noch kulturell oder architektonisch. Alles hat irgendwie britischen oder auch französichen Hintergrund.

Die winzige, gut geschützte Bucht von Marigot besteht zwar nur aus einer Marina, einer Handvoll Häusern und mehreren Restaurants, ist aber unglaublich hübsch. Man liegt hinter einer kleinen Landzunge mit Palmenreihe, ohne Schwell und Böen, und genießt die Sonnenuntergänge. Als Draufgabe laufen ganz liebe Kollegen von unserem grazer Segelclub mit dem Boot Marjana ein (liebe Grüße auch an die Bootseigener Monika und Gerhard!). Eine Riesenüberraschung und schöne gemeinsame Stunden!

Der Taxifahrer, den wir für eine Fahrt durch den Süden Saint Lucias chartern, hat auch schon Landeshauptmann Voves gefahren; er berichtet stolz davon und bringt uns in die schwefelige Einöde eines noch aktiven Vulkankraters, zu grauslichen Schlammquellen und zu tollen Aussichtspunkten. Schön ist’s hier wieder einmal!
Nach ein paar Tagen gehen wir aber wieder ankerauf, noch bevor es hell wird, mit Kurs Bequia, denn die Uhr (eigentlich eher der Kalender) tickt…
Bis bald
Uli & Peer