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April 19th, 2015:

Zuletzt in Japan

…aber auch sonst schon auf vielen Meeren gesegelt

 

Das ist “Capuccino-Klaus”, der uns nun schon zum zweiten Mal begleitet, und den wir so sehr schätzen gelernt haben. Selber Yachteigner mit jahrzehntelanger Erfahrung, wurde er in seinem langen Leben schon in vielerlei Hinsicht ernsthaft gebeutelt. Seine persönliche Konsequenz daraus ist, die Welt mit Interesse und Demut zu betrachten und allen Mitmenschen mit Geduld, Humor, endlosem Verständnis und Bescheidenheit zu begegnen. Immer hat er ein freundliches Wort oder ein verschmitztes Lächeln für alle übrig.

Klausi kommt in der Rodney Bay von St. Lucia an Bord, bringt einem dortigen Freund gleich ein Geburtstagsgeschenk, und wirft sein weniges Gepäck ins Vorschiff. Wir brauchen keine erklärenden Worte, alles ist selbstverständlich und unaufgeregt.

Zumindest einen unserer beiden von Bakterien versauten Dieseltanks haben wir hier inzwischen gereinigt und können daher wieder ohne Kanister-Pfusch motoren. In der Bucht winken wir der Besatzung der berühmten “Tres Hombres”, einer alten Brigantine unter österreichischem Kommando, die seit Jahren recht erfolgreich exquisiten Rum und andere Fair-Trade-Produkte transportiert, welche in Europa verkauft werden. Sie leben also noch, die alten Frachtensegler – ein schönes Projekt!

Da Klaus schon einige Antilleninseln kennt, richten wir den Bug nach Norden und setzen einen Kurs nach Martinique ab.

 

Die Bucht von Le Marin ist unglaublich voll (wie komischerweise – verglichen mit vorigem Jahr – auch alle anderen Orte bisher), es gibt keinen Platz im Hafen und wir müssen ziemlich weit draussen ankern. Gemeinsam mieten wir ein Auto und schauen uns die Highlights dieser schönen Insel an, von denen wir in vergangenen Blogeinträgen ja schon berichtet haben. Da Klaus mit fast jedem Wetter kann, braucht er Internet-Zugang weniger für Wetterberichte als für die ORF-Nachrichten. Das aktuelle Weltgeschehen ist ihm sehr wichtig. Seinen Spitznamen hat er übrigens deshalb, weil er beim Segeln alle laufend mit gutem Capuccino versorgt.

Unser nächster Stop ist Dominica, wo wir uns zunächst bei den Walskeletten von Roseau in der Dünung durchschütteln lassen und den Süden dieser wahrscheinlich ursprünglisten Antilleninsel besuchen. Bald geht’s aber weiter in die gute Ankerbucht von Portsmouth im Norden, wo wir auch wieder unseren alten Freund (ja, man kann das wirklich schon sagen) Martin treffen, der immer versucht, allen ankommenden Yachties die Schönheit seiner Heimat näherzubringen.

Einige Tage später laufen wir zu den Iles des Saintes aus, die auch wieder überfüllt sind und wo wir nur kurz übernachten. Bald bekommen wir ein gutes Wetterfenster für die Fahrt nach Guadeloupe und können Pointe à Pitre ausnahmsweise auf diesem meist so unangenehmen östlichen Kurs direkt anliegen. Nach wie vor halten wir diese Insel, schon aufgrund ihrer Größe und Vielfalt, für eine der interessantesten, mit ihren Gebirgen und Regenwäldern im Westen und den sanften Zuckerrohrhügeln im Osten. Auch Klaus hat’s gefallen. In der Marina Bas du Fort liegen noch einige der extremen Riesen-Trimarane, die kurz vorher hier ins Ziel der berühmten “Route du Rhum”-Regatta gekommen sind. Ende der Siebzigerjahre benötigte der Sieger für die Strecke von St. Malo in Frankreich hierher 28 Tage, heute schaffens die Rennmaschinen in rund einer Woche. Unglaublich, noch dazu einhand!

 

Ein paar Tage und einige Mietwagenkilometer später runden wir die Insel sehr schnell und unter viel Segeltuch wieder im Südwesten, verbringen noch zwei Schnorcheltage im Cousteau-Unterwasserpark vor Pigeon Island, erledigen den Zoll im windigen Des Haies und rauschen dann hoch am Wind und ziemlich nass nach Antigua. Bei acht bis neun Knoten Speed fragt Klaus “Capuccino?” aus dem Niedergang. In unserem geliebten English Harbour kennt man uns noch, und außerdem treffen wir hier die österreichische Yacht “Esperanza” wieder. Ein fröhliches Wiedersehen mit Martina und Florian, denen wir auf ihrer Weltumsegelung zuletzt auf den Kapverden begegnet sind. Nun machen wir die Gegend zu fünft unsicher, sitzen mit dem winzigen Leihauto fast auf allen Speed-Bumps auf und lassen uns in einer vereinsamten Kirche von Florians Klavierspiel auf dem alten Termiten-Piano verzaubern.

 

Da Klaus weiß, dass Uli und ich schlußendlich nach St. Maarten im Norden müssen, und er uns die mühsame Rückfahrt zu seinem Heimflug nach St. Lucia ersparen will, schlägt er vor, von hier mit einem Inselhüpfer dorthin zu fliegen. Nur wenige hätten soviel Verständnis gezeigt!

Es war eine wundervolle und interessante Reise! Bleib’ gesund, Klaus, auf dass Du noch tausende Meilen in Dein Kielwasser bringen mögest. Danke!!

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer