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April 23rd, 2015:

Ein außergewöhnlich starkes Paar

…von dem wir leider für längere Zeit Abschied nehmen müssen

 

Wir haben Euch Elke und Werner mit ihrer geliebten “NaJa” in der Vergangenheit ja schon kurz vorgestellt, zwei Persönlichkeiten, die zu innigen Freunden wurden und uns tief beeindruckt haben. Ohne auf allzu private Details einzugehen: Werner, von schwerer Krankheit gezeichnet und an einem Punkt angelangt, an dem fast alle von uns aufgegeben hätten, sagt “Scheiß drauf, laß uns losfahren!”, rettet einen im Hafen gesunkenen alten Fastnet-Racer (das Boot mit dem “schönsten Arsch” von allen!) vor dem Verfall, tauft es auf den einzig treffenden Namen “NaJa”, und bricht mit Elke zu großer Fahrt auf. Mit unglaublicher Hingabe trägt sie dieses – wirklich nicht immer einfache – Projekt mit. “Ka g’mahde Wies’n”. Seit unseren Tagen in Gibraltar kennen wir uns nun schon und lassen uns von gemeinsamer Zeit bereichern. Hätte ich einen Hut, so würde ich ihn öfter mal ziehen.

Nach ihrem Abstecher nach Brasilien und kurzen Begegnungen in Trinidad, Grenada und auf den Iles des Saintes, wollen wir uns nun Zeit für einander nehmen, vor allem, da es sehr fraglich ist, dass sich unsere Kurse in nächster Zeit wieder kreuzen werden. Der Schauplatz dafür ist zufälligerweise Nevis, die Schwesterinsel des Doppelstaates St. Kitts und Nevis, ein freundliches und ruhiges Eiland, das erst bei genauerem Hinsehen seine Schönheiten zeigt.

Wir laufen nach schneller Überfahrt von Guadeloupe zum großen Bojenfeld von Nevis und erkennen völlig überrascht, wie Werner uns in seinem Dinghi winkend entgegenrauscht, um uns beim Festmachen zu helfen. Einfach schön!

In den folgenden Tagen nehmen wir erst einmal den Speed raus. Wir chillen (oder “limen”, wie man auf den Antillen sagt) am Strand, schnorren uns mit wenig bestelltem Bier durch diverse WLAN-Spots, hören ein Konzert einer Gefängnis-Band auf Freigang und sehen auch andere Kuriositäten. Die Wiedersehensfreude macht uns leichtsinnig. In der Kultbar “Sunshine’s”, wo neben Fotos unzähliger prominenter Besucher auch Bilder vom “Göttlichen” (zusammen mit den frühen “Who”) hängen, trinken die Damen einige “Killerbees” und die Herren Carib. Spät am Abend wackeln wir zurück zum Dinghi, besteigen es bei mäßiger Brandung und kentern prompt durch. Samt Rücksäcken, Kleidern und Elektrogeräten! Das meiste hat’s überlebt, sogar der Außenborder, nur Werners iPhone mußte – wieder einmal – dran glauben. Kollateralschäden halt.

 

Ein Volksfest für verstärktes Ernährungsbewußtsein, der schöne botanische Garten, die Ruinen verlassener Zuckerrohrplantagen, ein riesiger Baobab, ein etwas gammeliges Thermalbad, Hinweise auf Schwulenbars, immer freundliche (natürlich falsche) Auskünfte, Ami-Hotels mit unglaublichen Preisen – es gibt so Vieles hier, man muß nur suchen.

 

Wie immer versucht Uli, uns auf den höchsten Berg der Insel zu treiben. Wir streiken erst kurz vor dem Gipfel, besuchen aber – neben ambitionierten jungen Mechanikern – am Rückweg ein aufgelassenes Luxushotel in einer ehemaligen Rumfabrik und diskutieren dessen Potential für eine Alters-WG. Langsam verblöden wir wirklich!

 

Die zwei Wochen verrinnen uns zwischen den Fingern, beim abwechselnden Kochen auf unseren Booten und beim Nachdenken über unsere jeweiligen Routenpläne. Elke und Werner überlegen zu unserer Bestürzung sogar, die Hurrikan-Saison aus Kostengründen in Venezuela zu verbringen, was derzeit eindeutig als zu gefährlich gilt. Auch wenn jede Reise natürlich Risiken birgt und unsere Fahrten für die meisten von uns finanzielle Gratwanderungen sind, so sind wir trotzdem sehr erleichtert, dass diese Idee mittlerweile vom Tisch ist.

Der Abschied wird etwas sentimental, mehr als sonst. Es bleibt nur, zu winken und “take care” zu rufen.

Wir bleiben in Kontakt, liebe Grüße an alle

Uli & Peer