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April 29th, 2015:

Der Kreis schließt sich

…nicht einmal 2000 Meilen und trotzdem so viel erlebt

Auf gutartigem Raumschotkurs laufen wir östlich der geheimnisvollen Insel Saba in Richtung Sint Maarten bzw. Saint Martin. Wir denken daran, wie wir im Dezember 2013 hier angekommen sind und dass wir in einer Stunde unseren damaligen Kurs kreuzen werden; an die Unzahl von Eindrücken und die vielen schönen Begegnungen mit alten und neuen Freunden. Bei aller Ambivalenz war es doch eine wunderbare Zeit, für die wir dankbar sind. Schade ist nur, dass wir diese Erlebnisse nicht öfter mit Euch teilen konnten.

Diesmal ankern wir im französischen Teil der Insel und gehen einige Tage später in die Marina, um das Boot für die lange Überfahrt zu den Azoren vorzubereiten, groß einzukaufen und die neuen Crewmitglieder zu empfangen: Xandi und Armin werden bald kommen, um Voodoochile mit mir über den Teich zu navigieren!

Uli muss ja leider von hier heimfliegen, um sich vereinbarungsgemäß wieder eine zeitlang um ihre Mutter zu kümmern, und wird daher auf der Langstrecke diesmal nicht dabei sein.

Viele Freunde sind schon hier (interessanterweise auch mehrere Reinke-Boote), mit verschiedensten Routenplänen: MAUNA LOA mit Martina und Dietmar, VEKTOR mit Monika und Harald, SAPPHIRE mit Brigitta und Horst, RESOLUTE mit Barbara und Hans, die SHORTLIST von Sarah und Ramses, sowie auch noch viele andere. Nicht mehr lange, und die Hurricane-Saison wird wieder alle in Deckung zwingen; nach Grenada oder Trinidad, nach Panama oder Curacao, in die USA oder über den Atlantik zu den Azoren bzw. nach Europa.

 

Neben dem Abarbeiten der üblichen To-Do-List haben wir aber auch etwas Zeit für unsere letzten karibischen Tage: mit Martina und Dietmar, die hier ihr schönes Schiff gegen ein kleineres tauschen wollen, kraxeln wir in der Mittagshitze auf einen Hügel, Uli und Brigitta checken die Schuhgeschäfte von Philipsburg, freitags ist natürlich der traditionelle Rock`n Roll Abend im “Lagoonies” angesagt, abends wird manchmal abwechselnd auf den Booten gekocht, denn die eleganten französischen Restaurants sind für uns alle zu teuer, und zwischendurch müssen wir Leguane von unserem Deck verscheuchen. Die sind zwar eigentlich nett, aber wenn sie bis in unsere Betten klettern…

 

Letzten Sommer hat der Hurricane “Gonzalo” hier in der Lagune fast 200 Yachten zerstört. Sofern sie noch schwimmfähig waren, wurden sie von den Behörden einfach ins tiefe Wasser geschleppt und samt Öl, Diesel und Batterien dort versenkt. Tolle “Lösung”!. Auch viele Gebäude und Hotels wurden stark beschädigt oder ganz ruiniert. Mit sehr gemischten Gefühlen schauen wir uns die Relikte an und können uns ungefähr vorstellen, wie die Nacht dieses relativ schwachen Wirbelsturms gewesen sein muss. Jetzt holen sich die Einheimischen – natürlich ohne viel zu fragen – alle noch brauchbaren Dingen aus den Ruinen und machen daraus Chillout-Plätze unter irgendwelchen Bäumen.

Ein Spaziergang führt uns zu einem schönen Schwulenstrand mit wunderbarem Blick auf den Sonnenuntergang. Selbstverständlich ok, und wir freuen uns für die Burschen, hier ein Plätzchen gefunden zu haben. Wenn sie aber nackt am Parkplatz Autos waschen, oder am Strand noch wesentlich weiter gesteckte Grenzen überschreiten, ist das doch etwas befremdlich.

Auch die Tatsache, dass nur ein paar Minuten von den größten Privatyachten der Welt die Sandler ziemlich vergiftet in ihre dreckigen Schlafsäcke steigen, oder dass sonntags in einer Apostolischen Kirche so intensiv Haß auf Andersgläubige gepredigt wird, dass es sogar den Einheimischen draußen vor der Tür zuviel wird, stimmt nachdenklich. Diebstähle und kleinere Überfälle stehen auf der Tagesordnung und die Gendarmen sehen angeblich öfter mal weg.

Wie Doris und Wolfi in ihrem schönen Blog (schaut mal rein http://www.seenomaden.at/ ) neulich so treffend formuliert haben: “Wir Westler haben alles und kriegen dennoch nie genug”. Die menschliche Gier muss einfach irgendwie reguliert werden, damit auch Schwellenländer wie die Antillen eine echte Chance bekommen.

Liebe Grüße an alle! Wir melden uns nochmals kurz vor dem Auslaufen

Uli & Peer