Über 30 Jahre war Gregor (natürlich mit seinen lieben Eltern und Schwestern) ein feiner Nachbar und Freund von uns in Laßnitzhöhe. Auch wenn wir nicht jeden Tag Kontakt haben, so war ein Besuch von oder bei ihnen jedesmal eine Freude. Als Eigner einer Yacht und leidenschaftlicher Segler weiß er natürlich, worauf’s wirklich ankommt. Am letzten Tag vor unserer Abreise von Graz hat er uns ein ganz besonderes Geschenk gebracht, das er selbst einem Freund (unbekannterweise vielen Dank auch an ihn!) für uns abgeluchst hat: einen Autopiloten! Dem fehlen zwar beim Segeln etwas die PS, aber unter Maschine oder Leichtwind steuert er VOODOOCHILE verläßlich und wir können daher unterwegs wieder pinkeln gehen oder Kaffee kochen.
Was das bedeutet, können alle Segler, die Nächte am Ruder verbracht haben, sicher ermessen.
Ganz herzlichen Dank, Gregor, und ein ewiges “Fair Winds”
Nur ungern laufen wir von Brindisi aus, es war einfach zu gemütlich. Das Meer zeigt sich heute vollkommen friedlich, die Luft ist heiß und schwül. Wir beobachten ein großes Gewitter, das uns ganz knapp nicht erwischt. Zur “Happy Hour” erreichen wir Otranto, müssen angesichts des Marinapreises sofort passen und ankern schließlich direkt vor der Altstadt. Wir rudern mit dem Dinghi ( der AB spinnt wieder einmal) an Land und werden sofort von der Stimmung dort überwältigt. Vor der Kulisse von Strandbädern, bei einem an sich modernen Chillout-Cafe, tanzen ältere Ladies zu lauten italienischen Schlagern aus den 50ern. Man glaubt sich in einem frühen Celentano-Film. Unpackbar!
Uli ist begeistert! Abends spazieren wir noch ein wenig durch die hübsche Stadt, schleppen Lebensmittel und finden keinen Internetzugang.
Am nächsten Morgen gehen wir ziemlich früh Anker auf, um ins Ionische Meer zu wechseln. Es soll eine lange Etappe werden, ca. 160 Meilen bis Roccella Ionica. Wir runden das wunderbare Kap Santa Maria di Leuca bei Flaute, wo unzählige kleine Fischerboote ihr Glück versuchen. Diese Nacht wird friedlich, es gibt auch Kaffee und vorgekochtes Gulyas, ganz anders als letztes Mal.
Um 0300 haben wir Crotone mit seinen Bohrinseln querab und sehen den noch fehlenden 65 Meilen zuversichtlich entgegen. Diverse Segelversuche scheitern aber immer wieder am fehlenden Wind. Dafür bleibt das Bier kalt. Bei Sonnenaufgang siehts wieder anders aus: eine elende Dünung – warum auch immer – aus dem Golf von Squillace bringt uns fast zum Stehen. Der Entschluß ist nicht einfach, die Meilen aufs Ziel aufzugeben, und zurück nach Crotone abzulaufen. Dort kommen wir gegen Mittag an und versuchen, wie unser Hafenhandbuch rät, einen Platz im Handelshafen, der bei dem kommenden Starkwind besseren Schutz bieten würde, zu bekommen. Man weist uns die Türe und schickt uns in die Marina Porto Vecchio, wo wir tanken und dann an die Muring gehen. Auffallend ist wieder die unglaubliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute. Trinkgelder werden sofort abgelehnt, und auf die Liegekosten gibt’s auf Anfrage sofort großzügigen Rabatt!
Am nächsten Tag erkunden wir die Stadt, mit der gewaltigen Festung, dem Markt und den charmanten Häusern, im Hintergrund die Berge Kalabriens. Es gibt zwar Hotels und Strände, die Saison ist aber vorbei.
Der Hafenführer hat recht (Porto Veccio ist bei Südwind ungemütlich), der Wetterbericht wieder einmal nicht: statt mit 25 Kn bläst’s wesentlich stärker. Die Ankerlieger geben auf und kommen mit wilden Manövern rein, ein deutscher Segler auf einer tollen Oyster berichtet von 52 Kn draussen am Meer. Im Hafen steht starker Schwell und wir ändern mehrmals unsere Leinen, um das Material nicht zu überlasten. Trotzdem: Crotone ist fast jede Reise Wert!