…über Formentera ins Mar Menor
In der Morgendämmerung laufen wir aus Mahon aus, bei schwachem Nasenwind motorsegeln wir an Mallorca vorbei nach Südwesten, in der Nacht wird die alte Welle weniger und wir kommen recht gut voran, auch wenn die Segel manchmal schlagen. Andrea und Isabella überholen uns und grüßen über Funk. Gegen Morgen kann endlich wieder der Autopilot übernehmen. Die Maschine bleibt an, denn die Ansteuerung von Formentera, unserem nächsten geplanten Stop, ist südlich von Ibiza knifflig. Wir wollen das noch bei Licht schaffen. Es gelingt auch tatsächlich, und wegen der Menge von Untiefen, Booten und Schnellfähren dort war das auch wichtig. Auf den Baleareninseln hat man, um das ökologisch wertvolle Seegras vor den vielen Ankern zu schützen, in vielen Buchten Muring-Bojen ausgebracht, an denen man zwei Tage lang gratis festmachen darf. Wir nützen die Gelegenheit an der Nordküste von Formentera, auch wenn alle Bojen für Boote unserer Größe besetzt sind. Es geht kaum Wind und sollte also gutgehen.
In der Früh motoren wir in den kleinen Hafen um zu bunkern und einen Wetterbericht aufzutreiben. Dieser, in fließendem Spanisch verfaßt, verspricht recht gute Bedingungen für unsere Überfahrt zum spanischen Festland. Uli verzichtet schweren Herzens auf die weißen Traumstrände, auf die sie sich lange gefreut hatte, und wir legen sofort wieder ab.
Was soll ich sagen: zuerst wenig Wind mit viel Dünung, in der Nacht frischt es bis 25 Knoten auf und wir steuern wieder bei drei bis vier Meter Welle durch die Nacht, immer zwischen vielen Frachtern. Irgendwann überqueren wir den Null-Meridian – doch irgendwie ein Meilenstein! Ursprünglich wollten wir bis Cartagena, aber in der Früh haben wir genug und laufen das sogenannte Mar Menor an, ein kleines Binnenmeer, erreichbar durch einen Kanal mit einer Brücke. Wir warten vor Anker, bis diese geöffnet wird und fahren in das ruhige Gewässer ein. Ankern, ein Bier, dann schlafen.
Abends gibt’s einen Spaziergang durch diese seltsame, synthetische Welt. Hunderte von unverkäuflichen, leerstehenden Appartments, rund um verlassene Marinas und leere Strände. Die wenigen Leute sind wieder ausgesprochen nett und hilfsbereit. Die Gier hat diesen interessanten Landstrich zu einer Wüste gemacht, die “Krise” hat lediglich den Zeitpunkt des Scheiterns und das Ende der Spekulation bestimmt.
Vermutlich war’s einmal sehr schön hier!
Liebe Grüße an alle
Uli & Peer