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May 9th, 2014:

Ausstieg

…oder Ausstieg vom Ausstieg

Angeblich sagen ja ein paar Bilder mehr als tausend Worte. Also gut, hier sind welche:

Es kann viele Gründe geben: gesundheitliche oder finanzielle Probleme, Tropenstürme, Familienangelegenheiten und Beziehungsgeschichten, Verwicklung in dubiose Machenschaften oder einfach fehlerhafte Navigation.
Auf jeden Fall möchten wir dieser uns unbekannten Schicksale manchmal gedenken, und uns bemühen, künftig noch etwas demütiger zu sein. Vielleicht jammern wir ja gelegentlich doch auf zu hohem Niveau…

Wir bleiben in Kontakt
Uli & Peer

mehr als 700 Tage

…also rund zwei Jahre sind wir jetzt unterwegs. Doch ein kleines Jubiläum!

Solange ist es jetzt schon her, dass Ihr mit uns die blecherne VOODOOCHILE in San Giorgio ins Wasser geschmissen habt. Wir denken an die unzähligen Helfer, die den Endspurt und das ganze Projekt durch ihren Einsatz möglich gemacht haben, an den Moment, als Doris, Wolfi und Ulrich uns zur ersten Probefahrt praktisch „aus dem Hafen getreten” haben, die Abreise mit dem – höflich ausgedrückt – unfertigen Schiff, die ersten lieben Crews, die großzügig über die vielen Unzulänglichkeiten hinweggesehen haben, die schöne und anstrengende Fahrt durchs Mittelmeer ohne Autopilot, die unverhofften wunderbaren Monate in Andalusien und auf den Kanaren, die phantastischen langen Fahrten auf dem Atlantik, und schließlich die Landung auf den karibischen Inseln.

Soviel gab’s zu bestaunen, so viele interessante Menschen haben unseren Weg gekreuzt, an so vielen verschiedenen Schicksalen haben wir irgendwie teilgehabt. Es gab ein paar bange Momente, ein paar Unterbrechungen und – vor allem anfangs – viele Unsicherheiten.
Manchmal fühlen wir uns auch alt – aber so richtig….

Doch dann kommen sofort wieder die Backfische in uns durch, und mit großen Augen geht’s wieder auf zu neuen, grandiosen und teilweise auch schrägen Erlebnissen.

Auch wenn wir uns jetzt heimlich eingestehen, uns doch schon etwas auf die Reise nach Österreich zu freuen, auf unsere „Kinder“ und die vielen guten Freunde dort, so möchten wir keine Minute dieser Reise missen. Wir bereuen nichts!

Liebe Grüße
Uli & Peer

schöner wohnen

…oder das Land der vielen Rümpfe

Es tut mir leid, es muss sein: jetzt werde ich mich hier durch einen kleinen Exkurs in die Welt der Katamarane outen (ohne jegliche eigene, einschlägige Erfahrung oder Kompetenz, höchst subjektiv und unfair, und daher bitte auch nicht allzu ernst zu nehmen).

Martinique ist offensichtlich ein französisches Synonym für “Mehrrumpfboote”, die hier in beängstigender Anzahl ihre Charter-Heimat gefunden haben. Ich rede nicht von den teilweise winzigen, tapferen Kats, die ihren kleinen Crews lange, sichere und glückliche Reisen ermöglichen; nicht von den spartanischen Wharrham’s, leicht und schnell wie polynesische Proas; nicht von großen, anmutigen Outremer‘s, und schon gar nicht von den reinrassigen Rennmaschinen mit ihrem fast unvorstellbaren Speed. Die Rede ist von dem Riesenhaufen französischer Billig-Pontons mit senkrechten, grünen Fenstern, die hier den Traum vom Segelurlaub verkörpern sollen, und die jeden Samstag von unermüdlichen Marineros aufs neue repariert werden müssen.

Die durchschnittliche Charterwoche wird in fünf Phasen eingeteilt:

Phase 1) Ankunft der Crew, Bestaunen des gemieteten Riesenteils, aufgeregtes Feiern bis in den frühen Morgen der acht- bis zehnköpfigen Crews
Phase 2) Ablegen in freudiger Erwartung unter Vollzeug – bis sie aus der Abdeckung des Hafens kommen
Phase 3a) chaotisches Bergen der großen, schlagenden Tücher
Phase 3b) wie Phase 3a, jedoch zusätzlich mit Patenthalse; anschließend Motorfahrt mit ernsten Gesichtern in die vom Vercharterer empfohlene nahe Ankerbucht
Phase 4) Kurzstag-Ankern unter Kollegen, glückliches Baden und Grillen
Phase 5) Papierkram wegen der Versicherung…

Die ganze Diskussion über Ein- oder Mehrrumpfer ist selbstverständlich Unsinn und müßig. Verglichen mit der Adria sind die Ankerbuchten hier nie frei von Schwell und, während wir uns am Tisch oder Bett festhalten, schauen wir neidisch zu den anderen rüber, die davon nichts mitkriegen. Das eigentliche Problem ist die Optik – sie sind so abgrundtief SCHIACH!!!
Seenomadin Doris hat auf der Bootsmesse in Tulln auf die Frage, was ihr beim „idealen Fahrtenboot“ besonders wichtig wäre, gemeint, auch dessen Schönheit wäre entscheidend.

Lassen wir das mal so stehen.

Etwas profaner sieht das Kurt Reinke im Vorwort zu seinem Standardwerk „Yachtbau“: Katamarane sind nicht selbstaufrichtend, daher keine Yachten im Sinne der Definition und folglich kein Thema dieses Buches. Punktum!

Voodoochile wird weiterhin ihre rote Nase etwas verschämt zwischen diesen GFK-Träumen herausstecken, und wir werden uns weiterhin manchmal wünschen, aufrecht am Boot gehen zu können, uns im Bett nicht festhalten und wie die Affen durchs Cockpit turnen zu müssen. Dafür hat unser Boot aber auf der Unterseite des Rumpfes keine Luken zum Aussteigen….

Liebe Grüße
Peer
(Uli möchte sich von diesem Blödsinn lieber distanzieren)