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June 4th, 2014:

Manchmal übersehenes Kleinod

…schon ein wenig abseits der Charterrouten

Mayreau ist die vorletzte bewohnte Insel von “St. Vincent und den Grenadinen”, etwas unscheinbar und mit weniger klingendem Namen als beispielsweise Union Island, wo viele Chartertörns ihren Umkehrpunkt planen. Die beiden geschützten Buchten an der Westküste, Salt Whistle Bay und Saline Bay, präsentieren sich daher eher ruhig und es herrscht wieder die Szene der Fahrtensegler vor, deren Zeitdruck überschaubar ist. Die meisten besitzen statt Uhren lediglich Kalender.

Auch hier wird offensichtlich, dass die Saison vorbei ist; die wenigen Bars und Souvenierstandl’n laufen auf Standby. Verglichen mit dem Norden ist es auffallend sauber hier und viel ruhiger. Ausgesprochen sympathisch und ziemlich heiß. Da wir nach Uli’s Meinung gerade in der „falschen“ Bucht liegen, müssen wir den perfekten Strand der Salt Whistle Bay per „Bergtour“ bei gut 32° zu Fuß ansteuern. Alle Insulaner grüßen freundlich und lächeln uns zu, das Kirchlein am höchsten Hügel ist pittoresk. Wir sind gern hier, und der schon „herbstlich verlassene“ Strand erfüllt auch jede Erwartung. Trotzdem bin ich eigentlich schon zu faul, um zu jeder romantischen Palme zu pilgern. Auch bin ich eine Enttäuschung als Fotograph, der Bilder von meiner ewig jugendlichen Crew machen soll. Bei jeder Rast haben wir freundliche Hunde an unserer Seite; Gitti und Fritz erinnern sich an frühere Reisen hierher.

Insgesamt eher unspektakulär, aber vielleicht gerade deshalb so reizvoll. In der Saison legen hier angeblich immer wieder mal Kreuzfahrer an – wir vermissen sie nicht wirklich.
Die nächste Station wird Union Island sein – ein beliebter Stopp aller Segler auf Südkurs
Wir bleiben in Kontakt
Uli & Peer

endlich sind sie weiß

…Uli’s Traumstrände, wegen denen wir so weit gereist sind

Im Gegensatz zum gängigen europäischen Klischee sind die meisten Antilleninseln – mit Ausnahme jener ganz im Norden – vulkanischen Ursprungs und die Strände daher braun oder schwarz. Uli hatte immer ein anderes Bild im Kopf (und mich auch immer wieder daran erinnert): weißer Korallensand müsse es sein, ähnlich wie auf den Malediven, mit Palmen, die ins Wasser hängen.
Na gut, fahren wir also hin, durch ein Gewirr von Untiefen, Inselchen und Riffen. Die weltberühmten Tobago Cays liegen vor uns, drei winzige Eilande (auf den Malediven würde man das Szenario kaum erwähnen), umgeben von einem langen Saumriff. Wirklich schön, mit klarem Wasser und ziemlich windig. Auf die Ankerplätze kommen jeden Abend viele Segler, vor allem Chartercrews.

Zugegeben: das Schnorcheln hinter dem bunten Riff oder in dem von Naturpark-Rangern gut bewachten Schildkröten-Schutzgebiet ist wunderbar und eines Abends schwimmt auch ein Ammenhai direkt unter Voodoochiles Bauch im türkisen Wasser. Die freundlichen Boat-Boys laden zu Grill-Parties am Strand und beim Boccia mit der Crew der Tifricat geht’s hochkonzentriert zu.

Nach einigen Tagen glauben wir jedoch, alles gesehen zu haben und auch der kaum geschützte Ankerplatz wird im zunehmenden Wind immer unruhiger. Also brechen wir auf, nur ein kurzes Stück weiter zur Insel Mayreau.

Liebe Grüße
Uli & Peer

Von Walen und Menschen

manchmal wird man ganz still…

Die nächste der “Windward Islands” (von den Briten so genannt, da es mit den alten Rahseglern schwierig war, gegenan dorthin zu kommen), die wir besuchen wollen, ist Bequia, südlich von St. Vincent, immerhin über 50 Meilen entfernt. Noch bevor es hell wird, schleichen wir aus unserer hübschen Bucht und können sofort Segel setzen. Im ersten Licht sehen wir noch einmal die berühmten Pitons von See aus. Bald darauf erfaßt uns wieder der Passat und es geht richtig dahin.
Plötzlich sehen wir im mäßigen Seegang den Blas von mehreren Walen, die offensichtlich genau auf Gegenkurs schwimmen. Auch wenn wir gewollt hätten, könnten wir nicht mehr verhindern, direkt durch die Schule von sieben oder acht großen Walen hindurchzulaufen. Gemächlich schwimmen sie an Voodoochile vorbei, einige im Abstand von weniger als fünf Metern. Unfaßbar!! Ganz deutlich kann man an der Form der Köpfe erkennen, dass es sich um Pottwale handelt, einige über zehn Meter groß. Uli springt nach der Kamera, aber leider gelingen uns wieder einmal keine guten Bilder. Auch bei Delphinen ist es meist so. Wir trauern um die alten analogen Kameras, die im gewünschten Augenblick auch auslösten. Für uns ist das Zuschauen ohnehin schöner, aber wir hätten Euch gerne durch gute Fotos daran teilhaben lassen.

Die Faszination der großen Meeretiere auf Menschen ist ungebrochen und auch durch gemeinsame Evolutionsschritte kaum zu erklären. Wie auch immer – wir hatten, im Gegensatz zu vielen anderen Crews, diesbezüglich großes Glück. Zuerst schon vor Sizilien und bei den Balearen, dann mehrmals im Ostatlantik und schließlich – so intensiv – hier im karibischen Meer.
Dazu fällt uns eine Begebenheit auf St. Kitts ein: an der stürmischen Ostküste dort sahen wir einen neugebauten kleinen Fischerhafen mit gutem Wellenbrecher, und man erklärte uns, dass dieser ein “Geschenk” der Japaner wäre. Zuerst vermuteten wir, dass dadurch die Lieferung von Toyotas angekurbelt werden sollte, aber später erfuhren wir, dass Japan sich damit die Stimme St. Kitts’ für ihre Walfangpläne erkauft hatten. In den 80er Jahren wurde ja erstmals ein Moratorium zur Beschränkung des Walfangs durch die IWC (International Whaling Commission) erlassen, wobei jedes noch so kleine Land darin je eine Stimme hatte.
Nachdenklich laufen wir weiter, in Lee vorbei an St. Vincent, der Hauptinsel der Grenadinen, die wir auslassen, da man immer wieder von dortigen Sicherheitsproblemen und Überfällen hört, und kommen am späten Nachmittag in die Admirality Bay vor Port Elizabeth, eine beliebte und gut geschützte Bucht von Bequia. Franzi, Wolfgang und viele Andere haben von hier geschwärmt.
Zu unserer Freude treffen wir auch wieder Gitti und Fritz mit ihrer “Tifricat”, die die Karibik von langen Reisen gut kennen und uns immer wieder beraten. Der Ort ist sehr sympathisch, die Leute lieb, das Wasser erstmals fast kristallklar, trotz der vielen Boote. Am schönsten Platz der Bucht findet man an einem (künstlich angelegten) Traumstrand ein ehemals luxuriöses, nun aber verlassenes Bungalow-Hotel eines italienischen Investors, der mittlerweile im Häf’n sitzt. Jetzt chillen hier ein paar Einheimische und eine Kuh weidet zwischen den netten Häuschen. Auch ok! Außerdem kann man mit dem Wasser aus den Zisternen duschen.

Ein paar Tage lassen wir das Ganze auf uns wirken, aber dann soll’s endlich zu Uli’s weißen Sandstränden auf die Tobago Cays gehen.

Liebe Grüße
Uli & Peer