…, die Stiere, ohne die auf Terceira nichts ginge
Die Legende besagt, dass einst eine Belagerung durch die Spanier nur vereitelt werden konnte, indem eine azorische Gräfin die Stiere ihres Hofes gegen die Invasoren hetzte. Also Ehre, wem Ehre gebührt!
Jeder größere Bauer, der etwas auf sich hält, liefert nicht nur jede Menge Milch von friedlichen Kühen, sondern züchtet nebenher auch böse, schwarze Stiere. Diese werden dringend für die im Sommer fast täglich irgendwo stattfindenden “portugiesischen Stierkämpfe”, die Touradas à corda, benötigt. Sie werden schon von klein auf darauf vorbereitet.
Bei dieser ziemlich rustikalen Unterhaltungsform geht es – bis auf einige Kratzer vielleicht – ganz unblutig zu. An Bedeutung stehen sie aber unseren sommerlichen Feuerwehrfesten in nichts nach. Auch nicht beim dazugehörigen Bierkonsum. Die grimmigen schwarzen Bullen bekommen als Notbremse einen 50 Meter langen Strick um den Hals, an dem sie notfalls von einigen kräftigen Jungs zur Landung gezwungen werden können, ob in den Gässchen der Dörfer oder manchmal auch am Strand. Bei den Events steht die ganze lokale Bevölkerung in meist sicherem Abstand, hinter Zäunen und auf Balkonen, und applaudiert den mutigsten der tapferen Burschen, die die im eigenen Testosteron schwimmenden Bestien mit Regenschirmen traktieren.
Aber ganz so ohne ist das nicht. Wir haben erlebt, dass für die Stiere – sind sie erst einmal aus ihrer Siesta erwacht – eineinhalb Meter hohe Steinmauern oder Doka-Tafeln keine wirklichen Hindernisse sind. Manchmal wird’s ganz schön knapp und auch wir mußten einmal richtig laufen. Ernsthafte Unfälle sind aber selten.
Je öfter jemand von einem bestimmten Stier “beinahe aufgespießt” wird und je höher also der Unterhaltungswert, desto größer ist auch der Ruhm des Züchters, aus dessen Stall das Ungeheuer stammt.
Andere Länder, andere Sitten. Naja, irgendwann geht für den Stier auch dieser Tag vorbei und er darf dann wieder ein Jahr lang Hortensien naschen und für Nachwuchs sorgen.
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Uli & Peer