…30 Jahre nach Club Med
Am Morgen zeigt sich, wie schön die Bucht östlich der Stadt ist. Bizarre Felsen, klares Wasser, hohe Berge dahinter. Wir verlegen VOODOOCHILE an einen Ankerplatz und machen uns auf die – wie immer vordringliche – Suche nach dem Wetterbericht (sprich Internetzugang). Diesen finden wir, neben überteuerten Drinks, im schönen Hotel „Le Calette“, oberhalb der Bucht.
Eigenartig: obwohl die Wettervorhersagen in meinen nun doch schon einigen Segeljahren noch nie so falsch waren, und wir uns erst daran gewöhnen müssen, mit ganz anderen als den angekündigten Bedingungen konfrontiert zu werden, klammert man sich daran und räumt dem Wetterbericht höhere Priorität ein als Wasser, Lebensmitteln oder Diesel. Naja!
Nach längerer Siesta rudern wir an Land. Das Städtchen ist sehr touristisch, aber einmalig schön, mit seinen schmalen Gassen und dem bunten Treiben. Eine uralte Siedlung, teilweise 500 Jahre v. C. entstanden. Es fällt auf, dass man von keinem Platz in der Stadt das Meer sehen kann, nicht einmal von der höher gelegenen Kathedrale. Am Domplatz singen zwei ältere sizilianische Guitarreros (Telecaster und Les Paul) schöne Duette. Das hilft über die Aussicht auf einen 5 km Fußmarsch mit 20 Kg Lebensmitteln hinweg. Wir wollen früh in die Kojen, denn am nächsten Tag starten wir zu unserer bisher längsten Etappe, 300 Seemeilen nach Sardinien (drei Tage und zwei Nächte).
Anker auf bei Sonnenaufgang und los geht’s. Es wird schon merklich später hell; der Herbst kommt und wir stehen weiter im Westen. Endlich können wir wieder alle Segel setzen, wenn auch nur für einige Stunden. Uli kocht – wie immer – hervorragend und die erste Nacht ist bald vorbei. Es ist warm und extrem feucht.
Am nächsten Tag ist unser 28. Hochzeitstag, ein Anlaß für längeres Tratschen und eine Flasche Champagner. Keinen Tag möchte ich missen! Wir denken an die Kinder und an unsere Freunde, und an die letzten drei Jahrzehnte…
Gegen Morgen der zweiten Nacht, schon in Sichtweite der Leuchtfeuer von Sardinien, nimmt der Wind langsam aber ständig zu. Die Seenomaden haben uns vor dem berüchtigten Kap-Effekt vor der Südspitze Sardiniens gewarnt. Binnen einer Stunde haben wir Windstärke 5+ und fast drei Meter Welle, glücklicherweise beides von hinten. Erstaunlicherweise dreht der Wind um fast 100 ° mit unserem Kurs mit und schiebt uns mit 7 bis 8 Knoten um die Ecke. Wir kreuzen den Kurs eines österreichischen Katamarans, der heftig gegenan zu kreuzen versucht, und dessen Namen wir leider nicht erkennen können.
Unsere Freunde Andi & Kudi von der „Uhuru“ haben uns Carloforte auf der Insel San Pietro ans Herz gelegt, und auch Heinz hat es hier, auf seiner seinerzeitigen Abenteuerfahrt über Algier, sehr gut gefallen. Wir konzentrieren uns bei der Ansteuerung durch sehr seichte Gewässer und legen am frühen Nachmittag am Steg von Nicola (Marineservice) an, der uns sofort begnadigt (20,- EUR/Tag!).
Jetzt aber pennen!
Liebe Grüße an alle
Uli & Peer