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Scylla und Charybdis

…geheimnisvolle Strudel und ein neues Meer

 

Die alte Dünung der vergangenen stürmischen Winde im Golf von Taranto beutelt uns noch einigermaßen, nachdem wir im Morgengrauen gemeinsam mit „Rose“ und „Sibiria“ die Leinen losgemacht haben, alle mit Kurs Südwest. Bald runden wir (zum zweiten Mal) das Cap Colonne und am Nachmittag verschwindet „Rose“ voraus und „Sibiria“ achteraus auf der Kimm. Es ist fast windstill und der Seegang hat deutlich nachgelassen. Es wird eine ruhige, gemütliche Nacht, und da wir nicht steuern müssen, kommen wir doch abwechselnd zu einigem Schlaf. Leider läuft größtenteils die Maschine mit.

Um 0300 biegen wir in die Straße von Messina ein, und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich um Haaresbreite in die Netze einer großen Fischfarm gelaufen wäre, wenn nicht die kümmerlichen Leuchten im letzten Augenblick zu sehen gewesen wären. Im Handbuch ist das Hindernis – wie sich später herausstellt – sehr wohl erwähnt. Man soll halt doch sorgfältiger vorbereiten!

Je schmäler die Wasserstraße wird, desto mehr Schiffsverkehr beschäftigt uns. Die Landschaft auf beiden Seiten ist grandios, und bei Sonnenaufgang gelangen wir in die berühmten Strudel, von denen uns Heinz und andere erzählt hatten. Das Ionische und das Tyrrhenische Meer, mit ihren unterschiedlichen Temperaturen und Dichten, vermischen sich hier vehement, und jetzt, bei Neumond und Springtide, kommt auch noch starke Strömung dazu. Etwas unheimlich ist es schon und an einigen Stellen ist das Kurshalten unmöglich. Die vielen Delphine rundum kümmert’s kaum.

 

Das Wetter ist gut und wir sind fit. Also beschließen wir, auf Lipari zu verzichten, noch 50 Meilen nach Westen draufzulegen, und Cefalu an Siziliens Nordküste anzulaufen.

Da passiert das große Ereignis: „Here she spouts!!!“ hätte Melville seine Protagonisten rufen lassen. Knapp 100 Meter vor uns taucht ein großer Wal auf, bläst mehrmals und zeigt schließlich sogar die riesige Schwanzflosse. Wie auf den Azoren gelernt, ändern wir den Kurs, um uns nicht von hinten zu nähern und den Wal dadurch zu erschrecken. Leider taucht er dann ab und kommt nicht mehr wieder.

Lange haben wir darauf gewartet!

Um 0100 steuern wir den Hafen von Cefalu an (probeweise mit C-Map als Backup). Relativ einfache Übung. Wir haben keinen Bock mehr, noch lange nach dem Idealplatz zu suchen und gehen am Versorgungssteg längsseits.

Eine großartige Etappe!

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

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