…nach so langer Pause wieder zu einer Art von Routine zurückzukehren!
Trotzdem wollen wir versuchen – ohne Anspruch auf Chronologie und Vollständigkeit – Euch in den nächsten Tagen von unserer “irrtümlichen andalusischen Reise” zu berichten.
La Linea de la Concepcion, direkt auf der spanischen Seite der Grenze zu Gibraltar, nur wenige Gehminuten vom “Affenberg”, ist ein recht lebhafter Ort, mit eigenartigem Charme. Hier liegen wir nun, in der modernen aber billigen Marina Alcaidesa, zusammen mit vielen winterlich verlassenen Booten und einigen spanischen, englischen und deutschen Yachties, die basteln oder sich mit Tratsch die Zeit bis zum kommenden Frühling vertreiben. Weniger die Kompetenz als vor allem die Liebenswürdigkeit der Marina-Mitarbeiter steht hier im Vordergrund; oft müssen wir uns bei den ewig vorherrschenden Starkwinden um Leinen und Fender kümmern. Es gibt immer wieder Schäden an so manchem Boot. Mehrere “festgefahrene” Eigner leben davon, ihre Kojen an die vielen junges Crews zu vermieten, die hier mit Sitar und Bongos, frei von jeglicher nautischer Erfahrung, aber voller Begeisterung, auf eine Mitfahrgelegenheit richtung Karibik oder Südamerika hoffen.
Es ist wirklich ein schräger Platz, wo die unmittelbare Nähe des teilweise bitterarmen spanischen Südens (La Linea hat angeblich fast 50% Arbeitslosigkeit) zum florierenden Steuerparadies Gibraltar, das ohne jegliche Einschränkungen durch Schengen den weltweiten Zockern alle Möglichkeiten bietet und sich, abgesehen von verklärter Geschichtbetrachtung, auch mit England kaum verbunden fühlt, immer wieder zu kabaretthaftem Kleinkrieg durch künstlich herbeigeführte Grenzstaus oder Interventionen der Küstenwache führt. Kurz nach solchen Ereignissen entschuldigt sich Madrid dann jeweils und richtet London aus, dass man hier eigentlich nichts verloren hätte. Die Legende besagt, dass sich England, wenn der letzte Affe “The Rock” verlassen hätte, von hier zurückziehen würde. Demzufolge werden die vier Makaken-Clans gehegt und gepflegt, trotz Inzuchtproblemen.
Es gibt für uns Yachties also jede Menge zu erleben. Bei zehn bis fünfzehn Grad, viel Wind und manchmal auch Regen, erkunden wir die Umgebung, und die Schönheit von Andalusien beeindruckt uns tief. Tapas, Flamenco und Stierkampf-Legenden sind omnipräsent und diese Kultur wird auch gelebt.
An der “Lichtküste” (Costa de la Luz) finden wir Orte wie Algeciras (geschäftiger Container-Hafen, Geburtsstadt von Paco de Lucia), Tarifa (Windsurf- und Kite-Mekka mit pittoresker Altstadt und vielen jungen VW-Bus-Crews), Barbate (ehemalige Thunfisch-Hauptstadt des Generalissimo), Kap Trafalgar (peinliche Niederlage gegen Horatio Nelson), Vejer (größtes weißes Dorf an der Küste), Cadiz und Puerto Santa Maria (Kolumbus…) und Jerez (großartige Sherry-Kellereien); im Landesinneren natürlich Sevilla (einer der schönsten und sympathischsten Plätze, die man sich überhaupt vorstellen kann), Ronda (malerisches Highlight mit beeindruckender Schlucht und viel Tourismus), Castellar (uraltes Festungsstädtchen mit Fernsicht bis ins Rif-Gebirge und vielen freilebenden Adlern), etc., etc.
Unterwegs auf guten Straßen mit wenig Verkehr erleben wir sowohl die sanften Hügel und Sümpfe am Atlantik, mit ihren eleganten Haziendas, Rinderherden und Windparks, als auch die wilden Berge am Mittelmeer, alles derzeit in saftigem Grün und mit blühenden Mandelbäumen, Korkeichen und Orangen. Selbst die unzähligen Storchenpaare weisen darauf hin, dass wir in Österreich mit zu kleinen Maßstäben gemessen haben.
An manchen schönen Wintertagen haben wir die “Straight of Gib” auch segelnd unsicher gemacht, um den Bart an Voodoochile’s Rumpf nicht allzu lang werden zu lassen. Ceuta zum Beispiel ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, ganz abgesehen von den vielen Delphinen und sogar einem Hai unterwegs.
Der profane Alltag war von kurzen Heimflügen aus familiären, gesundheitlichen und technischen Gründen geprägt, wie von Arbeit vor Ort bei Eric, unserem südafrikanischen Yachtspezialisten. Uli hat einen Spanischlehrer für einige andere Yachties und uns organisiert, aber meine persönlichen Erfolge in Espaniol sind bescheiden und der andalusische Dialekt bleibt schlichtweg unverständlich.
Im nächsten Beitrag wollen wir kurz über die vielen lieben Besuche berichten, die wir hier im Outback empfangen durften.
Wir bleiben in Kontakt
Uli & Peer