…und ein bisschen “Thailand für Frauen”
Ganz offensichtlich üben die schwarzen Kariben, mit ihren perfekten muskulösen Körpern, eine gewisse Faszination auf hellhäutige Frauen aus, denn es dürfte einige Tradition haben und eindeutige Gründe, warum Mädl’s aus den USA oder Europa hierherkommen. Immer wieder wird Uli in dieser Angelegenheit unzweideutig angesprochen. Ist dieses Mißverständnis aber erst aufgeklärt, dann lassen die Typen sofort nach und verabschieden sich freundlich. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber natürlich genauso legitim (oder eben nicht) wie “andersrum” im fernen Osten. Unerfreulich ist nur, dass man sich – vor allem abends – als Frau ohne männliche Begleitung beim Spazierengehen oder beim Tanzen nicht besonders wohl fühlt.
Wir hören oder lesen immer wieder Geschichten von Europäerinnen, die sich unsterblich in diese coolen, schönen, gefühlvollen und durchgeistigten “Rastas” verlieben und im Extremfall sogar hierherziehen, um ihr Glück zu finden. Sie scheitern fast ausnahmslos. Die Männer sind Machos (wie sonst auch), trinken und kiffen, und haben mit der eigentlichen Rasta-Kultur rein gar nichts am Hut. Außerdem lieben sie angeblich in Wirklichkeit weitaus “weiblichere” Formen, als unser Schönheitsideal vorschreibt. Diese Touri-Liaisonen haben lediglich wirtschaftliche und vielleicht auch sportliche Gründe.
Wie dem auch sei: unsere Erfahrungen mit den Inselvölkchen sind bisher zu 99% positiv, und das setzt sich auch auf Union Island, der letzten Insel des Staates St. Vincent, fort.
Bunt, vielfältig, freundlich, und alles wird nicht so eng gesehen, wie in Europa. Während der Arbeit am Computer sehen wir den Ammenhaien im “Pool” zu, eine Wanderung auf die “Berge” oberhalb der Clifton Bay bietet Eindrücke von arm und reich, sowie in den Bootsbau am Berg, den wir ja aus eigener Erfahrung kennen. Per Fähre kommen hunderte Menschen von anderen Inseln, um einen sympathischen Gottesdienst mit schönen Gospels zu feiern; ihre farbenfrohen traditionellen Trachten lassen unsere Messen vergleichsweise trübselig aussehen.
Ein älteres englisches Tierarzt-Paar hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich hier um die vielen Hunde, Katzen, Ziegen (und vielleicht auch Leguane), ob frei lebend oder von besorgten Tierbesitzern, zu kümmern. Lautstark und mit vielen Zetteln versuchen sie, so etwas wie geregelten Praxis-Betrieb aufrecht zu erhalten. Es dürfte funktionieren.
Auf “Happy Island”, einer künstlichen, 30 Meter langen Insel am Korallenriff, setzt man auf Ausflugsboote, seit langem wieder einmal auf Reggae und auf das immerwährende, dringende “Sundowner-Bedürfnis” der Yachties.
A propos Musik: mein persönlicher Bedarf an “Soca” (überlauter, extrem langweiliger, kommerzieller und industriell gefertigter “Rap”) ist nachhaltig gedeckt. Inzwischen flüchte ich – wenn möglich – vor allen Lärminseln, was gar nicht so einfach ist. Vielleicht tue ich diesen Songs Unrecht, da ich kein einziges Wort verstehen kann, aber ich bezweifle irgendwie die Tiefsinnigkeit der Texte. Oft ist darin von “Relax” die Rede – aber wovon eigentlich? Vom Extrem-Beat dieser “Musik”? Ich liebe laute Musik in vielen Facetten, aber das hier ist reiner Lärm für mich und tut weh. Wo sind die einfühlsamen, ernsthaften Lieder eines Bob Marley oder der Zorn von Peter Tosh? Irgendwo muß es noch solche Musiker geben. Mittlerweile atmen wir alle auf, wenn irrtümlich einmal Reggae aufgelegt wird. Vor allem Fritz, als kompromißloser Rock’n Roller und Zappa-Addict, hält’s oft nicht mehr aus. Die Disco-Queen in Voodoochiles Crew geht damit etwas großzügiger um.
Nach einigen Tagen klarieren wir aus für Grenada, unserer letzten Station vor Trinidad. Man hat uns viel Positives von dort versprochen – schau’ma mal
Liebe Grüße
Uli & Peer