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April, 2015:

Der Kreis schließt sich

…nicht einmal 2000 Meilen und trotzdem so viel erlebt

Auf gutartigem Raumschotkurs laufen wir östlich der geheimnisvollen Insel Saba in Richtung Sint Maarten bzw. Saint Martin. Wir denken daran, wie wir im Dezember 2013 hier angekommen sind und dass wir in einer Stunde unseren damaligen Kurs kreuzen werden; an die Unzahl von Eindrücken und die vielen schönen Begegnungen mit alten und neuen Freunden. Bei aller Ambivalenz war es doch eine wunderbare Zeit, für die wir dankbar sind. Schade ist nur, dass wir diese Erlebnisse nicht öfter mit Euch teilen konnten.

Diesmal ankern wir im französischen Teil der Insel und gehen einige Tage später in die Marina, um das Boot für die lange Überfahrt zu den Azoren vorzubereiten, groß einzukaufen und die neuen Crewmitglieder zu empfangen: Xandi und Armin werden bald kommen, um Voodoochile mit mir über den Teich zu navigieren!

Uli muss ja leider von hier heimfliegen, um sich vereinbarungsgemäß wieder eine zeitlang um ihre Mutter zu kümmern, und wird daher auf der Langstrecke diesmal nicht dabei sein.

Viele Freunde sind schon hier (interessanterweise auch mehrere Reinke-Boote), mit verschiedensten Routenplänen: MAUNA LOA mit Martina und Dietmar, VEKTOR mit Monika und Harald, SAPPHIRE mit Brigitta und Horst, RESOLUTE mit Barbara und Hans, die SHORTLIST von Sarah und Ramses, sowie auch noch viele andere. Nicht mehr lange, und die Hurricane-Saison wird wieder alle in Deckung zwingen; nach Grenada oder Trinidad, nach Panama oder Curacao, in die USA oder über den Atlantik zu den Azoren bzw. nach Europa.

 

Neben dem Abarbeiten der üblichen To-Do-List haben wir aber auch etwas Zeit für unsere letzten karibischen Tage: mit Martina und Dietmar, die hier ihr schönes Schiff gegen ein kleineres tauschen wollen, kraxeln wir in der Mittagshitze auf einen Hügel, Uli und Brigitta checken die Schuhgeschäfte von Philipsburg, freitags ist natürlich der traditionelle Rock`n Roll Abend im “Lagoonies” angesagt, abends wird manchmal abwechselnd auf den Booten gekocht, denn die eleganten französischen Restaurants sind für uns alle zu teuer, und zwischendurch müssen wir Leguane von unserem Deck verscheuchen. Die sind zwar eigentlich nett, aber wenn sie bis in unsere Betten klettern…

 

Letzten Sommer hat der Hurricane “Gonzalo” hier in der Lagune fast 200 Yachten zerstört. Sofern sie noch schwimmfähig waren, wurden sie von den Behörden einfach ins tiefe Wasser geschleppt und samt Öl, Diesel und Batterien dort versenkt. Tolle “Lösung”!. Auch viele Gebäude und Hotels wurden stark beschädigt oder ganz ruiniert. Mit sehr gemischten Gefühlen schauen wir uns die Relikte an und können uns ungefähr vorstellen, wie die Nacht dieses relativ schwachen Wirbelsturms gewesen sein muss. Jetzt holen sich die Einheimischen – natürlich ohne viel zu fragen – alle noch brauchbaren Dingen aus den Ruinen und machen daraus Chillout-Plätze unter irgendwelchen Bäumen.

Ein Spaziergang führt uns zu einem schönen Schwulenstrand mit wunderbarem Blick auf den Sonnenuntergang. Selbstverständlich ok, und wir freuen uns für die Burschen, hier ein Plätzchen gefunden zu haben. Wenn sie aber nackt am Parkplatz Autos waschen, oder am Strand noch wesentlich weiter gesteckte Grenzen überschreiten, ist das doch etwas befremdlich.

Auch die Tatsache, dass nur ein paar Minuten von den größten Privatyachten der Welt die Sandler ziemlich vergiftet in ihre dreckigen Schlafsäcke steigen, oder dass sonntags in einer Apostolischen Kirche so intensiv Haß auf Andersgläubige gepredigt wird, dass es sogar den Einheimischen draußen vor der Tür zuviel wird, stimmt nachdenklich. Diebstähle und kleinere Überfälle stehen auf der Tagesordnung und die Gendarmen sehen angeblich öfter mal weg.

Wie Doris und Wolfi in ihrem schönen Blog (schaut mal rein http://www.seenomaden.at/ ) neulich so treffend formuliert haben: “Wir Westler haben alles und kriegen dennoch nie genug”. Die menschliche Gier muss einfach irgendwie reguliert werden, damit auch Schwellenländer wie die Antillen eine echte Chance bekommen.

Liebe Grüße an alle! Wir melden uns nochmals kurz vor dem Auslaufen

Uli & Peer

 

Statia könnte so schön sein

…gäbe es einen vernünftigen Wellenbrecher!

Das Inselchen Statia, mit vollem Namen eigentlich St. Eustatius, gehört zu den Niederländischen Antillen und wird hauptsächlich als Umschlags- und Lagerort für Mineralöl genutzt. Trotz der Tatsache, dass damit vermutlich Geld verdient wird, und die Insel ja letztlich EU-Terretorium ist, hat man es ungeachtet jahrelanger Bemühungen bis heute nicht geschafft, durch die Errichtung eines guten Wellenbrechers für die einheimischen Fischer und  auch durchreisende Yachten einen geschützten Ankerplatz zu gewährleisten. Interessant vor allem, wenn man bedenkt, wieviel EU-Geld in z.B. die französischen Inseln gesteckt wird. Noch dazu ist das Wasser hier flach und es geht daher nicht um Unsummen. Die vielen großen Tanker liegen auf Reede und ihren Besitzern geht es vermutlich am Heck vorbei, wie’s den kleinen Fischerbooten geht…

Der Schwell am Ankerfeld ist unglaublich. Beim Kochen muss man sich festhalten und in der Nacht diagonal in der Koje liegen. Die für die wenigen ausgebrachten Bojen verantwortliche Naturschutzorganisation hat offensichtlich aufgegeben, denn die Bojen sind in schlechtem Zustand. Aus diesem Grund laufen auch nur sehr wenige Yachties Statia an. Schade – das wird der an sich schönen Insel mit der freundlichen Bevölkerung keineswegs gerecht.

 

Hat man die Zollbehörde erst einmal ausfindig gemacht und aufgeweckt, dann werden die Formalitäten freundlich und rasch erledigt. Über einen hauptsächlich von Ziegen benutzten Klettersteig gelangen wir in die “Hauptstadt” Oranjestad, oben an der Steilküste gelegen. Die schmucken bunten Häuschen erinnern irgendwie an Holland, ein großes Fort und Ruinen einer Kirche erzählen von der bewegten Geschichte der Insel. Außerdem durchzieht gerade der wunderbare Duft einer Bäckerei die verschlafenen Gassen.

Selbstverständlich will Uli auf den einzigen Vulkan, oder zumindest bis zum Kraterrand, der von Ziegenböcken und einem handzahmen Gockelhahn bewacht wird. Ein ganz schöner Hatscher in dieser trockenen Hitze.

 

Außer uns und einem britischen Boot, das versucht, sich mit einem zweiten Anker gegen die elende Dünung auszurichten, sehen wir kaum Fremde. Höchstens ein paar Pensionisten oder Tauchtouristen, die sich wegen dem bekannt klaren Wasser und einigen berühmten Tauchspots hierher verirren.

Eigentlich hätten wir Zeit für ein paar weitere Tage, aber der Liegeplatz nervt wirklich. Täglich nach dem Frühstück gehen wir fluchtartig an Land und kehren spät zurück an Bord, um etwas Ruhe von der blöden Wackelei zu haben. Mit einem Katamaran wäre das…..

Also hauen wir bald wieder ab, durchs Feld einiger großer Frachter, zur letzten Etappe unserer fast zweijährigen Antillenrunde

Liebe Grüße an alle und bis gleich

Uli & Peer

Ein außergewöhnlich starkes Paar

…von dem wir leider für längere Zeit Abschied nehmen müssen

 

Wir haben Euch Elke und Werner mit ihrer geliebten “NaJa” in der Vergangenheit ja schon kurz vorgestellt, zwei Persönlichkeiten, die zu innigen Freunden wurden und uns tief beeindruckt haben. Ohne auf allzu private Details einzugehen: Werner, von schwerer Krankheit gezeichnet und an einem Punkt angelangt, an dem fast alle von uns aufgegeben hätten, sagt “Scheiß drauf, laß uns losfahren!”, rettet einen im Hafen gesunkenen alten Fastnet-Racer (das Boot mit dem “schönsten Arsch” von allen!) vor dem Verfall, tauft es auf den einzig treffenden Namen “NaJa”, und bricht mit Elke zu großer Fahrt auf. Mit unglaublicher Hingabe trägt sie dieses – wirklich nicht immer einfache – Projekt mit. “Ka g’mahde Wies’n”. Seit unseren Tagen in Gibraltar kennen wir uns nun schon und lassen uns von gemeinsamer Zeit bereichern. Hätte ich einen Hut, so würde ich ihn öfter mal ziehen.

Nach ihrem Abstecher nach Brasilien und kurzen Begegnungen in Trinidad, Grenada und auf den Iles des Saintes, wollen wir uns nun Zeit für einander nehmen, vor allem, da es sehr fraglich ist, dass sich unsere Kurse in nächster Zeit wieder kreuzen werden. Der Schauplatz dafür ist zufälligerweise Nevis, die Schwesterinsel des Doppelstaates St. Kitts und Nevis, ein freundliches und ruhiges Eiland, das erst bei genauerem Hinsehen seine Schönheiten zeigt.

Wir laufen nach schneller Überfahrt von Guadeloupe zum großen Bojenfeld von Nevis und erkennen völlig überrascht, wie Werner uns in seinem Dinghi winkend entgegenrauscht, um uns beim Festmachen zu helfen. Einfach schön!

In den folgenden Tagen nehmen wir erst einmal den Speed raus. Wir chillen (oder “limen”, wie man auf den Antillen sagt) am Strand, schnorren uns mit wenig bestelltem Bier durch diverse WLAN-Spots, hören ein Konzert einer Gefängnis-Band auf Freigang und sehen auch andere Kuriositäten. Die Wiedersehensfreude macht uns leichtsinnig. In der Kultbar “Sunshine’s”, wo neben Fotos unzähliger prominenter Besucher auch Bilder vom “Göttlichen” (zusammen mit den frühen “Who”) hängen, trinken die Damen einige “Killerbees” und die Herren Carib. Spät am Abend wackeln wir zurück zum Dinghi, besteigen es bei mäßiger Brandung und kentern prompt durch. Samt Rücksäcken, Kleidern und Elektrogeräten! Das meiste hat’s überlebt, sogar der Außenborder, nur Werners iPhone mußte – wieder einmal – dran glauben. Kollateralschäden halt.

 

Ein Volksfest für verstärktes Ernährungsbewußtsein, der schöne botanische Garten, die Ruinen verlassener Zuckerrohrplantagen, ein riesiger Baobab, ein etwas gammeliges Thermalbad, Hinweise auf Schwulenbars, immer freundliche (natürlich falsche) Auskünfte, Ami-Hotels mit unglaublichen Preisen – es gibt so Vieles hier, man muß nur suchen.

 

Wie immer versucht Uli, uns auf den höchsten Berg der Insel zu treiben. Wir streiken erst kurz vor dem Gipfel, besuchen aber – neben ambitionierten jungen Mechanikern – am Rückweg ein aufgelassenes Luxushotel in einer ehemaligen Rumfabrik und diskutieren dessen Potential für eine Alters-WG. Langsam verblöden wir wirklich!

 

Die zwei Wochen verrinnen uns zwischen den Fingern, beim abwechselnden Kochen auf unseren Booten und beim Nachdenken über unsere jeweiligen Routenpläne. Elke und Werner überlegen zu unserer Bestürzung sogar, die Hurrikan-Saison aus Kostengründen in Venezuela zu verbringen, was derzeit eindeutig als zu gefährlich gilt. Auch wenn jede Reise natürlich Risiken birgt und unsere Fahrten für die meisten von uns finanzielle Gratwanderungen sind, so sind wir trotzdem sehr erleichtert, dass diese Idee mittlerweile vom Tisch ist.

Der Abschied wird etwas sentimental, mehr als sonst. Es bleibt nur, zu winken und “take care” zu rufen.

Wir bleiben in Kontakt, liebe Grüße an alle

Uli & Peer

Sie kommen

…jetzt ist Schluß mit lustig, jetzt wird richtig gelacht!!

Mit ein bisschen Unterstützung von Mami haben Paul und Luke ihre Sparschweine geknackt und sind über Paris (das teure Steak dort hat darüber hinweggetröstet, dass nicht die ganze Welt Englisch spricht!) zu uns gejettet. Moritz und seine Bianca konnten leider nicht mitkommen, denn sein Brötchengeber, die Gemeinde Laßnitzhöhe, hatte wegen der bevorstehenden Wahlen Urlaubssperre verhängt (das anschließende Rekordergebnis von 22% für die Grünen hat – zumindest viele von uns – aber doch entschädigt. Gratuliere!). Wir hoffen aber sehr, dass wir sie schon bald bei uns sehen werden.

Die Herren wollen chillen, Uli ihnen aber alles (und mehr) zeigen. Somit ist also, wie meistens, alles entschieden. Wir chartern bei unserem ewig bekifften Verleihnix eine kleine Rostlaube und gehen auf Tour:

zu Wasser –

 

zu Lande –

 

im Wald –

 

und am Strand –

 

Ja, so könnte es bleiben! Zum Geburtstag haben sie mir echt eine ferngesteuerte Drohne im Flieger mitgeschleppt – wieder eine Gelegenheit, mich bei den ersten Startversuchen auszulachen. Immer wieder nett! Hat jemand von Euch jemals versucht, so ein Teil zu steuern? Auf den Azoren werde ich üben…

Berichte von ihrem Leben zu Hause, Sonnenbrände, Mami pflanzen, Carib und Heineken, und pausenlos guter Schmäh. Nach Dominica zu segeln wäre zwar schön, ich vermiese es ihnen aber, denn ich will die knappe Zeit nicht mit etwaigem Stress am Rückweg weiter verkürzen.

Die zehn Tage kommen uns wie einige Minuten vor, aber immerhin. Es ist immer wieder überraschend, wie wertvoll Zeit sein kann!

Wir vermissen sie schon, noch bevor sie wieder zum Flughafen müssen

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

 

Seltener Halbwind

…beim “Flug” zu den Kindern

Als Entschädigung für den letzten langen Texteintrag gibt’s wieder einmal ein Filmchen

 

Jetzt kann’s uns nicht mehr schnell genug gehen, zum vereinbarten Treffen mit Pauli und Luke auf Guadeloupe!

Aber der Reihe nach:

Nach unserer wetterbedingten Flucht von Barbuda laufen wir zuerst nochmals an die Westküste von Antigua, nach Jolly Harbour. Eine sehr geschützte Lagune, die allerdings hauptsächlich durch US-Ambiente glänzt, mit Stegen vor den Ferienhäusern, Golfplatz und vielen Lokalen. Fein ist aber, dass wir hier nach längerer Zeit wieder unsere “Lieblingsschwaben”, Petra und Herbert mit ihrer “Kallisto”, treffen, die uns ja jetzt mehr oder weniger seit Italien begleiten. Millionen von Neuigkeiten werden ausgetauscht und abends tanzen die Mädls sogar zu den virtuosen Klängen eines Steel-Drum-Trios. Überhaupt konnten wir hier auf Antigua die besten Musiker bisher erleben.

 

Bald haben wir genug von dem britisch-amerikanischen Ententeich, lassen die vielen Untiefen vor der Einfahrt zurück und brettern weiter nach Süden, wieder einmal zu den Iles des Saintes, die wir zwar schon kennen, die aber ein fast notwendiger Stop auf dem Weg nach Pointe à Pitre sind. Das nehmen wir gerne in Kauf, denn wir sehen zu unserer großen Freude das Boot “NaJa” mit den alten Haudegen Elke und Werner vor Anker liegen. Auch wenn wir schon ungeduldig dem Besuch unserer Söhne entgegensehen, freuen wir uns über die gemeinsame Zeit mit der Crew der “NaJa”, mit der uns ja schon so viel verbindet.

 

Auch Werner und Elke haben ein baldiges Treffen ihrer Kinder vereinbart und rauschen daher bei Starkwind ab nach Sint Maarten. Wir dagegen nehmen uns keine Zeit für umständliches Kreuzen sondern motorsegeln gegenan nach Pointe à Pitre, wo Uli das Boot möglichst hübsch machen will, bevor die “Herren” erscheinen.

Wir freuen uns schon sehr

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer