Voodoochile Rotating Header Image

Mittelamerika/Karibik

Am Sonntag

…soll Kolumbus die Insel Dominica entdeckt haben. Daher der Name!

Rauschefahrt! Mit fünf bis sechs Beaufort von querab, mit einem Reff in allen drei Segeln und mit blankgeputzem Bauch, läuft VOODOOCHILE seit langem wieder einmal wie ein junges Pferdchen. Für die rund 50 Meilen von Le Gosier nach Portsmouth im Nordwesten von Dominica benötigen wir gerade mal siebeneinhalb Stunden. Für unsere Verhältnisse nenn’ ich das “Performance” (hier schmunzeln die Regattasegler wieder!).

Kaum haben wir das Kap der Bucht von Portsmouth gerundet, kommen uns die “Boys” in ihren tüchtigen Dinghies mit Vollgas entgegen und bieten ihre Dienste an: Muringboje, Landausflüge, einklarieren und alles, was man so braucht. Sie sind nett und verläßlich. Aufgrund einer Empfehlung von Freunden wenden wir uns an Martin mit seinem Boot “Providence”. Ein guter Entschluß, wie sich später zeigt.
Der Zufall will es, dass wir im “Österreicher-Eck” landen, neben zwei anderen weitgereisten Yachten aus unserem Alpenland, mit deren Crews wir angenehme Stunden verbringen.

Dominica erweist sich in den nächsten Tagen als die bisher vielleicht hübscheste Antillen-Insel, sofern man das überhaupt sagen kann. Möglicherweise mangels Alternativen setzt man hier auf nachhaltigen Tourismus. Das Ankern ist weitgehend verboten (man muss an eine billige Boje, um den Meeresboden nicht zu zerstören), den berühmten “Indian River” darf man nur mit Guide und nur rudernderweise besichtigen und die Insel durchzieht ein fast 200 km langer Weitwanderweg, für den man allerdings mindestens zwei Wochen benötigt. Außerdem befinden sich hier einige Drehorte von „Fluch der Karibik“. Natürlich springen wir von denselben Felsen in den Fluß wie seinerzeit Johnny Depp.

Der Regenwald ist trotz schon jahrzehntelangem, bescheidenem Tourismus kaum beeinträchtigt und die Infrastruktur insgesamt eher bescheiden. Die Einwohner sind ausnehmend freundlich, das Betteln und Feilschen hält sich in Grenzen und alle Leute erkundigen sich nach unserem Befinden. Offenbar Befehl von ganz oben. Einige der “Boys” und Fremdenführer haben sich zu einer Organisation namens PAYS zusammengeschlossen, um die Sicherheit aller Yachties und eine gewisse Qualität im Tourismus zu gewährleisten. Es funktioniert offenbar! Außerdem veranstalten sie für die zahlreichen Crews jeden Sonntag ein Barbecue, damit diese sich untereinander kennenlernen können. Aus diesem kleinen aber offensichtlichen Erfolg der Leute von PAYS (die nebenbei übrigens auch für winzige NGO’s arbeiten und Spenden für ein Heim für mißhandelte Kinder sammeln) entsteht aber auch etwas Eifersucht unter den anderen Barbetreibern, die sich abends durch fast unerträglich laute Strandmusik aus ihren Subwoofern bemerkbar machen. Leider! Wenn’s täglich ist, dann kann es einem die Ankerbucht ganz schön vermiesen.

Das heute unabhängige Dominica blickt natürlich auch auf die übliche Geschichte mit Zuckerrohr und Sklaven zurück und entwickelt sich langsam, aber – wie wir glauben – in die richtige Richtung. Die Fahrten ins Hinterland sind einfach toll. Nach ein paar Tagen wechseln wir in die Bucht der Hauptstadt Roseau, im Südwesten, wo das Schnorcheln an der Riffwand von Scott’s Head, sowie das Klettern in den Wasserfällen der Gorge Titou zu unvergeßlichen Momenten werden. Im hiesigen Hotel “Anchorage” ist ein Skelett eines Pottwals ausgestellt, der vor einigen Jahren angespült wurde, ein anderer – lebender – ist angeblich hier in der Bucht Stammgast.

Martin, ein gelernter Botaniker, erklärt ausgiebig Fauna und Flora, sowie alle essbaren Gewürze, Obst- und Gemüsesorten, und wie man damit kocht. Alle Dominikaner scheinen sich mit dem langfristigen Erhalt ihrer Heimat zu identifizieren, und wir wünschen ihnen dabei viel Glück. All unsere Seglerkollegen möchten wir bitten, sich dabei durch die Inanspruchnahme der hier zu vernünftigem Entgelt angebotenen Dienste zu beteiligen.

Dominica ist was ganz Besonderes, und so ganz anders, als das “europäische” Guadeloupe. Dennoch fahren wir jetzt wieder in die EU weiter – nach Martinique.

Liebe Grüße inzwischen
Uli & Peer

Wie ein Schmetterling

sieht die Insel Guadeloupe von oben aus…

…wobei noch zu klären wäre, warum der westliche Flügel, der mit den hohen Bergen, “Basseterre”, also niedriges Land, und der östliche, kleinere Teil “Grande Terre” genannt wird.

Wie auch immer – manchmal bleiben die Franzosen rätselhaft. Insgesamt haben wir die Grande Nation aber immer schon gemocht und verehrt und wir genießen daher den Aufenthalt hier. Natürlich schadet’s im Großraum Frankreich nicht, ein wenig Französisch zu können – das kennt ihr ja sicher.

Der Preis für ein Monat im Hafen “Bas du Fort” ist sehr fair, wir treffen mehrere alte (Andrea und Isa mit ihrer schönen “Creuza di Mä”, Herbert und Petra mit ihrer genialen Ketsch “Kallisto”, Jürgen mit seiner etwas gebeutelten “Hanta Yo”) und auch neue Freunde aus aller Herren Länder, manche mit Kurs Panama, Trinidad oder Norden, manche bereiten mit Herzklopfen die Rückreise nach Europa vor.

Auf Voodoochile stehen etliche Reparaturen an, wofür es hier in Pointe a Pitre gute Möglichkeiten gibt. Da Uli mit vollem Terminkalender heimfliegen muß (übrigens – sollte jemand von Euch überlegen – nur knapp 400,- Euro bis Paris und zurück), bleibe ich die nächsten vier Wochen allein am Boot und versuche, mich sinnvoll zu beschäftigen. Restaurants und vor Allem Tschik sind zu teuer (Marlboro 7,30 EUR!), also gibt’s Dosenfutter und teilweise Wuz’ltabak. Zum Kochen bin ich ohnehin zu faul.

Es ist schön, wenn die Crew dann wieder vollzählig ist! Erstaunlich, wie gut einer Beziehung nach langer Zeit auf engem Raum ein kurzes “Auslüften” tut. Zu Hause läuft alles gut und wir feiern ein bisschen!

Jetzt wollen wir aber die Insel kennenlernen und mieten für drei Tage ein kleines Auto. Im Westen gibt’s hohe Berge, im fast ununterbrochenen Wolkenstau und daher sehr feucht, mit wunderbarem Regenwald und vielen traumhaften Wasserfällen zum Baden. Natürlich ist man nicht allein hier, aber es geht sich für alle aus. Genau zum richtigen Zeitpunkt wird plötzlich sogar der fast 1.500 m hohe Gipfel des Vulkans “La Souffriere” wolkenfrei. Wir ändern sofort unsere Route und fahren bzw. gehen fast ganz hinauf. Beeindruckend!

Das Bild vom Kindergarten entstand – natürlich ungewollt und naiverweise – illegal, denn das Fotographieren von Kindern ist auf allen Inseln hier weder erwünscht noch erlaubt – aus Angst von Pädophilie!

Der Ostteil der Insel, vom Rest durch einen Fluß mit Mangrovenufern getrennt, ist relativ flach und häufig von Zuckerrohrfeldern bedeckt. Lediglich die äußersten Kaps zeigen steile Klippen oberhalb der Atlantikbrandung. Es gibt hier viele Kilometer von langen, einsamen Stränden, ein paar touristische Orte und Naturschutzgebiete. Alle Straßen sind so gut wie in Europa.

Pointe a Pitre selbst (übrigens nicht die Hauptstadt!) verbindet irgendwie den Grind von karibischen Slums und europäischen Plattenbauten aus den Achzigerjahren. Nicht ganz so toll. Außer chinesischen Dessous, einem Trödlerladen für Bootsklumpert und dicke, freundliche, braune Damen, die hier auf den Zufahrtsstraßen jeweils zu zweit mit ihrem Strickzeug auf Freier warten, gibt’s wenig Highlights. Eric, ein örtlicher Spezialist für Yachtelektronik, den wir durch Zufall kennenlernen, läßt es sich nicht nehmen, mit seiner Freundin auf Voodoochile für uns Samoussa zu kochen, eine Spezialität aus Mauritius.

Da wir immerhin schon April haben und es bis Trinidad vor Venezuela noch weit ist, müssen wir trotz der Schönheit Guadeloupes langsam wieder in die Gänge kommen. Für die Hurrikan-Saison im kommenden Sommer haben wir in Trinidad einen sicheren Platz in einer Werft reserviert und sollten bis Ende Juni dort sein.

Bei der Abfahrt gibt’s wieder einmal viele winkende Freunde. Da unsere Backbordmaschine immer ernsthaftere Symtome eines Hinterwand-Infarktes zeigt, motoren wir mit dem rechten Motor sehr langsam bis zum vorgelagerten Inselchen Ilet de Gosier, wo wir noch einmal ankern und Uli mit dem Tauchgerät (nochmals danke, Pidi und Ali!) das ganze Unterwasserschiff putzt.

Schau’mer mal, ob wir morgen nicht doch einmal Halbwind nach Dominica bekommen.

 

Liebe Grüße

Uli & Peer

Die Inseln der Seligen

…Unsinn, natürlich “der Heiligen”

(Sorry übrigens für die längere Abwesenheit – die hatte gute Gründe. Jetzt sind wir wieder online.)

Die “Iles des Saintes” bilden einen eigenen, winzigen Archipel, wenig südlich von Guadeloupe, und dort wollen wir vorerst mal hin.
Wir laufen nun endgültig von St. Kitts aus, entlang der Westküste dieser mittlerweile liebgewonnen Insel, weiter mit Kurs Südsüdost und natürlich wieder fast genau gegen den Wind. Da wir nicht wirklich im Stress sind, beschließen wir am Nachmittag, noch eine Nacht in Lee der zweiten Insel dieses Doppelstaates, Nevis, vor Anker zu gehen und uns für die kommende Überfahrt auszuschlafen.

Frühmorgens hauen wir ab und haben, sobald wir aus der Abdeckung kommen, sofort wieder Bewegung im Boot. Es läuft gut, hoch am Wind bei fünf Beaufort, mit etwas gerefften Segeln, westlich an der schroffen Insel Monserrat vorbei, dem momentan einzigen aktiven Vulkan hier, und in guter Gesellschaft eines schönen, alten Schoners.

In der Nacht kommen wir langsam in die Abdeckung von Guadeloupe, das Segeln wird schwierig und schließlich unmöglich. Wir müssen eine Maschine starten, bis zur windigen südwestlichen Ecke der großen Insel, wo es uns nochmals recht sportlich über den Kanal zu den Iles des Saintes bläst.

An mehreren Plätzen liegt hier eine Unzahl von Yachten, vor Anker oder an einer der billigen Bojen. Das Wasser ist klar, die französische Infrastruktur perfekt, Dinghi-Stege sind gratis und sicher, einklarieren muss man selber am Computer. Das Stadtbild des kleinen Hauptortes ist zwar karibisch, nur fast etwas zu “propre”; statt Reggae-Hütten gibt’s Künstlercafés. Mit einem gemieteten Moped erkunden wir die Gegend und gewinnen neue Freunde: das steirische Pärchen Gitti und Fritz mit Ihrer “Tifricat” laden uns zu einem selbstgefangenen und wunderbar gegrillten Hai ein.

Man wähnt sich in Südfrankreich und es ist nicht verwunderlich, dass sich soviele Yachties und Tagesausflügler aus Guadeloupe hier wohlfühlen. Auch ist hier erstmals die Sicht beim Schnorcheln einigermaßen ok. Natürlich will ich den Antillen nach so kurzer Zeit nicht Unrecht tun, aber das Tauchen war in Kuba oder Grand Cayman, ganz abgesehen vom Roten Meer oder den Malediven, wirklich eine andere Liga.

Trotzdem: direkt neben unserem Ankerplatz liegt ein recht hübsches Wrack und am letzten Morgen schnorchelt Uli längere Zeit mit einem Delphin, unmittelbar zwischen den Booten. Sie schimpft mit mir, weil ich mir wegen der Abfahrtsvorbereitungen keine Zeit für dieses tolle Erlebnis nehme.

Nach ein paar Tagen müssen wir aber weiter, nach Pointe a Pitre auf der Insel Guadeloupe, von wo aus Uli nach Graz fliegen muss, um einige unvermeidliche Dinge zu erledigen. Trotz jetzt völlig anderem Kurs geht’s, wegen der Topographie der Küste, wieder einmal genau gegenan und wir rechnen mit zehn Stunden für die läppischen 20 Meilen.

Bis bald und liebe Grüße
Uli & Peer

Nordost-Passat gibt’s nicht

…es ist nur ein blödes Gerücht!

Schon wieder sind gut sechs Wochen vergangen! Wir lassen die schöne Zeit mit den Kindern noch einmal Revue passieren und geben uns dann einen Ruck. Viele Kleinigkeiten sind für die kommenden, kurzen Überfahrten vorzubereiten. Heinz hat Recht: binnen weniger Stunden an Land ist man Lichtjahre von “seeklar” entfernt. Der Wetterbericht sagt weiterhin untypischen, reinen Ostwind voraus, was auf den kommenden Kursen keine Hilfe sein wird. Unser lieber Seenomade Wolfi war der Einzige, der gemeint hat, auf den Antillen würde es von Südost nach Nordwest leichter gehen, aber wir haben das nicht so ernst genommen. Naja, wer nicht hören will…

Irgendwann werfen wir trotzdem die Leinen los, ankern noch eine Nacht und laufen um 0300 aus. Unser Ziel, als Kompromiss auf dem Weg nach Guadeloupe, ist St. Kitts. Hoch am Wind können wir die Insel zwar anliegen, verfangen uns aber dicht unter Land in einem halb untergegangenen Treibnetz (Dinghi bei Welle ins Wasser, Draht abzwicken, Reste aus dem Propeller ziehen…) und müssen schließlich noch stundenlang bis zur Hauptstadt Basseterre kreuzen. Hier verbringen wir die bisher elendste Nacht vor Anker, die Teller fliegen in der Dünung vom Tisch.

Diese charmante Insel trifft schon eher unsere Vorstellungen von der Karibik. Abgesehen vom täglichen Kreuzfahrtschiff gibt’s (noch) so gut wie keinen Tourismus.

Freundliche Rastas, unglaublich laute Musik, hohe vulkanische Berge, bedeckt mit Regenwald, und meist viel Wind. Sie blickt auf früheren Reichtum durch die Produktion von Rohrzucker zurück, natürlich mit englischen Besitzern und afrikanischen Sklaven. Heute ist St. Kitts (eigentlich St. Christopher) unabhängig, kämpft mit vielen Parteien um demokratische Strukturen und gegen hohe Auslandsverschuldung. Irgendwie geht’s aber offensichtlich, denn alle scheinen ziemlich glücklich und an der hiesigen Uni studieren auch Amerikaner.

Weil weiterhin bis 30 kn Ostwind angesagt sind, und auch weil wir im Museum liebe Leute aus Kärnten bzw. Laßnitzhöhe (!) kennengelernt haben, die hier wohnen und uns zu phantastischen Steaks einladen, verschieben wir die Weiterfahrt noch um einige Tage.

Wir bleiben in Kontakt

Uli & Peer

Heast Oida!

…oder flirten mit Google-Translator

Szenenwechsel: Flughafen, Lautsprecherstimme, spät abends, ziemlich ausgestorben, drei müde Gestalten wanken durch’s Gate…

Nein, keine Sorge, die Düsternis ist gleich vorbei. Nach zwölf Stunden Schlaf sind sie voll da: Moritz, unser mittlerer Sohn, und seine Kampfgefährten Mario und Daniel sind, nachdem sie tapfer auf diese Flugtickets gespart haben, nun zu allen Schandtaten bereit und wollen was erleben. Da die netten und intelligenten Burschen zu Hause fleißig arbeiten, sei ihnen längeres Chillen am Strand herzlich gegönnt (Sonnenbrand Ehrensache!). Kaum wird’s finster legen sie aber los. Die Dollars sollen weggebraucht werden, am besten kurzfristige Anlage in “Presidente”, dem örtlichen Bier. Sie sind wie junge Katzen und kennen nur “on” oder “off”, Vollgas oder schlafen. Ihre Geschichten sind unglaublich, wir lachen Tränen. Uli feiert ein großes Revival und die Jungs müssen sie – nolens volens – abends öfter zu einem “Ziaga” mitnehmen. Endlich geht jemand mit ihr tanzen.

Alle drei sprechen fließend Englisch, die – offensichtlich interessanteren – Mädls aus der Domrep aber nicht. Dafür gibt’s heutzutage aber elektronische Lösungen, und ich lerne, was es mit dem mir bis dato unbegreiflichem Getippsel am Handy auf sich haben kann. Auf diese Unmengen von Testosteron könnte man (natürlich eher ich als Uli) direkt etwas neidisch werden. Toll, dass es dazwischen auch immer wieder g’scheite Meldungen gibt, die Herren tolerant und aller Welt gegenüber aufgeschlossen sind, und darüberhinaus immer wissen, wann es genug ist. Ich kann mich gut erinnern: bei uns war’s nicht immer so.

Auch Moritz hat sich in den letzten Jahren zu Hause beruflich gut aufgestellt, sein Umfeld ist glücklich mit ihm und er selbst ganz offensichtlich auch. Was können sich Eltern mehr wünschen! Wir sind stolz und beruhigt. Wenn sie jetzt beim Boccia-Spiel noch etwas stärker wären, dann müssten sie auch nicht immer die Sundowner-Runde zahlen, und auch über den Mangel an Enkerln müssen wir noch reden…

Bleibt wie Ihr seid, wir freuen uns auf’s nächste Mal!

Uli & Peer