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Statia könnte so schön sein

…gäbe es einen vernünftigen Wellenbrecher!

Das Inselchen Statia, mit vollem Namen eigentlich St. Eustatius, gehört zu den Niederländischen Antillen und wird hauptsächlich als Umschlags- und Lagerort für Mineralöl genutzt. Trotz der Tatsache, dass damit vermutlich Geld verdient wird, und die Insel ja letztlich EU-Terretorium ist, hat man es ungeachtet jahrelanger Bemühungen bis heute nicht geschafft, durch die Errichtung eines guten Wellenbrechers für die einheimischen Fischer und  auch durchreisende Yachten einen geschützten Ankerplatz zu gewährleisten. Interessant vor allem, wenn man bedenkt, wieviel EU-Geld in z.B. die französischen Inseln gesteckt wird. Noch dazu ist das Wasser hier flach und es geht daher nicht um Unsummen. Die vielen großen Tanker liegen auf Reede und ihren Besitzern geht es vermutlich am Heck vorbei, wie’s den kleinen Fischerbooten geht…

Der Schwell am Ankerfeld ist unglaublich. Beim Kochen muss man sich festhalten und in der Nacht diagonal in der Koje liegen. Die für die wenigen ausgebrachten Bojen verantwortliche Naturschutzorganisation hat offensichtlich aufgegeben, denn die Bojen sind in schlechtem Zustand. Aus diesem Grund laufen auch nur sehr wenige Yachties Statia an. Schade – das wird der an sich schönen Insel mit der freundlichen Bevölkerung keineswegs gerecht.

 

Hat man die Zollbehörde erst einmal ausfindig gemacht und aufgeweckt, dann werden die Formalitäten freundlich und rasch erledigt. Über einen hauptsächlich von Ziegen benutzten Klettersteig gelangen wir in die “Hauptstadt” Oranjestad, oben an der Steilküste gelegen. Die schmucken bunten Häuschen erinnern irgendwie an Holland, ein großes Fort und Ruinen einer Kirche erzählen von der bewegten Geschichte der Insel. Außerdem durchzieht gerade der wunderbare Duft einer Bäckerei die verschlafenen Gassen.

Selbstverständlich will Uli auf den einzigen Vulkan, oder zumindest bis zum Kraterrand, der von Ziegenböcken und einem handzahmen Gockelhahn bewacht wird. Ein ganz schöner Hatscher in dieser trockenen Hitze.

 

Außer uns und einem britischen Boot, das versucht, sich mit einem zweiten Anker gegen die elende Dünung auszurichten, sehen wir kaum Fremde. Höchstens ein paar Pensionisten oder Tauchtouristen, die sich wegen dem bekannt klaren Wasser und einigen berühmten Tauchspots hierher verirren.

Eigentlich hätten wir Zeit für ein paar weitere Tage, aber der Liegeplatz nervt wirklich. Täglich nach dem Frühstück gehen wir fluchtartig an Land und kehren spät zurück an Bord, um etwas Ruhe von der blöden Wackelei zu haben. Mit einem Katamaran wäre das…..

Also hauen wir bald wieder ab, durchs Feld einiger großer Frachter, zur letzten Etappe unserer fast zweijährigen Antillenrunde

Liebe Grüße an alle und bis gleich

Uli & Peer

Ein außergewöhnlich starkes Paar

…von dem wir leider für längere Zeit Abschied nehmen müssen

 

Wir haben Euch Elke und Werner mit ihrer geliebten “NaJa” in der Vergangenheit ja schon kurz vorgestellt, zwei Persönlichkeiten, die zu innigen Freunden wurden und uns tief beeindruckt haben. Ohne auf allzu private Details einzugehen: Werner, von schwerer Krankheit gezeichnet und an einem Punkt angelangt, an dem fast alle von uns aufgegeben hätten, sagt “Scheiß drauf, laß uns losfahren!”, rettet einen im Hafen gesunkenen alten Fastnet-Racer (das Boot mit dem “schönsten Arsch” von allen!) vor dem Verfall, tauft es auf den einzig treffenden Namen “NaJa”, und bricht mit Elke zu großer Fahrt auf. Mit unglaublicher Hingabe trägt sie dieses – wirklich nicht immer einfache – Projekt mit. “Ka g’mahde Wies’n”. Seit unseren Tagen in Gibraltar kennen wir uns nun schon und lassen uns von gemeinsamer Zeit bereichern. Hätte ich einen Hut, so würde ich ihn öfter mal ziehen.

Nach ihrem Abstecher nach Brasilien und kurzen Begegnungen in Trinidad, Grenada und auf den Iles des Saintes, wollen wir uns nun Zeit für einander nehmen, vor allem, da es sehr fraglich ist, dass sich unsere Kurse in nächster Zeit wieder kreuzen werden. Der Schauplatz dafür ist zufälligerweise Nevis, die Schwesterinsel des Doppelstaates St. Kitts und Nevis, ein freundliches und ruhiges Eiland, das erst bei genauerem Hinsehen seine Schönheiten zeigt.

Wir laufen nach schneller Überfahrt von Guadeloupe zum großen Bojenfeld von Nevis und erkennen völlig überrascht, wie Werner uns in seinem Dinghi winkend entgegenrauscht, um uns beim Festmachen zu helfen. Einfach schön!

In den folgenden Tagen nehmen wir erst einmal den Speed raus. Wir chillen (oder “limen”, wie man auf den Antillen sagt) am Strand, schnorren uns mit wenig bestelltem Bier durch diverse WLAN-Spots, hören ein Konzert einer Gefängnis-Band auf Freigang und sehen auch andere Kuriositäten. Die Wiedersehensfreude macht uns leichtsinnig. In der Kultbar “Sunshine’s”, wo neben Fotos unzähliger prominenter Besucher auch Bilder vom “Göttlichen” (zusammen mit den frühen “Who”) hängen, trinken die Damen einige “Killerbees” und die Herren Carib. Spät am Abend wackeln wir zurück zum Dinghi, besteigen es bei mäßiger Brandung und kentern prompt durch. Samt Rücksäcken, Kleidern und Elektrogeräten! Das meiste hat’s überlebt, sogar der Außenborder, nur Werners iPhone mußte – wieder einmal – dran glauben. Kollateralschäden halt.

 

Ein Volksfest für verstärktes Ernährungsbewußtsein, der schöne botanische Garten, die Ruinen verlassener Zuckerrohrplantagen, ein riesiger Baobab, ein etwas gammeliges Thermalbad, Hinweise auf Schwulenbars, immer freundliche (natürlich falsche) Auskünfte, Ami-Hotels mit unglaublichen Preisen – es gibt so Vieles hier, man muß nur suchen.

 

Wie immer versucht Uli, uns auf den höchsten Berg der Insel zu treiben. Wir streiken erst kurz vor dem Gipfel, besuchen aber – neben ambitionierten jungen Mechanikern – am Rückweg ein aufgelassenes Luxushotel in einer ehemaligen Rumfabrik und diskutieren dessen Potential für eine Alters-WG. Langsam verblöden wir wirklich!

 

Die zwei Wochen verrinnen uns zwischen den Fingern, beim abwechselnden Kochen auf unseren Booten und beim Nachdenken über unsere jeweiligen Routenpläne. Elke und Werner überlegen zu unserer Bestürzung sogar, die Hurrikan-Saison aus Kostengründen in Venezuela zu verbringen, was derzeit eindeutig als zu gefährlich gilt. Auch wenn jede Reise natürlich Risiken birgt und unsere Fahrten für die meisten von uns finanzielle Gratwanderungen sind, so sind wir trotzdem sehr erleichtert, dass diese Idee mittlerweile vom Tisch ist.

Der Abschied wird etwas sentimental, mehr als sonst. Es bleibt nur, zu winken und “take care” zu rufen.

Wir bleiben in Kontakt, liebe Grüße an alle

Uli & Peer

Sie kommen

…jetzt ist Schluß mit lustig, jetzt wird richtig gelacht!!

Mit ein bisschen Unterstützung von Mami haben Paul und Luke ihre Sparschweine geknackt und sind über Paris (das teure Steak dort hat darüber hinweggetröstet, dass nicht die ganze Welt Englisch spricht!) zu uns gejettet. Moritz und seine Bianca konnten leider nicht mitkommen, denn sein Brötchengeber, die Gemeinde Laßnitzhöhe, hatte wegen der bevorstehenden Wahlen Urlaubssperre verhängt (das anschließende Rekordergebnis von 22% für die Grünen hat – zumindest viele von uns – aber doch entschädigt. Gratuliere!). Wir hoffen aber sehr, dass wir sie schon bald bei uns sehen werden.

Die Herren wollen chillen, Uli ihnen aber alles (und mehr) zeigen. Somit ist also, wie meistens, alles entschieden. Wir chartern bei unserem ewig bekifften Verleihnix eine kleine Rostlaube und gehen auf Tour:

zu Wasser –

 

zu Lande –

 

im Wald –

 

und am Strand –

 

Ja, so könnte es bleiben! Zum Geburtstag haben sie mir echt eine ferngesteuerte Drohne im Flieger mitgeschleppt – wieder eine Gelegenheit, mich bei den ersten Startversuchen auszulachen. Immer wieder nett! Hat jemand von Euch jemals versucht, so ein Teil zu steuern? Auf den Azoren werde ich üben…

Berichte von ihrem Leben zu Hause, Sonnenbrände, Mami pflanzen, Carib und Heineken, und pausenlos guter Schmäh. Nach Dominica zu segeln wäre zwar schön, ich vermiese es ihnen aber, denn ich will die knappe Zeit nicht mit etwaigem Stress am Rückweg weiter verkürzen.

Die zehn Tage kommen uns wie einige Minuten vor, aber immerhin. Es ist immer wieder überraschend, wie wertvoll Zeit sein kann!

Wir vermissen sie schon, noch bevor sie wieder zum Flughafen müssen

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

 

Seltener Halbwind

…beim “Flug” zu den Kindern

Als Entschädigung für den letzten langen Texteintrag gibt’s wieder einmal ein Filmchen

 

Jetzt kann’s uns nicht mehr schnell genug gehen, zum vereinbarten Treffen mit Pauli und Luke auf Guadeloupe!

Aber der Reihe nach:

Nach unserer wetterbedingten Flucht von Barbuda laufen wir zuerst nochmals an die Westküste von Antigua, nach Jolly Harbour. Eine sehr geschützte Lagune, die allerdings hauptsächlich durch US-Ambiente glänzt, mit Stegen vor den Ferienhäusern, Golfplatz und vielen Lokalen. Fein ist aber, dass wir hier nach längerer Zeit wieder unsere “Lieblingsschwaben”, Petra und Herbert mit ihrer “Kallisto”, treffen, die uns ja jetzt mehr oder weniger seit Italien begleiten. Millionen von Neuigkeiten werden ausgetauscht und abends tanzen die Mädls sogar zu den virtuosen Klängen eines Steel-Drum-Trios. Überhaupt konnten wir hier auf Antigua die besten Musiker bisher erleben.

 

Bald haben wir genug von dem britisch-amerikanischen Ententeich, lassen die vielen Untiefen vor der Einfahrt zurück und brettern weiter nach Süden, wieder einmal zu den Iles des Saintes, die wir zwar schon kennen, die aber ein fast notwendiger Stop auf dem Weg nach Pointe à Pitre sind. Das nehmen wir gerne in Kauf, denn wir sehen zu unserer großen Freude das Boot “NaJa” mit den alten Haudegen Elke und Werner vor Anker liegen. Auch wenn wir schon ungeduldig dem Besuch unserer Söhne entgegensehen, freuen wir uns über die gemeinsame Zeit mit der Crew der “NaJa”, mit der uns ja schon so viel verbindet.

 

Auch Werner und Elke haben ein baldiges Treffen ihrer Kinder vereinbart und rauschen daher bei Starkwind ab nach Sint Maarten. Wir dagegen nehmen uns keine Zeit für umständliches Kreuzen sondern motorsegeln gegenan nach Pointe à Pitre, wo Uli das Boot möglichst hübsch machen will, bevor die “Herren” erscheinen.

Wir freuen uns schon sehr

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

 

Manch Pläne werden neu bewertet

Marigot Bay, Insel Saint Martin, Ende April 2015

 

Alle Fahrtensegler laufen irgendwann mit bestimmten Visionen von zu Hause aus, teilweise mit sehr ambitionierten Vorhaben, manchmal mit eher schrägen Ideen, aber fast immer mit bestimmten Vorstellungen. Nicht immer entspricht die Realität diesen Träumen und manches muss unterwegs neu bewertet werden. Oft ändert man sich im Laufe der Zeit auch selbst ein wenig, oder zumindest seine Wünsche.

Hier in der Karibik lernen wir viele Menschen kennen, die ihre Situation neu überdenken, sei es freiwillig, oder auch gezwungenermaßen. Meist sind es Paare der “B-Jugend”, in langjähriger oder neuer Beziehung. Seltener treffen wir ganz junge Leute, voller Begeisterung, vielleicht etwas naiv, aber extrem anpassungsfähig, bescheiden und nicht unterzukriegen, die auf teilweise winzigen Schiffchen ohne jeden Komfort und an der Grenze der Seetüchtigkeit, so tapfer von Job zu Job tingeln. Im Großen und Ganzen scheint die Blüte der Hippiezeit auf den Meeren aber vorbei zu sein. Auch die Möglichkeit, überall in Frieden und gratis Station zu machen, hat sich seit den Jahren eines Bernard Moitesssier wohl verändert. Natürlich ist auch die Gegend hier nicht repräsentativ für die ganze Welt.

Heute legen die meisten Fahrtensegler Wert auf einen gewissen Mindestkomfort, sichere Liegeplätze, gute Kommunikation mit der Heimat und wenn möglich auch hin und wieder einen Heimflug. Die Boote sind meist groß, technisch anspruchsvoll und teuer. Das ist auch ein Hauptgrund, warum sich die meisten wirtschaftlich sehr nach der Decke strecken müssen. Auf den Hauptrouten ist das Leben für “Bootsgammler” einfach zu teuer geworden, oder man ist nicht bereit, die Härten eines solchen Lebens in Kauf zu nehmen.

Wenn man davon auf den Antillen manchmal etwas enttäuscht ist, hört man von erfahrenen Seglern immer wieder:” Ja, dann mußt Du halt in den Pazifik gehen. Dort gibt’s noch immer einsame Inseln”.

Auf vielen Booten wird darüber diskutiert, aber es hilft halt nichts: das Schiff für die Cyclon-Season in Polynesien zu lassen oder von dort im Notfall kurz nach Hause zu fliegen ist ohne solides Budget einfach nicht möglich. Ob man wirklich 6000 Meilen segeln will, um dann wieder am Palmenstrand zu ankern, ist nicht gewiß, genauso wenig wie die Tatsache, dass das Boot durchhalten und man selbst dort gesund und glücklich sein wird. Außerdem ist da noch der lange Heimweg rund um Afrika, den die Piraten im Roten Meer notwendig machen.

All das ist eigentlich zu bewältigen, und wahrscheinlich ist das Problem viel einfacher: wir sind einfach nicht mehr 20!

Diese Entscheidungen müssen jedenfalls hier getroffen werden, denn ab Panama befindet man sich auf einer Einbahnstraße und dann geht’s nur mehr Richtung Westen zurück.

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Da wir zu Hause bei weitem nicht alles erledigt haben, Teilzeitbetreuung der Oma vereinbart ist, und wir uns Flüge von Tahiti nicht leisten können, wollen wir uns also im Moment noch nicht allzu weit von Österreich entfernen und übernächste Woche zu den Azoren auslaufen. Vielleicht dort auch ein Jahr verbringen. Schau’ma mal! Außerdem können wir Euch alle und die Kinder hin und wieder besuchen, bzw. öfter mal Freunde (Euch!), die wir in der Karibik verpaßt haben, an Bord begrüßen.

Uli hätte sich so gerne eine Weltumsegelung ins Buch geschrieben! Es paßt aber einfach noch nicht. Vielleicht können wir ja später nochmal einen Anlauf nehmen.

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

PS auf jeden Fall werden wir vor der Abfahrt noch über die letzten Wochen berichten