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Doris & Ulrich

Wieso glaubst Du, Ulrich, daß Du Dich schon jetzt um einen Alterssitz umsehen mußt? Und wieso gerade eine spanische Enklave in Afrika? Dein Boot “Emma” hat das schöne Marano sicher noch nicht satt. Ok, also laß’ uns so einen Ort suchen!

 

Kaiserwetter spricht dafür, Eure gute Laune und Unverwüstlichkeit beim Langstrecken-Hatsch’n auch. Nur die betagten Schuhe wollen nicht bis zum Ende durchhalten und müssen durch marokkanische Qualitätsmodelle ersetzt werden.

Erstmals in Voodoochile’s kurzer Geschichte wird ihr Dosen-Innenballast hauptsächlich vom weiblichen Teil der Crew bedroht. Wir haben viel erlebt und endlich einmal die Zeit gefunden, über andere Dinge als Baustellen zu reden (danke übrigens für Deine diesbezügliche Unterstützung in Graz).

Auf daß sich unsere Kurse recht bald wieder kreuzen

Fair winds

Uli & Peer

Pauli, Moe & Luke

Endlich kommen einmal die “Kinder”! Mit gemischten Gefühlen – sie waren ursprünglich auf die Kanaren gebucht – erscheinen sie, statt an den erhofften “tropischen” Stränden jetzt hier im “eiskalten” Südeuropa. Mit winterlich-blassen Gesichtern und recht müde von den verangegangenen Arbeits- und Lernwochen. Willkommen im richtigen Leben! Nach den ersten Gläsern Cruzcampo schaut die Welt aber gleich wieder besser aus.

Nach der Kletterpartie über die Mediterranian Steps beobachte ich die drei bei den Affen, und mich beschleicht der Verdacht, dass uns vielleicht doch weniger als 8% des Genmaterials von diesen Tieren unterschei…

Beim abendlichen Sauf-Uno-Spiel bekomme ich dann die Rechnung für diese Gedanken.

 

Die Herren richten Uli endlich einen Facebook-Account ein und jetzt ist auch ihr erster Griff beim Aufwachen der zum Rechner. Meinen sehr begrenzten Glückwunsch.

Wenn es manchmal den leisen Wunsch zu einem kurzen Heimurlaub gibt, so seid Ihr der Grund dafür. Viel Glück Euch Dreien!

Mama & Papa

Christiane & Gregor

Unsere lieben, langjährigen Freunde, die wir nur in zeitlich großen Abständen treffen, was aber die Qualität dieser Freundschaft in keiner Weise beeinträchtigt, kommen aus Stuttgart angeflogen. Sie machen fast eine Art Nostalgie-Reise, um Erinnerungen an lange zurückliegende Fahrten auf eigenem Kiel aufzufrischen. Costa de la Luz – revisited, sozusagen! Sie kennen die Gegend besser als wir und so können wir uns gegenseitig zeigen, was uns hier am meisten beeindruckt hat.

Schwerpunkte sind saubere geschichtliche Vorbereitung der Besichtigungen (Christa) und Überprüfung des kulinarischen Standards vor Ort (Gregor). Beides wird mit hunderten wunderbaren Fotos täglich dokumentiert (danke, Gregor, für die Erlaubnis, diese in vielen Fällen zu verwenden!).

 

Viele gemeinsame Erlebnisse in unserer bunten Vergangenheit verbinden uns, und es ist schön, sich beim abendlichen Tratsch daran zu erinnern. Sehr schön sogar!

Wir wünschen Euch viel Glück bei allen neuen Projekten, bleibt wie Ihr seid und laßt bald wieder von Euch hören! Der gute Brandy aus Jerez ist übrigens aus!

Alles Liebe

Uli & Peer

Nicht einfach…

…nach so langer Pause wieder zu einer Art von Routine zurückzukehren!

Trotzdem wollen wir versuchen – ohne Anspruch auf Chronologie und Vollständigkeit – Euch in den nächsten Tagen von unserer “irrtümlichen andalusischen Reise” zu berichten.

La Linea de la Concepcion, direkt auf der spanischen Seite der Grenze zu Gibraltar, nur wenige Gehminuten vom “Affenberg”, ist ein recht lebhafter Ort, mit eigenartigem Charme. Hier liegen wir nun, in der modernen aber billigen Marina Alcaidesa, zusammen mit vielen winterlich verlassenen Booten und einigen spanischen, englischen und deutschen Yachties, die basteln oder sich mit Tratsch die Zeit bis zum kommenden Frühling vertreiben. Weniger die Kompetenz als vor allem die Liebenswürdigkeit der Marina-Mitarbeiter steht hier im Vordergrund; oft müssen wir uns bei den ewig vorherrschenden Starkwinden um Leinen und Fender kümmern. Es gibt immer wieder Schäden an so manchem Boot. Mehrere “festgefahrene” Eigner leben davon, ihre Kojen an die vielen junges Crews zu vermieten, die hier mit Sitar und Bongos, frei von jeglicher nautischer Erfahrung, aber voller Begeisterung, auf eine Mitfahrgelegenheit richtung Karibik oder Südamerika hoffen.

 

Es ist wirklich ein schräger Platz, wo die unmittelbare Nähe des teilweise bitterarmen spanischen Südens (La Linea hat angeblich fast 50% Arbeitslosigkeit) zum florierenden Steuerparadies Gibraltar, das ohne jegliche Einschränkungen durch Schengen den weltweiten Zockern alle Möglichkeiten bietet und sich, abgesehen von verklärter Geschichtbetrachtung, auch mit England kaum verbunden fühlt, immer wieder zu kabaretthaftem Kleinkrieg durch künstlich herbeigeführte Grenzstaus oder Interventionen der Küstenwache führt. Kurz nach solchen Ereignissen entschuldigt sich Madrid dann jeweils und richtet London aus, dass man hier eigentlich nichts verloren hätte. Die Legende besagt, dass sich England, wenn der letzte Affe “The Rock” verlassen hätte, von hier zurückziehen würde. Demzufolge werden die vier Makaken-Clans gehegt und gepflegt, trotz Inzuchtproblemen.

 

Es gibt für uns Yachties also jede Menge zu erleben. Bei zehn bis fünfzehn Grad, viel Wind und manchmal auch Regen, erkunden wir die Umgebung, und die Schönheit von Andalusien beeindruckt uns tief. Tapas, Flamenco und Stierkampf-Legenden sind omnipräsent und diese Kultur wird auch gelebt.

 

An der “Lichtküste” (Costa de la Luz) finden wir Orte wie Algeciras (geschäftiger Container-Hafen, Geburtsstadt von Paco de Lucia), Tarifa (Windsurf- und Kite-Mekka mit pittoresker Altstadt und vielen jungen VW-Bus-Crews), Barbate (ehemalige Thunfisch-Hauptstadt des Generalissimo), Kap Trafalgar (peinliche Niederlage gegen Horatio Nelson), Vejer (größtes weißes Dorf an der Küste), Cadiz und Puerto Santa Maria (Kolumbus…) und Jerez (großartige Sherry-Kellereien); im Landesinneren natürlich Sevilla (einer der schönsten und sympathischsten Plätze, die man sich überhaupt vorstellen kann), Ronda (malerisches Highlight mit beeindruckender Schlucht und viel Tourismus), Castellar (uraltes Festungsstädtchen mit Fernsicht bis ins Rif-Gebirge und vielen freilebenden Adlern), etc., etc.

 

Unterwegs auf guten Straßen mit wenig Verkehr erleben wir sowohl die sanften Hügel und Sümpfe am Atlantik, mit ihren eleganten Haziendas, Rinderherden und Windparks, als auch die wilden Berge am Mittelmeer, alles derzeit in saftigem Grün und mit blühenden Mandelbäumen, Korkeichen und Orangen. Selbst die unzähligen Storchenpaare weisen darauf hin, dass wir in Österreich mit zu kleinen Maßstäben gemessen haben.

 

An manchen schönen Wintertagen haben wir die “Straight of Gib” auch segelnd unsicher gemacht, um den Bart an Voodoochile’s Rumpf nicht allzu lang werden zu lassen. Ceuta zum Beispiel ist auf jeden Fall einen Ausflug wert, ganz abgesehen von den vielen Delphinen und sogar einem Hai unterwegs.

 

Der profane Alltag war von kurzen Heimflügen aus familiären, gesundheitlichen und technischen Gründen geprägt, wie von Arbeit vor Ort bei Eric, unserem südafrikanischen Yachtspezialisten. Uli hat einen Spanischlehrer für einige andere Yachties und uns organisiert, aber meine persönlichen Erfolge in Espaniol sind bescheiden und der andalusische Dialekt bleibt schlichtweg unverständlich.

Im nächsten Beitrag wollen wir kurz über die vielen lieben Besuche berichten, die wir hier im Outback empfangen durften.

Wir bleiben in Kontakt

Uli & Peer

Kanarische Inseln?

…na, nie und nimmer!

 

Cadiz ist eine geschäftige Hafenstadt an der Südwestküste Spaniens, von der einst Kolumbus mit seiner kleinen Flotte (Santa Maria, Pinta und Nina) nach Westindien aufgebrochen ist; in unserer Marina “Puerto Sherry”, benannt nach dem ehemaligen Weinverladehafen mit Stierkampfarena, historischen Lagerhäusern und hübscher Altstadt, liegt ein Nachbau der “Santa Maria”. Originalgetreu und vergleichsweise winzig. Unvorstellbar, unter welchen Bedingungen die Mannschaft samt Vorräten und sogar einigen Tieren damals auf ihr gehaust haben muss!

 

Hier kommen unsere Freunde Dagi, Charly, Friedrich und Rainer an Bord, hochmotiviert und voller Tatendrang.

Anders als seinerzeit Kolumbus wollen wir nicht ins Ungewisse fahren, sondern checken sorgfältig die Wetterberichte für die rund 550 Meilen lange Überfahrt auf die Kanaren. Nachdem sich alle eingerichtet haben verbringen wir noch einen Tag mit Einsegeln in der  großen Bucht, um uns mit VOODOOCHILE vetraut zu machen. Sie verhält sich artig und läuft zur Begrüßung mit fast 10 Knoten durch die moderate Dünung.

Da das Wetter nur für zwei Tage günstig sein soll, ist unser “Plan B”, eventuell unterwegs die Stadt Rabat in Marokko anzulaufen, um dort die weitere Entwicklung abzuwarten. Wir bunkern Wasser, Lebensmittel und Diesel für zehn Tage und laufen in der Abenddämmerung aus. Gleich in der ersten Nacht bläst es mit gut 25 Knoten aus Gibraltar heraus und wir sind sehr schnell. Dagi und Charly, als eingespieltes Team, steuern das Boot mit stoischer Ruhe und hoher Fahrt durch die Nacht; Rainer und Friedrich, die schon in Schottland gemeinsam gesegelt sind, sind mit solchen Verhältnissen vertraut. Der nächste Morgen erwartet uns mit Kabbelsee, umlaufendem Schwachwind und leider auch Gegenstrom. Wir kreuzen so gut es geht, müssen schließlich aber doch den Motor starten. Gegen Abend basteln wir uns in der Flaute – das nächste Tief ist schon im Anmarsch – durch die halbe marokkanische Fangflotte. Rundum Wetterleuchten und nahende Gewitter. Der Stop in Rabat wird beschlossen, aber hier, im Fluß Bouregreg, kann man nur bei Hochwasser einlaufen. Wir sind sechs Stunden zu früh und laufen daher nochmals für einige Zeit aufs Meer hinaus und wieder zurück. Das Leuchtfeuer ist außer Betrieb, aber wir finden die Einfahrt trotzdem, funken die Lotsen herbei (hier üblich und notwendig) und surfen hinter ihnen auf der hohen Dünung zwischen den gewaltigen Breakwaters in den Fluß hinein, wobei nur wenige Meter neben dem Boot in den Wellentälern die Steine herausschauen. Extrem spannend!

Das Einklarieren in Marokko dauert seine Zeit (glücklicherweise hat Rainer in Cadiz noch eine marokkanische Flagge gekauft), aber die Beamten sind sehr freundlich und irgendwann liegen wir dann doch am Steg dieses modernen Hafens. Auch mehrere andere Fahrtenyachten warten hier auf besseres Wetter für die Weiterfahrt. Für alle wird die Teilnahme am beliebten “Wetterquiz” zur täglichen Routine: Passageweather, Wetteronline, US-Gribfiles, El Tiempo, Windguru…? Selbst der Durchschnitt von allen gibt wenig Hoffnung, denn der Hurricane “Sandy” sendet, wie auch schon seine Vorgänger, alle drei Tage ein Teiltief nach Osten, und gegen 30 Knoten und mehr wollen wir sicher nicht kreuzen.

Ein paar Tage können wir ja noch zuwarten und erkunden daher die Medina von Rabat und jene von Salé, wo derzeit wegen eines hohen Feiertages hunderte Schafe geschlachtet werden und deren Überreste auf den Straßen liegenbleiben. Um den unerwarteten Ausflug in den Orient zu nutzen, macht die Crew per Bahn einen Ausflug in eine weitere Königsstadt: nach Fes.

 

Das sehnlichst erwartete Azorenhoch will aber nicht kommen und der dauernde Südwest- und Südwind macht es jetzt höchst unwahrscheinlich, rechtzeitig zu den Heimflugterminen nach Teneriffa zu kommen. Es muss also der ungeliebte Entschluß, nach Festlandspanien zurückzukehren, gefaßt werden. Trotz der Tatsache, dass wir das geplante Ziel nicht erreichen werden, und dass es ärgerliche Umbuchungen der Heimreise verlangt, trägts die Crew mit Fassung und bleibt guter Dinge. Vielen Dank an Euch, dass Ihr soviel Verständnis für die Eigenheiten des Fahrtensegelns gezeigt habt! Die Sicherheit geht halt vor. Die Regenstunden wettern wir mit Musik, Lesen und Astronavigation ab.

 

Wir verabschieden uns von unseren lieben schweizer Stegnachbarn Marlies und Oliver, klarieren aus und fahren hinter den Lotsen in den üblichen Regenschauern wieder hinaus aufs Meer. Im Fluß treffen wir noch unsere Freunde von der “Creuza di Mä”, die gerade eingelaufen sind – es wird heftig gewinkt; auch viele marokkanische Fischer und etliche Yachties winken. Diese Community!

Der Plan ist, zuerst Gibraltar zu besichtigen und dann möglichst wieder nach Cadiz zurückzufahren, aber aus den vereinbarten 15 Knoten Wind werden wieder einmal 30. A scho wurscht! VOODOOCHILE zieht bei 8 bis 9 Knoten Speed das Leedeck durchs Wasser. Am zweiten Tag müssen wir dann schließlich abfallen. Gibraltar wird verschoben und wir laufen erst einmal Barbate an, um etwas auszuruhen. Dieser Ort bietet – wie schon im Hafenhandbuch erwähnt – außer einem Spazierweg durch einen Pinienwald und Dauerregen “genau gar nichts”. Wir berechnen daher die Strömung in der Straße von Gibraltar voraus, checken wieder einmal unsinnigerweise den Wetterbericht, und machen uns so bald wie möglich davon; bei Riesendünung und Totenflaute. Die Stromberechnung war aber richtig und bei später aufkommendem Wind laufen wir mit 11 Knoten über Grund vorbei an Tarifa nach Osten. Die Ansteuerung von La Linea in der Bucht von Gibraltar ist wie immer sehr spannend. Es herrscht unglaublicher Schiffsverkehr. Bei Einbruch der Dunkelheit machen wir in der Marina Alcaidesa fest.

Am nächsten Tag gibt’s eine geführte “Rock Tour” auf den berühmten britischen Affenfelsen und hinein in dessen tolle Höhlen; außerdem einen Einkaufsbummel und endlich britisches Essen! Eigenartig, zu Fuß über die Grenze und dann auch über die Rollbahn des Flughafens gehen zu müssen.

 

In der Folge habe ich wahrscheinlich zu lange mit der Entscheidung, die Reise hier enden zu lassen, zugewartet. Gerne hätte ich der Crew die Möglichkeit gegeben, die 80 Meilen nach Cadiz noch zurückzusegeln, aber aufgrund der zu erwartenden Wetterkapriolen wollte ich schließlich doch nicht riskieren, am Ende dort doch noch zu spät anzukommen und die Heimflüge womöglich ein zweites Mal umbuchen zu müssen. Wir machen noch einen Tag lang Hafenmanöver, was mit einem 30 tonnen schweren Langkieler doch eine neue Erfahrung für alle ist. Dann wird zum letzten Mal an Bord gekocht, denn der geplante Restaurantbesuch wird uns wieder von einem Regenschauer vermasselt.

Trotz Themenverfehlung war es eine wunderbare Reise und ich danke – auch im Namen von Uli – der großartigen Crew – für das Verständnis, “the sound seamanship” und die nette Gesellschaft. Wir bleiben in Kontakt!

Liebe Grüße an alle

Peer