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Durchs Nadelöhr

ins “Meer für Erwachsene”…

 

In aller Früh laufen wir aus, denn der Wetterbericht ist ausnahmsweise wirklich günstig. Für die Straße von Gibraltar ist das ganz wesentlich, den bei stärkerem Gegenwind gibt’s hier kein Durchkommen. Unmerklich ist es Herbst geworden, das Thermometer zeigt nur mehr 14° an; noch vor kurzer Zeit haben wir tagsüber ziemlich geschwitzt und uns immer auf die Abenddämmerung gefreut. Damit ist’s, wahrscheinlich für den Rest des Jahres, jetzt vorbei. Kaum zu glauben, wie schnell dieser Sommer wieder vorübergegangen ist.

Wir segeln auf Raumschotkurs (wie oft war das eigentlich in den letzten Wochen der Fall?) und reden über die Zukunft. Soviel ist noch unklar! Fest steht nur, dass wir viel Geduld brauchen werden und stark im Improvisieren sein müssen. Uli denkt an ihre kurze Heimreise von Cadiz und wir beide freuen uns auf den geplanten Besuch unserer Kinder im Jänner auf den Kanaren.

Gerne hätte ich Uli Gibraltar gezeigt, das ich von früheren Fahrten kenne und sehr schätze. Dafür ist diesmal keine Zeit, aber man soll nie “nie” sagen. Im letzten Tageslicht sehen wir “The Rock” aber wenigstens von See aus, obwohl wir wegen dem immer dichter werdenden Schiffsverkehr und den vielen auf Reede liegenden Frachtern sehr konzentriert bleiben müssen. Vor der “Bay of Gib” warten große Schiffe auf ihre Lotsen (Gibraltar wird von der Großschiffahrt bevorzugt angelaufen, da es steuergünstig ist, die Liegekosten niedrig sind und vor allem der Treibstoff hier sehr wenig kostet), Schnellfähren queren die 14 Seemeilen zwischen Afrika und Europa im Höllentempo, und die endlose Kette von Schiffen, die in den Atlantik wollen oder von dort kommen, reißt niemals ab. Dazu frischt der Wind auf 20 Knoten auf und schiebt uns zusammen mit starkem achterlichen Strom (eher durch Zufall, als aufgrund unserer Vorausberechnung) sehr rasch an Tarifa vorbei ins große Meer. Schade, dass es eine stockfinstere Neumondnacht ist.

Um 0300 runden wir das berühmte Kap Trafalgar und die See wird wegen der geringen Wassertiefe grob und konfus. Aufgrund der zahlreichen Untiefen sind wir gezwungen, weit nach Westen aufs offene Meer auszuweichen, was nicht so einfach ist, da wir die Richtung der großen Wellen beachten müssen, um überhaupt Kurs halten zu können. Uli steht mit einer Miene wie seinerzeit Admiral Nelson am Ruder, singt laut zur Musik aus dem Ipod und ignoriert die manchmal brechenden Seen. In Wirklichkeit sind wir einfach nur müde und ziemlich erleichtert, als sich das Ganze am Morgen deutlich beruhigt. Am Vortag haben wir am Funk die üblichen “Navigational Warnings”, in denen von möglichen Schießübungen der Marine in der Bucht von Cadiz die Rede war, zwar gehört, aber nicht genau verstanden. Deshalb funken wir Cadiz-Traffic an, um das zu verifizieren. Man empfiehlt uns freundlich, uns nahe der Küste zu halten (wollen die über unsere Köpfe schießen???), und verspricht, uns im Notfall anzufunken. Naja!

Gegen Mittag kommen wir in Cadiz an. In der vereinbarten Flußmarina “Santa Maria” weist man uns wegen Bauarbeiten ab und wir übersiedeln in den Hafen “Puerto Sherry”, wo wir nach den üblichen Formalitäten gut festmachen und dann sofort einschlafen. Heute ist Mittwoch, der 17.Oktober.

 

Wir sind jetzt – mit kürzeren Unterbrechungen – seit fast fünf Monaten unterwegs und VOODOOCHILE hat dabei fast 2.500 Meilen geloggt. Wir haben viel erlebt, das Meiste davon wirklich schön, viel über uns und unser Boot gelernt und sind uns auf neue Art nähergekommen. An Vielem sind wir aber leider vorbeigefahren! Unser Terminplan war einfach nicht realistisch, wir möchten aber keinen Moment dieser “Raserei” missen.

Uli bleibt gerade noch ein Tag zum Einkaufen und Bootputzen, dann sitzt sie schon im Bus nach Malaga, von wo aus sie nach Graz fliegen muss.

Jetzt beginnt ein ganz neuer Abschnitt

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

Andalusia

die “Costa del PVC” ist trotz allem wunderbar…

 

Gegen Mittag laufen wir bei Flaute von Cartagena aus. Der große Unterschied zwischen den synthetischen, modernen Welten hier, für die im Moment niemand Verwendung hat, und andererseits der Geschichtsträchtigkeit einiger Orte an Spaniens Südküste, stimmt etwas nachdenklich. Dieser Eindruck ändert sich auch nicht, als ein schnelles Schlauchboot der Küstenwache längsseits kommt, um uns zu kontrollieren. Die Beamten verabschieden sich freundlich, nachdem wir uns als Mitglieder eines Bergvolkes geoutet und daher bestimmt zu wenig Erfahrung haben, um uns als Schmuggler oder Schlepper zu betätigen. Sie haben hier sicher keinen leichten Job und auch heute gibt’s wieder Aufrufe am Funk, nach Flüchtlichsbooten Ausschau zu halten. Was können sich die Afrikaner hier eigentlich erwarten? Unterbezahlte Schwarzarbeit unter den viele Kilometer langen Plastikplanen der EU-gestützten Gemüseindustrie? Die Gegend ist eine wildromantische Halbwüste, der nur mit Hydrokultur, die sich das wenige Wasser mit den verwaisten Golfplätzen teilen muss, und mit viel Chemie beizukommen ist.

Am Nachmittag kommt etwas Südwestwind auf und wir setzen Segel. Dies hält jedoch nicht lange an. Unsere Strategie, die häufigen Gegenwinde zu vermeiden, hat ihren Preis: Flaute und Motor, jetzt als “Ausgleich” auch dichten Nebel! In der Nacht hören wir das Schnaufen der Delphine mehr als dass wir sie sehen können. Wir halten angestrengt Ausschau nach den vielen Trawlern, die nach Passieren des Cabo de Gato kreuz und quer den Meeresboden abgrasen.

In der Früh wird’s besser und wir sind froh, beim Ansteuern durch die flachen Gewässer von Almerimar doch recht gute Sicht zu haben. Man empfängt uns freundlich und das – in Spanien überall erforderliche – Einklarieren ist schnell erledigt. Wie immer steht Uli bei Hafenmanövern am Ruder und redet unserer eigensinnigen VOODOOCHILE gut zu, doch irgendwie in die Box zu fahren. Bei Seitenwind gehen wir halt mit dem Bug voran an die Murings, was auch den Vorteil von mehr Privatsphäre im Cockpit hat.

Almerimar ist ein großer, relativ neuer Sportboothafen, umgeben von einer Unzahl von Appartmentanlagen und Lokalen, der bei Fahrtenseglern wegen seiner guten Infrastruktur und den moderaten Preisen sehr beliebt ist. Manch einer überwintert hier und bastelt am Boot. Letztlich ist es hier aber, trotz der schönen Landschaftskulisse im Hintergrund, doch etwas trostlos, vielleicht auch saisonbedingt. Auf mehr als der Hälfte der Immobilien und Boote hängt das obligatorische Schild “se vende”. Kaum vorstellbar, was mit all diesen ehemaligen Träumen einmal geschehen soll. Man erzählt uns, dass Bauträger all die Wohnanlagen gebaut und an Privatpersonen als Geldanlage mit hoher Rendite verkauft haben, was auch ein paar Jahre lang gut gegangen ist. Nun ist aber der Markt zusammengebrochen, die Wohnungen sind unverkäuflich und an Banken verpfändet, denen ihrerseits die Kriegskasse ausgeht. Sollten diese Leichen jemals aus dem Keller geholt werden müssen, dann wird jeder “Rettungsschirm” vermutlch zu klein sein…

Wir lassen unseren betagten und störrischen Außenborder reparieren und kaufen endlich eine sogenannte EPIRB-Boje, ein Satellitensystem, das im Fall der Fälle auch auf hoher See Hilfe herbeiholen soll. Diese wird in England zentral registriert und bei Aktivierung können wir identifiziert, Hubschrauber und Schiffe losgeschickt und unsere Kinder verständigt werden. Eigentlich wollen wir das nicht fertig denken, sondern tratschen lieber mit Antje und Jürgen von der “Hanta Yo”, einem sehr netten deutschen Pärchen, das mit seinem kleinen Boot auf großer Fahrt ist.

 

Der Forecast sagt weiterhin “Nasenwind” an, aber wir müssen trotzdem irgendwie nach Westen weiter. Geliebtes Terminsegeln! Also raus ins bockige Wasser. Anfangs kreuzen wir auch recht erfolgreich gegenan mit Kurs nach Motril, gegen Abend wird der Wind aber deutlich stärker und wir machen kaum noch Fahrt aufs Ziel. Schließlich haben wir genug und laufen den Hafen von Adra an, über den wir in unseren Unterlagen kaum Informationen finden. Statt des angekündigten kleinen Fischerhafens mit Ankermöglichkeit finden wir eine nagelneue Marina mit Schwimmstegen vor, die offensichtlich nie fertig gebaut wurde, und nun lediglich von einem Mövenschwarm und zwei Fahrtenbooten besetzt ist. Ein Beamter empfängt uns herzlich, checkt unsere Papiere und läßt uns dann gratis bleiben!

 

Heute praktisch eine Wiederholung von gestern: auslaufen bei Flaute, am Vormittag Gegenwind und kreuzen, gegen Abend fünf Beaufort aus WSW, in den Böen auch mehr. Unter innerlichem Protest laufen wir Marina del’Este an, ein kleiner, exklusiver Hafen, der sich deutlich von den vorangegangenen Plätzen unterscheidet. Ein bisschen “Reich & Schön”, aber immerhin teilweise bewohnt. In einer kleinen, malerischen Bucht unter der Steilküste, mit hübschen Villen und gräßlichen Terrassenwohnungen rundum, findet man hier trotz heftiger Fallböen ein geschütztes Plätzchen, das allerdings seinen Preis hat und deshalb für uns nicht wirklich eine Option ist. Wir erklimmen den Berg mit dem großen Leuchtturm, bestaunen die vielen tollen Gärten und lernen die nette britische Crew der “Sirius” kennen, die mit ihren Kindern unterwegs ist und auch auf günstigeren Wind wartet.

 

Es wird Zeit, durch die Straße von Gibraltar in den Atlantik zu gehen.

Also auf!

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

U-Boote und Amphitheater

Cartagena, wunderschön und etwas bedrückend…

 

Wir schreiben den 6. Oktober 2012. Beim zweiten Anlauf – die Zugbrücke war defekt – laufen wir bei wenig Wind und großer Restdünung aus der Kunstwelt des Mar Menor aus und runden nach zwei Stunden das Cabo Palos, die Südost-Ecke der Iberischen Halbinsel. Wie immer besteht Uli aufs Segeln und wir kreuzen friedlich bei schönem Wetter nach Westen. Gar nicht friedlich ist ein Pan-Pan-Ruf (Vorstufe zum Notruf) eines afrikanischen Flüchtlichssbootes. Solche Funkrufe erreichen uns im Alboran-Meer praktisch jeden Tag und lassen die Dramen erahnen, die sich hier seit Jahren abspielen. Die Coast-Guard kümmert sich nicht um Politik, sondern rettet ganz einfach nur Menschen in Not – man sollte öfter daran denken. Willkommen im richtigen Leben!

In der Abenddämmerung, kurz vor dem Einlaufen in den großartigen Naturhafen von Cartagena, sieht Uli noch einen großen Wal. Welch wilde Szenenwechsel! Zwischen Kreuzfahrtschiffen, Frachtern und Industrieanlagen erreichen wir die Marina, neben der man ein Kongreßzentrum und ein Museumsquartier errichtet hat. Die Marineros sind wie gewohnt freundlich und hilfsbereit.

 

Am nächsten Tag schauen wir uns die Stadt an: Prachtbauten entlang der Einkaufsstraßen, Balkone in allen Farben und Designs, Denkmal zu Ehren von Maria Theresia, interessante Skulpturen, gegen den Terrorismus oder aus rein ästethischen Gründen, der örtliche “Schloßberg” mit der großen Festungsanlage, ein römisches Amphitheater zwischen Abbruchhäusern und ein modernes für Konzerte, diverse Museen und die düstere Allgegenwart von militärischer Geschichte und Präsenz. Hier wurde, aus spanischer Sicht, das erste U-Boot gebaut, und Cartagena ist auch heute noch Stützpunkt der spanischen U-Boot-Flotte. Die großen Werftanlagen weisen darauf hin. Natürlich hat sich diese geschützte Bucht seit jeher als Hafen angeboten, aber trotzdem ist es erstaunlich, wieviele Ressourcen die Menschen zu Verfügung stellen, wenn es um Imperialismus und um Kriege geht.

Einen ziemlichen Kontrast bilden die Flaniermeile am Hafen und das Ultramoderne Kongreßhaus, das abends als Cocktail-Location dient. Wären nicht die vielen Leute in löchrigen Jogging-Anzügen, mit Plastiksackerln vom “Lidl” unterm Arm, so könnte man meinen, alles wäre in Ordnung.

In der kurzen Zeit kann dieses Urteil nur oberflächlich sein, aber wir müssen leider wieder weiter.

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

Versäumte Traumstrände und Geisterstädte

…über Formentera ins Mar Menor

 

In der Morgendämmerung laufen wir aus Mahon aus, bei schwachem Nasenwind motorsegeln wir an Mallorca vorbei nach Südwesten, in der Nacht wird die alte Welle weniger und wir kommen recht gut voran, auch wenn die Segel manchmal schlagen. Andrea und Isabella überholen uns und grüßen über Funk. Gegen Morgen kann endlich wieder der Autopilot übernehmen. Die Maschine bleibt an, denn die Ansteuerung von Formentera, unserem nächsten geplanten Stop, ist südlich von Ibiza knifflig. Wir wollen das noch bei Licht schaffen. Es gelingt auch tatsächlich, und wegen der Menge von Untiefen, Booten und Schnellfähren dort war das auch wichtig. Auf den Baleareninseln hat man, um das ökologisch wertvolle Seegras vor den vielen Ankern zu schützen, in vielen Buchten Muring-Bojen ausgebracht, an denen man zwei Tage lang gratis festmachen darf. Wir nützen die Gelegenheit an der Nordküste von Formentera, auch wenn alle Bojen für Boote unserer Größe besetzt sind. Es geht kaum Wind und sollte also gutgehen.

In der Früh motoren wir in den kleinen Hafen um zu bunkern und einen Wetterbericht aufzutreiben. Dieser, in fließendem Spanisch verfaßt, verspricht recht gute Bedingungen für unsere Überfahrt zum spanischen Festland. Uli verzichtet schweren Herzens auf die weißen Traumstrände, auf die sie sich lange gefreut hatte, und wir legen sofort wieder ab.

Was soll ich sagen: zuerst wenig Wind mit viel Dünung, in der Nacht frischt es bis 25 Knoten auf und wir steuern wieder bei drei bis vier Meter Welle durch die Nacht, immer zwischen vielen Frachtern. Irgendwann überqueren wir den Null-Meridian – doch irgendwie ein Meilenstein! Ursprünglich wollten wir bis Cartagena, aber in der Früh haben wir genug und laufen das sogenannte Mar Menor an, ein kleines Binnenmeer, erreichbar durch einen Kanal mit einer Brücke. Wir warten vor Anker, bis diese geöffnet wird und fahren in das ruhige Gewässer ein. Ankern, ein Bier, dann schlafen.

Abends gibt’s einen Spaziergang durch diese seltsame, synthetische Welt. Hunderte von unverkäuflichen, leerstehenden Appartments, rund um verlassene Marinas und leere Strände. Die wenigen Leute sind wieder ausgesprochen nett und hilfsbereit. Die Gier hat diesen interessanten Landstrich zu einer Wüste gemacht, die “Krise” hat lediglich den Zeitpunkt des Scheiterns und das Ende der Spekulation bestimmt.

 

Vermutlich war’s einmal sehr schön hier!

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

Abenteuer und große Seelen

…Achterbahn der Gefühle

 

Kaum kommen wir aus der Abdeckung von San Pietro, schon empfängt uns wieder das “Mare Nostrum” mit Hallo: windschwach mit langer, vier Meter hoher Dünung, dummerweise gleichzeitig aus Südost und Südwest. Manchmal sind die Köpfe der Wellen wirklich beeindruckend. Anfangs können wir ganz gut segeln, dann aber schläft der Wind ganz ein und nur der elende Seegang bleibt. Natürlich nichts für unseren Autopiloten, also stündlich abwechseln am Steuer. Den Tag, die Nacht, den nächsten Tag. 20 Meilen vor dem Landfall setzt der angekündigte Mistral ein. Voodoochile reitet mit gerefften Segeln und mit 8 Knoten Fahrt durch die Finsternis und wir kommen kaum nach mit der Navigation. Jetzt fallen uns die etwas makabren Glückwünsche (Bocca di Lupo, Crepi – also ins Maul des Wolfes, oder krepiert) unserer neuen Freunde aus Carloforte ein. Uli steuert souverän und mit hoher Fahrt durch die schmale Einfahrt und dann in die stockfinstere Ankerbucht nördlich der Isla de Lazaret, wo einige Boote vor Anker liegen. Wir werfen unseren irgendwo ins seichte Wasser – mitten in der Durchfahrt, wie wir am nächsten Morgen erkennen müssen, und wie uns ein großes Ausflugsboot per Hupe mitteilt.

Heute wird aufgeräumt, geschlafen, telefoniert und wieder geschlafen.

Um 0500 weckt uns ein mächtiges Gewitter und durch die Salonfenster beobachten wir mit Schrecken, dass bei einigen Booten die Anker offenbar nicht halten, denn sie motoren kreuz und quer durch die Bucht. Verunsichert, aber noch zuversichtlich wollen wir Kaffee machen, aber in einer Bö von 45 Knoten (wurde uns später mitgeteilt) geht auch Voodoochile auf Drift! Binnen 30 Sekunden laufen wir in Lee auf Grund – glücklicherweise Sand.

Leichte Panik – zugegeben!

Fast sofort, im Finstern und bei strömendem Regen, rast Andrea von der “Creuza de Mä” (dazu später) in seinem starken Dinghi herbei und bringt unseren Reserveanker an langen Leinen in Luv aus, mit dem wir uns später auch wieder befreien können. Paco von der “Olé” hilft inzwischen einem gestrandeten Motorboot. Insgesamt gingen in dieser Nacht fünf von sieben Booten auf Drift.

At this place for you Isa, Andrea, Theda and Paco: we’ll never forget your immediate efforts to help us, for keeping us in good mood and for your great company! Hope to meet up on the Canaries soon! Baci and big hugs from us!

 

Andrea und Isabella, ein junges Profisegler-Pärchen, auf ihrer wunderbaren SWAN 65 “Creuza de Mä” (“Weg zum Meer” in genuesischem Dialekt, nach einem Lied von Fabricio de Andre benannt), sowie Theda aus Peru und Paco aus Spanien auf ihrem Katamaran “Olé”, wurden beim Tratschen und gemeinsamen Abendessen und Auflügen in kurzer Zeit zu echten Freunden. Andrea borgte uns sein Dinghi für Einkaufsfahrten (20 PS sind gerade genug, wenn man die Zigaretten vergessen hat), erzählte von seinen weiten Reisen, versorgte uns mit Tipps und Wetterberichten, zeigte uns die schöne Swan und redete uns nach dem ausgestandenen Schrecken gut zu. Trotz seiner Jugend gehört er zu den souveränsten Seglern, die ich kenne. Ausserdem sagte er Uli, dass Spaghetti und Sugo IMMER vor dem Servieren im Topf zusammengemischt werden dürfen. Paco erzählt, dass sein Anker zwei Tage zuvor nicht gehalten hätte. Der Boden dürfte hier also nicht ganz so verlässlich sein, wie in unserem Hafenführer beschrieben. Wir haben jedenfalls jetzt 55 Meter Kette mit zwei großen Ankern draußen und schlafen dennoch nicht mehr so ruhig wie früher.

Von Menorca haben wir nicht wirklich viel gesehen, aber zumindest die Altstadt von Mahon, der Hauptstadt, besucht, sowie eine der großen Festungen erwandert. Der große Naturhafen trieft nur so von Geschichte und die vielen Festungen und auch aktuelle militärische Anlagen wirken etwas bedrohlich. Insgesamt eindrucksvoll und sicher einen längeren Aufenthalt wert.

Am Tag vor der Abreise geht das “Ankerkino” weiter: ein Charterboot mit deutscher Crew reißt sich in einer Bö los und treibt uns direkt in den Bugspriet. Gottseidank hat sich niemand verletzt, aber Bimini und Reling der Bavaria sind ziemlich lädiert.

Traurig ist der Abschied von unseren neuen Freunden, aber sie gehen auch nach Westen und die Chancen, sie demnächst wieder zu treffen, sind gut.

Morgen geht’s wieder weiter, das Wetter sollte für 30 Stunden akzeptabel sein

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer