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U-Boote und Amphitheater

Cartagena, wunderschön und etwas bedrückend…

 

Wir schreiben den 6. Oktober 2012. Beim zweiten Anlauf – die Zugbrücke war defekt – laufen wir bei wenig Wind und großer Restdünung aus der Kunstwelt des Mar Menor aus und runden nach zwei Stunden das Cabo Palos, die Südost-Ecke der Iberischen Halbinsel. Wie immer besteht Uli aufs Segeln und wir kreuzen friedlich bei schönem Wetter nach Westen. Gar nicht friedlich ist ein Pan-Pan-Ruf (Vorstufe zum Notruf) eines afrikanischen Flüchtlichssbootes. Solche Funkrufe erreichen uns im Alboran-Meer praktisch jeden Tag und lassen die Dramen erahnen, die sich hier seit Jahren abspielen. Die Coast-Guard kümmert sich nicht um Politik, sondern rettet ganz einfach nur Menschen in Not – man sollte öfter daran denken. Willkommen im richtigen Leben!

In der Abenddämmerung, kurz vor dem Einlaufen in den großartigen Naturhafen von Cartagena, sieht Uli noch einen großen Wal. Welch wilde Szenenwechsel! Zwischen Kreuzfahrtschiffen, Frachtern und Industrieanlagen erreichen wir die Marina, neben der man ein Kongreßzentrum und ein Museumsquartier errichtet hat. Die Marineros sind wie gewohnt freundlich und hilfsbereit.

 

Am nächsten Tag schauen wir uns die Stadt an: Prachtbauten entlang der Einkaufsstraßen, Balkone in allen Farben und Designs, Denkmal zu Ehren von Maria Theresia, interessante Skulpturen, gegen den Terrorismus oder aus rein ästethischen Gründen, der örtliche “Schloßberg” mit der großen Festungsanlage, ein römisches Amphitheater zwischen Abbruchhäusern und ein modernes für Konzerte, diverse Museen und die düstere Allgegenwart von militärischer Geschichte und Präsenz. Hier wurde, aus spanischer Sicht, das erste U-Boot gebaut, und Cartagena ist auch heute noch Stützpunkt der spanischen U-Boot-Flotte. Die großen Werftanlagen weisen darauf hin. Natürlich hat sich diese geschützte Bucht seit jeher als Hafen angeboten, aber trotzdem ist es erstaunlich, wieviele Ressourcen die Menschen zu Verfügung stellen, wenn es um Imperialismus und um Kriege geht.

Einen ziemlichen Kontrast bilden die Flaniermeile am Hafen und das Ultramoderne Kongreßhaus, das abends als Cocktail-Location dient. Wären nicht die vielen Leute in löchrigen Jogging-Anzügen, mit Plastiksackerln vom “Lidl” unterm Arm, so könnte man meinen, alles wäre in Ordnung.

In der kurzen Zeit kann dieses Urteil nur oberflächlich sein, aber wir müssen leider wieder weiter.

 

Liebe Grüße an alle

Uli & Peer

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