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Africa, oh Africa!

…oder: nur keine Umwege vermeiden.

Nachdem ich gemeinsam mit Heinz vor Jahren im Zuge einer Bootsüberstellung kurze Zeit auf den Kapverden zugebracht hatte, hat es mich eigentlich nicht vordringlich hierher gezogen. Wie blöd dieses Vorurteil über diese großartige Inselgruppe, etwas abseits der Hauptrouten, doch war, und wie gründlich ich meine Meinung revidieren mußte! Uli hatte mit ihrem Wunsch, hierherzukommen, wieder einmal recht.

Glücklicherweise haben Erich, Norbert und Walter, drei “alte” Freunde aus Jugendtagen, ziemlich spontan entschieden, uns ein Stück auf unserer Reise zu begleiten, und deshalb änderten wir unseren Direktkurs in die Karibik hierher. Walter um des Segelns willen, wobei er durch meinen oft sehr konservativen Stil dabei eher unterfordert war, Norbert in erster Linie zum Tauchen auf den Kapverden, wozu letztlich nicht sehr viel Zeit blieb, und Erich, um eine Diplomarbeit für seine geplante “Yachtmaster-Ocean-Lizenz” zu erstellen. Wir hoffen, dass trotzdem alle Spaß dabei hatten, denn gelacht haben wir viel.

Kurs und Wetter waren auf der knapp sechstägigen Überfahrt wenig anspruchsvoll, der Schmäh lief ununterbrochen und Wastl’s geschätzte Positionen kamen den astronomisch berechneten Standorten von Erich recht nahe. Wo wir wirklich genau waren, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen. Erst die letzte Nacht bringt richtig Wind und es spült uns ziemlich schnell in die Bucht vor dem Städtchen Mindelo auf der Insel Sao Vicente.

Viele Yachten liegen hier in der einzigen Marina der Kapverden, oder davor vor Anker. Es ist recht voll, denn eine Zweigveranstaltung der ARC startet mittlerweile von hier. Wir räumen auf, erkunden Mindelo, diesen sympathischen Ort mit den freundlichen Menschen, den Kolonialhäusern, den guten und billigen Restaurants und dem legendären “Café Lisboa”. Viele junge Leute und schwarze Kinder mit Riesenaugen. Die meisten Yachten lecken ihre Wunden und basteln heftig, um auf die große Überfahrt vorbereitet zu sein. Auch wir müssen für unseren “Sargnagel”, den Autopiloten, endlich eine Lösung finden.

Auf Sao Vicente wächst außer einigen Palmen kaum ein Halm, und Wasserknappheit ist Dauerthema. Etwas anders ist das auf der Nachbarinsel San Antao, die wir auf einer schrottreifen Fähre erreichen: Steilhänge mit Terrassenfeldern, kleine Dörfer an die Hänge geklebt, aufgrund des Nebels im Passatstau fruchtbare Täler mit üppiger Vegetation, spektakuläre Vulkane und Schluchten, sowie händisch gebaute Straßen, auf denen einem beim Blick in die Abgründe schwindlig wird. Die Insel gehört zu den schönsten Plätzen, die ich kenne. Überhaupt würde ich die Kapverden jetzt zu den (fast) noch geheimen Tipps rechnen. Die arme, aber freundliche Bevölkerung, an der Schwelle zwischen Afrika und europäischem Tourismus, und in einer ehemaligen portugiesischen Kolonie, die hauptsächlich als Drehscheibe im Sklavenhandel unrühmlich bekannt wurde, hat uns auf der Stelle für sich eingenommen. Man wird oft vor Kriminalität gewarnt, was sicher irgendwie berechtigt und bei diesem sozialen Gefälle auch nachvollziehbar ist, aber wir hatten nur beste Erfahrungen.

Auch hier wäre es schön, den Winter zu verbringen, aber wir haben uns (leider ?!) für die rasche Weiterreise entschieden. In wenigen Tagen wollen wir den “Großen Teich” in Angriff nehmen.

Liebe Grüße

Uli & Peer

 

 

los queridos amigos

…oder die wichtigsten Gründe für unsere Reise

Der Teide mag knapp 4000 Meter hoch sein, aber den Wert der Begegnungen mit diesen Spießgesellen schätzen wir doch wesentlich höher ein; bestimmt werden sie die wichtigsten Erinnerungen an diese atlantischen Inseln bleiben.

Wir haben nicht von der gesamten Gang Fotos, aber das macht ja nichts. Alle, die hier nicht genannt oder gezeigt werden, mögen Verständnis haben – wir werden sie trotzdem nicht vergessen. Also ohne Anspruch auf Vollständigkeit und in beliebiger Reihenfolge:

Thomas von der SY “Enya”, Christian und Anne aus Frankreich, Antonio und Guadalupe von der SY “Guadalupe”, Saskia und Gosia als trampende Crew, Maurice von der SY “Blue Eyes”, Irmtraud und ihre Schwester Ursula aus Graz, Klausi, der nie ein modernes Boot betreten würde, Ralf und Ingelore aus Deutschland, Debbie von der schönen Spray “Plucky Lady”,  natürlich Elke und Werner mit ihrem Fastnetveteranen “Naja”, und viele, viele mehr…

Bei Euch allen möchten wir uns für die schöne gemeinsame Zeit bedanken. Man soll ja nie “nie” sagen, also werden wir uns vermutlich wieder einmal treffen, dann vielleicht etwas älter, möglicherweise noch schrulliger, vielleicht auch an unerwarteten Orten, aber bestimmt weiterhin unverwüstlich. Kipling würde sagen: “viel Fleisch ist nicht mehr auf den Knochen, aber die Knochen sind noch zu knacken”.

Jetzt soll’s aber wirklich bald weitergehen, 860 Meilen nach Süden, zu den Kapverdischen Inseln!

Bis gleich und liebe Grüße

Uli & Peer

Dreiländereck

…Lanzarote, Fuerteventura und – Klosterneuburg!

Wie’s der Zufall will verbringen einige besonders gute Freunde ihren Urlaub ganz in der Nähe. Zum Rübersegeln reicht die Zeit nicht mehr, also steigen wir kurzerhand in einen kleinen Inselflieger, der uns in einer knappen Stunde nach Lanzarote bringt, wo sich’s Christian “Slowhand Hacki” mit seiner Frau Tanja seit Jahren (Jahrzehnten würde blöd klingen) fein macht. Sie zeigen uns die Insel und ihre Lieblingsplätze, wir essen hervorragend (in der Beziehung kommen Kompromisse für Hacki nicht in Frage), und fahren mit seinem PS-starken Boot an schöne Strände. Da wir ja alle in den letzten Jahren zuwenig Zeit füreinander gehabt haben, genießen wir die gemeinsamen Tage jetzt sehr und wärmen alte Geschichten auf. Vielleicht hätten wir das schon früher tun sollen!

Dank ihrer großzügigen Einladung können wir seit Monaten erstmals wieder aufrecht im Klo stehen und in einem richtigen Bett schlafen. Herzlichen Dank Euch beiden, und wegen der Planung für die großen Jubiläen reden wir noch!

Früh am Morgen winken wir Tanja und Christian zum allzu frühen Abschied, setzen uns in unsere Leih-Coche und fahren mit der Fähre über die Meerenge nach Fuerteventura, wo wir Xandi, Gerti, die fast schon große Mimi, Maxi, Jana und den neuen Erdenbürger Valentin treffen. Das grenzt schon an Organisation! Im windzerzausten Norden von Fuerte findet Maxi normalerweise die besten Bedingungen zum Wellenreiten, auch wenn das Meer diesmal eher friedlich ist. Der “Future Surf-Dude” Valentin ißt trotzdem manchmal eine Handvoll Sand. Eine schräge Gegend, diese Halbwüste mit dem klaren Meerwasser, den mexikanisch anmutenden Straßendörfern, den VW-Bussen der jungen Surfer; wieder eine völlig andere Insel auf diesem schönen Archipel.

Ein eigenartiges Gefühl, wenn man so weit entfernt und durch liebe, vertraute Menschen doch so gut wie zu Hause ist. Können wir das nicht jedes Monat machen?

Danke, “big hugs” und viele Bussi – bis gleich einmal

Uli & Peer

Der höchste Berg Spaniens

…und andere Kuriositäten

Nur ungern legen wir in meinem geliebten Las Palmas ab, aber wer weiß, womit uns die nächste Insel überraschen wird. Wir segeln gemütlich die 65 Meilen nach Teneriffa, bei gutem Wetter und in Gesellschaft von einigen Pilotwalen. In der Darsena Pesquera, einem billigen Fischerhafen, finden wir Quartier und die nötige Infrastruktur, da Voodoochile aus dem Wasser muss, um einen neuen Unterwasseranstrich zu bekommen. Auch andere Reparaturen sind fällig, bevor wir uns auf die große Reise machen.

Das Ambiente hier ist “not exactly charming”, die Leute aber ausgesprochen nett und hilfsbereit. Wir schauen den afrikanischen Trawler-Crews beim stundenlangen Ausladen von Thunfischen zu, radeln zum hübschen Strand in der Nachbarschaft, erleben den 3700 m hohen Teide und die wilde Westküste, die berühmten Lorbeerwälder im Norden, die Hafenstadt Santa Cruz und fahren mit der Straßenbahn (!) in die ehemalige Hauptstadt San Cristobal de la Laguna.

Besonders sympathisch ist – ausnahmsweise – der Betrieb in der freundlichen Werft, wo uns vor allem der 23-jährige Klaus, halb Deutscher und halb Spanier, tief beeindruckt, der ohne jeden Schulabschluß fünf Sprachen spricht, die halbe Welt zur See bereist hat und hier eine wunderschöne aber fast schrottreife Stahlketsch, ein Erbstück von seinem Vater, zu neuem Leben erweckt. Auf seiner chaotischen Baustelle wird mit Freunden 16 Stunden täglich gearbeitet (denn er muss in wenigen Tagen einen Job auf einem Schiff in Taiwan antreten) und seine Mutter versucht, so etwas wie Haushalt auf dem Boot aufrecht zu erhalten. Es gibt wirklich tolle Menschen!

Apropos starke Typen: auch unsere Freunde Elke und Werner mit ihrem Boot “Naja”, die wir in Gibraltar kennen und schätzen gelernt haben, treffen wir hier wieder. Es ist einfach schön! Die vielleicht tapfersten von allen. Wir wünschen Euch hier eine gute Weiterreise und mögen sich unsere Kurse bald wieder kreuzen. Auch ein ganz liebes Pärchen aus Frankreich stößt zu uns, und irgendwann kaufen wir den Fischern einen Thun ab und schmeissen ihn vor den Werfttoren auf den Grill. Bohème in positivem Sinn – cool!

Bald müssen wir von hier weiter, aber davor wollen wir noch einen kurzen Ausflug machen – im nächsten Kapitel.

Liebe Grüße

Uli & Peer

 

 

Zurück zum Start

…zumindest virtuell

 

Hi Ihr Lieben! Ja, wir leben noch, und wollen, obwohl wir jetzt schon einige Zeit in der Karibik sind, gemeinsam mit Euch einige Monate zurückblicken, um die Kontinuität zu wahren.

Mit Start meinen wir natürlich die berüchtigte ARC, die Atlantic Rally for Cruisers, so eine Art “betreutes Segeln” über den großen Teich, für alle, die sich diesen Lebenstraum erfüllen möchten und dabei, gemeinsam mit rund 400 anderen Yachten und gegen entsprechende Gebühr, lieber auf Beratung einer langjährigen Organisation zurückgreifen wollen. Höchst legitim und wir freuen uns für alle. Wir verzichten darauf, treffen aber saisonbedingt etwas vor dem Start hier in Las Palmas auf Gran Canaria ein. Ein großer Rummelplatz, wo sich alles (die Gastronomie, die Werften, die Händler und die ersten Crews) auf das große Ereignis vorbereitet.

Ziemlich unbeeindruckt davon schauen wir uns einmal auf der wunderschönen Insel um und beginnen unsererseits mit den nötigen Arbeiten am Boot. Wir treffen alte und neue Bekannte, lassen uns das schöne neue Fahrrad, das wir von Franzi bekommen haben, stehlen und genießen die unglaublich turbulenten Donnerstag-Nächte in der Vegueta, der Altstadt, wo alle Lokale für ein Bier mit Tapa nur zwei Euro verlangen dürfen und man auf der Straße nicht mal umfallen kann; vom Baby-Buggy bis zum Rollator ist alles vertreten, zwischen unzähligen Musikgruppen und haufenweise Buntglas; auffällig vielleicht die Unmenge von Schönheiten in High-Heels, aber das gehört hier nicht her…

Ein netter Sandstrand liegt direkt neben dem Hafen, wo hunderte Kinder schwimmen, paddeln und segeln lernen, und die Spanier (Oh Gott, Entschuldigung, die Kanaren) das Wochenende verbringen. Panza de Burro, Eselsbauch, heißt das Phänomen, dass sich im Sommer hier immer Wolken stauen und die Temperaturen erträglich macht.

Zu unserem 29. Hochzeitstag wandern wir abends auf den 1700 Meter hohen Roque Nublo, wo wir ein Fläschchen trinken, nach Teneriffa und den Teide rüberschauen und dann gegen morgen bei Vollmond absteigen. Das Hinterland der Insel ist unglaublich spektakulär und auch heute, da wir mehrere andere (schöne!) Inseln der Kanaren kennen, ist zumindest mir Gran Canaria am meisten ans Herz gewachsen. Keine Rede von deutsch-deutschen Bettenburgen; diese konzentrieren sich ausschließlich auf einen kleinen Teil des Südens der Insel und hier im Norden trifft man – bis auf die unvermeidlichen Yachties natürlich – kaum Ausländer. Uli organisiert für mich ein Treffen mit den berühmten traditionellen Lateiner-Segelbooten und überall lernen wir wieder ganz liebe Leute und schräge Typen kennen. Ganz überraschend lernen wir auch endlich (nach drei Jahren!) die Eltern von Pauli’s Freundin Lissi kennen, die die Kinder  so lange vor uns versteckt haben. Wir verstehen uns auf Anhieb ganz prächtig und verbringen einige feine Tage zusammen.

Den ganzen Sommer und Herbst jagt eine Kulturveranstaltung die nächste, Konzerte in großem Rahmen oder in privaten Wohnzimmern, Ausstellungen, Happenings, Performances etc. Gleich wie am Festland überrascht uns, wieviel Geld man hier – trotz Krise – dafür in die Hand nimmt. Vielleicht könnte das Kulturland Österreich hier lernen, dass sich nicht alles sofort rechnen muss, wenn das Leben lebenswert bleiben soll. Ich könnte mir gut vorstellen, hier ein Jahr oder zwei zu verbringen!

Wegen Überfüllung der ARC-Hafens werden wir schließlich rausgeschmissen und übersiedeln nach Teneriffa. Sollte unsere momentane WIFI-Verbindung so bleiben, dann gibt’s gleich das nächste Kapitel.

Wir bleiben in Kontakt, liebe Grüße

Uli & Peer