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Die Inseln der Seligen

…Unsinn, natürlich “der Heiligen”

(Sorry übrigens für die längere Abwesenheit – die hatte gute Gründe. Jetzt sind wir wieder online.)

Die “Iles des Saintes” bilden einen eigenen, winzigen Archipel, wenig südlich von Guadeloupe, und dort wollen wir vorerst mal hin.
Wir laufen nun endgültig von St. Kitts aus, entlang der Westküste dieser mittlerweile liebgewonnen Insel, weiter mit Kurs Südsüdost und natürlich wieder fast genau gegen den Wind. Da wir nicht wirklich im Stress sind, beschließen wir am Nachmittag, noch eine Nacht in Lee der zweiten Insel dieses Doppelstaates, Nevis, vor Anker zu gehen und uns für die kommende Überfahrt auszuschlafen.

Frühmorgens hauen wir ab und haben, sobald wir aus der Abdeckung kommen, sofort wieder Bewegung im Boot. Es läuft gut, hoch am Wind bei fünf Beaufort, mit etwas gerefften Segeln, westlich an der schroffen Insel Monserrat vorbei, dem momentan einzigen aktiven Vulkan hier, und in guter Gesellschaft eines schönen, alten Schoners.

In der Nacht kommen wir langsam in die Abdeckung von Guadeloupe, das Segeln wird schwierig und schließlich unmöglich. Wir müssen eine Maschine starten, bis zur windigen südwestlichen Ecke der großen Insel, wo es uns nochmals recht sportlich über den Kanal zu den Iles des Saintes bläst.

An mehreren Plätzen liegt hier eine Unzahl von Yachten, vor Anker oder an einer der billigen Bojen. Das Wasser ist klar, die französische Infrastruktur perfekt, Dinghi-Stege sind gratis und sicher, einklarieren muss man selber am Computer. Das Stadtbild des kleinen Hauptortes ist zwar karibisch, nur fast etwas zu “propre”; statt Reggae-Hütten gibt’s Künstlercafés. Mit einem gemieteten Moped erkunden wir die Gegend und gewinnen neue Freunde: das steirische Pärchen Gitti und Fritz mit Ihrer “Tifricat” laden uns zu einem selbstgefangenen und wunderbar gegrillten Hai ein.

Man wähnt sich in Südfrankreich und es ist nicht verwunderlich, dass sich soviele Yachties und Tagesausflügler aus Guadeloupe hier wohlfühlen. Auch ist hier erstmals die Sicht beim Schnorcheln einigermaßen ok. Natürlich will ich den Antillen nach so kurzer Zeit nicht Unrecht tun, aber das Tauchen war in Kuba oder Grand Cayman, ganz abgesehen vom Roten Meer oder den Malediven, wirklich eine andere Liga.

Trotzdem: direkt neben unserem Ankerplatz liegt ein recht hübsches Wrack und am letzten Morgen schnorchelt Uli längere Zeit mit einem Delphin, unmittelbar zwischen den Booten. Sie schimpft mit mir, weil ich mir wegen der Abfahrtsvorbereitungen keine Zeit für dieses tolle Erlebnis nehme.

Nach ein paar Tagen müssen wir aber weiter, nach Pointe a Pitre auf der Insel Guadeloupe, von wo aus Uli nach Graz fliegen muss, um einige unvermeidliche Dinge zu erledigen. Trotz jetzt völlig anderem Kurs geht’s, wegen der Topographie der Küste, wieder einmal genau gegenan und wir rechnen mit zehn Stunden für die läppischen 20 Meilen.

Bis bald und liebe Grüße
Uli & Peer

Nordost-Passat gibt’s nicht

…es ist nur ein blödes Gerücht!

Schon wieder sind gut sechs Wochen vergangen! Wir lassen die schöne Zeit mit den Kindern noch einmal Revue passieren und geben uns dann einen Ruck. Viele Kleinigkeiten sind für die kommenden, kurzen Überfahrten vorzubereiten. Heinz hat Recht: binnen weniger Stunden an Land ist man Lichtjahre von “seeklar” entfernt. Der Wetterbericht sagt weiterhin untypischen, reinen Ostwind voraus, was auf den kommenden Kursen keine Hilfe sein wird. Unser lieber Seenomade Wolfi war der Einzige, der gemeint hat, auf den Antillen würde es von Südost nach Nordwest leichter gehen, aber wir haben das nicht so ernst genommen. Naja, wer nicht hören will…

Irgendwann werfen wir trotzdem die Leinen los, ankern noch eine Nacht und laufen um 0300 aus. Unser Ziel, als Kompromiss auf dem Weg nach Guadeloupe, ist St. Kitts. Hoch am Wind können wir die Insel zwar anliegen, verfangen uns aber dicht unter Land in einem halb untergegangenen Treibnetz (Dinghi bei Welle ins Wasser, Draht abzwicken, Reste aus dem Propeller ziehen…) und müssen schließlich noch stundenlang bis zur Hauptstadt Basseterre kreuzen. Hier verbringen wir die bisher elendste Nacht vor Anker, die Teller fliegen in der Dünung vom Tisch.

Diese charmante Insel trifft schon eher unsere Vorstellungen von der Karibik. Abgesehen vom täglichen Kreuzfahrtschiff gibt’s (noch) so gut wie keinen Tourismus.

Freundliche Rastas, unglaublich laute Musik, hohe vulkanische Berge, bedeckt mit Regenwald, und meist viel Wind. Sie blickt auf früheren Reichtum durch die Produktion von Rohrzucker zurück, natürlich mit englischen Besitzern und afrikanischen Sklaven. Heute ist St. Kitts (eigentlich St. Christopher) unabhängig, kämpft mit vielen Parteien um demokratische Strukturen und gegen hohe Auslandsverschuldung. Irgendwie geht’s aber offensichtlich, denn alle scheinen ziemlich glücklich und an der hiesigen Uni studieren auch Amerikaner.

Weil weiterhin bis 30 kn Ostwind angesagt sind, und auch weil wir im Museum liebe Leute aus Kärnten bzw. Laßnitzhöhe (!) kennengelernt haben, die hier wohnen und uns zu phantastischen Steaks einladen, verschieben wir die Weiterfahrt noch um einige Tage.

Wir bleiben in Kontakt

Uli & Peer

Heast Oida!

…oder flirten mit Google-Translator

Szenenwechsel: Flughafen, Lautsprecherstimme, spät abends, ziemlich ausgestorben, drei müde Gestalten wanken durch’s Gate…

Nein, keine Sorge, die Düsternis ist gleich vorbei. Nach zwölf Stunden Schlaf sind sie voll da: Moritz, unser mittlerer Sohn, und seine Kampfgefährten Mario und Daniel sind, nachdem sie tapfer auf diese Flugtickets gespart haben, nun zu allen Schandtaten bereit und wollen was erleben. Da die netten und intelligenten Burschen zu Hause fleißig arbeiten, sei ihnen längeres Chillen am Strand herzlich gegönnt (Sonnenbrand Ehrensache!). Kaum wird’s finster legen sie aber los. Die Dollars sollen weggebraucht werden, am besten kurzfristige Anlage in “Presidente”, dem örtlichen Bier. Sie sind wie junge Katzen und kennen nur “on” oder “off”, Vollgas oder schlafen. Ihre Geschichten sind unglaublich, wir lachen Tränen. Uli feiert ein großes Revival und die Jungs müssen sie – nolens volens – abends öfter zu einem “Ziaga” mitnehmen. Endlich geht jemand mit ihr tanzen.

Alle drei sprechen fließend Englisch, die – offensichtlich interessanteren – Mädls aus der Domrep aber nicht. Dafür gibt’s heutzutage aber elektronische Lösungen, und ich lerne, was es mit dem mir bis dato unbegreiflichem Getippsel am Handy auf sich haben kann. Auf diese Unmengen von Testosteron könnte man (natürlich eher ich als Uli) direkt etwas neidisch werden. Toll, dass es dazwischen auch immer wieder g’scheite Meldungen gibt, die Herren tolerant und aller Welt gegenüber aufgeschlossen sind, und darüberhinaus immer wissen, wann es genug ist. Ich kann mich gut erinnern: bei uns war’s nicht immer so.

Auch Moritz hat sich in den letzten Jahren zu Hause beruflich gut aufgestellt, sein Umfeld ist glücklich mit ihm und er selbst ganz offensichtlich auch. Was können sich Eltern mehr wünschen! Wir sind stolz und beruhigt. Wenn sie jetzt beim Boccia-Spiel noch etwas stärker wären, dann müssten sie auch nicht immer die Sundowner-Runde zahlen, und auch über den Mangel an Enkerln müssen wir noch reden…

Bleibt wie Ihr seid, wir freuen uns auf’s nächste Mal!

Uli & Peer

Paul & Lissi

…die Kinder werden erwachsen – in positivem Sinn!

Fliegender Crewwechsel auf der Voodoochile, auf einmal wird es deutlich ruhiger, fast schon geordnet. Unser jüngster Sohn Pauli fliegt mit seiner Freundin über Amerika ein und die beiden machen sich’s im Vorschiff gemütlich. Unsere Freude ist nicht einfach zu beschreiben, etwas klischeehaft vielleicht, aber der Rest unseres Heimwehs ist nicht geographischer Natur. Zu hören, dass zu Hause alles mehr als gut läuft, sich die “Kids” nicht nur gut untereinander verstehen, sondern auch unterstützen (nachdem sie sich vor 15 Jahren eher geprügelt hatten), nimmt uns doch einige Sorgen und vielleicht auch ein bisschen vom schlechten Gewissen.

Pauli hat sich in unserer Abwesenheit eine dreijährige Ausbildung organisiert und wird diese im März offensichtlich mit “Summa cum Laude” o.ä. absolvieren. Wo ist jetzt die “Oberbirn'”, “Paul Reeh – Supercool”, der “Küsserkönig”, dessen schulische Laufbahn immer “on the edge” war, und der seiner Mami oft fast den Rest gegeben hat? Jetzt redet er davon, eventuell noch weiter zu studieren, und das selbstverständlich allein auf die Reihe zu bringen.

Wir sind mehr als stolz, sie haben sich diesen Urlaub wirklich verdient!

Wir lassen uns ausführlich alle Neuigkeiten erzählen, Paul bekocht uns vorzüglich (eine seiner Leidenschaften) und drängt sich beim Abwaschen vor (vermutlich keine Leidenschaft). Unglaublich, nur damit ich mich nicht zuviel bewegen muss. Der gute Schmäh, die feine Klinge, die Rücksichtnahme auf alle – fast schon bedenklich. Unter dem Motto “Wenn’s den Damen gut geht, dann geht’s uns allen gut” stimmen wir das Programm weitgehend auf die Wünsche derselben ab, machen das Beste aus dem hier dominanten American Way of Life und verbringen viel Zeit am Strand. Lissis Eltern, beide begeisterte Piloten, wären von den spektakulären Landeanflügen der Jets hier sicher auch begeistert gewesen.

Ihre Abreise ist für uns ziemlich traurig, aber wir werden uns ja in einigen Monaten in Österreich treffen.

Was sollen wir sagen? Weiter so? Genial war’s mit Luke und Paul Donald; als nächster kommt jetzt Moritz mit seiner Gang, da kommt wieder Schwung in die Bude und es wird Schluß sein mit Kuschelkurs.

Wir vermissen Euch alle!

Uli & Peer

Die Überfahrt nach Amerika

…doch irgendwie aufregend!

Eine coole Crew verläßt uns und neue Freunde kommen hier in Sao Vicente an, um das kommende Abenteuer mit uns zu teilen. Endlich einmal unser Sohn Lucas, mit seinem guten Freund Wolfi, einem jungen Anwalt (der zum ersten Mal überhaupt segelt!), sowie die alten Haudegen Ali und Pidi, die uns ja schon auf der Strecke Cadiz/Las Palmas so angenehm begleitet haben. Wir freuen uns sehr über diese Top-Besetzung! Vorerst müssen wir Voodoochile aber dringend einmal putzen, Vorräte ergänzen und noch etliche kleinere Reparaturen erledigen. Streß! Pidi hat in letzter Minute vor ihrem Abflug von unserem ewigen Helfer Thomi (Fa. Palmetshofer Nautik, OÖ, herzlichen Dank!!!) noch einen Ersatzcomputer für unseren ewig streikenden Autopiloten mitgebracht; der muss noch eingebaut werden und es wird sich zeigen, ob’s dann funktioniert. Über den Teich per Hand zu steuern wäre wirklich das Letzte.

Zuerst springen sie aber einmal ins Meer, holen sich den ersten Sonnenbrand und checken dann die “Floating Bar”. Danach zeigen wir ihnen das Bisschen, das wir von der Gegend kennengelernt haben, und auch die “Kinder” sind tief beeindruckt von der Schönheit des Landes und der Freundlichkeit der Leute hier.

Auch lernen wir einige neue Segler kennen, die hier auf ihren Absprung warten, oder auch etwas zerzaust die begonnene Überfahrt von den Kanaren unterbrechen. Unter ihnen vor allem das ganz besonders liebe Pärchen Dietmar und Martina aus Kärnten, die – tief enttäuscht vom Verhalten ihrer bisherigen Crew – überlegen, ob sie ihre Reise trotz einiger Unzulänglichkeiten am Boot zu zweit fortsetzen wollen. (Sie haben’s dann übrigens gewagt und sind wohlbehalten und glücklich in der Karibik angekommen. Wir freuen uns mit ihnen und gratulieren herzlich!). Außerdem treffen wir unsere alten Freunde Petra und Herbert aus San Giorgio mit ihrer stolzen “Kallisto” – ein genialer Grund zum Anstossen bei einem wunderbaren Abendessen, zu dem wir bei ihnen eingeladen werden.

Insgesamt liegt etwas Nervosität über dem Hafen, die meisten haben’s eilig, und vielerlei Gerüchte kursieren über das Wetter und das Schicksal anderer Yachten. Wir fühlen uns fit und sind voller Tatendrang, aber der Wetterbericht sagt für die nächsten vier Tage umlaufende, schwache Winde voraus, manchmal sogar aus Westen – natürlich ein No Go. Aber da man immer Gründe finden kann, die Abfahrt zu verschieben, beschließen wir abzuhauen, auch wenn viele andere Boote noch abwarten. Nach einer letzten Nacht vor Anker laufen wir aus in dem Bewußtsein, dass wir nun für einige Zeit kein Land mehr sehen werden. Umdrehen ist im Passat kein Thema.

In der Düse zwischen den Inseln kommen wir noch flott voran, aber schon in der ersten Nacht verläßt uns der Wind und dafür empfängt uns sehr unangenehme Kabbelsee, die uns von einem Eck ins andere schmeißt. Die Angst vor Seekrankheit geht um, aber wir bleiben weitgehend verschont. In der Folge versuchen wir zu segeln, müssen schließlich aber doch den Motor starten. Nach zehn Stunden geht uns der Lärm so auf den Geist, dass wir uns die zweite Nacht einfach treiben lassen. Um diesem Flautenloch auszuweichen, sind wir ziemlich weit nach Süden ausgewichen, was sich als gute Taktik erwiesen hat, und am vierten Tag setzt endlich der Passat ein – und nicht zu knapp. Unter gereffter, ausgebaumter Genua laufen wir mit fünf bis neun Knoten.

Nachdem alle ihren Rythmus gefunden haben, genießen wir die Rauschefahrt. Plaudern, Ratespiele, vergebliches Angeln, viel Schlafen, Musik, Grundsatzdiskussionen. Uli bekocht uns jeden Tag so abwechslungsreich es auf einem Boot halt geht und ignoriert dabei tapfer die manchmal aufkommende Seekrankheit. Geduscht wird mit dem Kübel am Achterdeck – wir haben trotzdem nicht gestunken, außer Ali und ich, nachdem wir im Maschinenraum den Ozean mittels einer Notreparatur am Eintritt durch unsere beschädigten Auspuffe gehindert haben.

Das Wetter bleibt mas o menos zwei Wochen lang gleich: 25 Knoten Grundwind bei 2-3 Meter Welle, in den (häufigen) Regenböen bis zu 40 Knoten Wind und bis zu 6 Meter Seegang; das dauert aber nie sehr lange. Insgesamt sehen wir auf der 2.180 Meilen langen Fahrt genau EIN Schiff, eine Handvoll Delphine und sonst nur schöne Sonnenauf- und Untergänge. Lediglich die Fliegenden Fische müssen jeden Tag vom Deck geklaubt werden. Der Autopilot steuert bis auf einige Minuten die ganze Zeit phantastisch (Heureka!!!), was bei dem Seegang an ein Wunder grenzt. Dafür braucht er aber unseren ganzen Strom und die täglichen Sundowner (mehr war nicht erlaubt) bleiben meist ungekühlt. What shall’s!

Nach 16 Tagen Landfall vor Antigua! Wir sind sehr glücklich, dass alles gut gegangen ist, könnten aber – Originalton Crew – durchaus noch weiterfahren. Die Eleganz des Einlaufens in English Harbour wurde etwas durch die Tatsache getrübt, dass wegen dem offensichtlich zu dreckigen Diesel von den Kanaren keiner unserer Motoren mehr anspringen wollte. Per Funk organisieren wir Schlepphilfe und legen schließlich in diesem “Museum” an.

Erst einklarieren, dann Regenguß und dann 3 bis 9 Biere….

In den nächsten Tagen wird gefeiert (teilweise ziemlich heftig), Voodoochile wird weihnachtlich geschmückt und vieles wird nicht mehr ganz so tierisch ernst genommen. Wir schauen uns die nette Insel an, werden überall freundlich empfangen und am heiligen Abend blödelt Uli sogar mit Dustin Hoffman, der hier mit seinem Riesenboot liegt. Langsam wird uns bewußt, dass man diese Strecke durchaus auf einem Globus einzeichnen könnte und wir sind doch ein Bisschen stolz!

Einige Tage später fahren wir noch die (lächerlichen!) 110 Meilen nach Sint Maarten weiter, wo die billigsten Flüge zu bekommen sind.

Pidi, Wolfi, Ali & Lucas: es war uns eine Ehre, unter Euch gedient zu haben! Jederzeit wieder! Wir wünschen Euch eine gute Heimreise und einen schrecklich kalten Winter!

Wir bleiben in Kontakt

Uli & Peer