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Açor

…heißt auf Portugiesisch “Habicht”

Es sind also die Habichtsinseln. Bei den Raubvögeln, die die portugiesischen Entdecker seinerzeit hier in so auffallend großer Zahl am Himmel beobachten konnten, handelte es sich jedoch um Bussarde, wie man heute weiß. Das Ganze war also ein Irrtum! Spielt aber keine Rolle, denn auf jeden Fall ist dabei, wenn auch viel später, die hübsche Flagge der Azoren entstanden. Die Sterne stehen für die neun Inseln, daneben das Wappen Portugals.

 

Unsere Nationale dagegen ist wieder einmal ziemlich zerzaust und wird natürlich demnächst ausgetauscht.

Wir bleiben in Kontakt

Peer

Erste Eindrücke

…von diesen sympathischen Gipfeln des mittelatlantischen Höhenrückens

Nach dem kurzen, turbulenten Aufenthalt in Horta/Faial, wo wir noch einige interessante Geschichten von anderen Seglern hören, der Schülercrew auf dem großen schwedischen Rahsegler “Gunilla” bei ihrer Arbeit in der Takelage zuschauen und Xandi einen Schnellsiederkurs bei einem Drechsler besucht, motoren wir bei Flaute die 70 Meilen nach Angra do Heroismo auf Terceira, vorbei an der Insel Pico, mit dem gleichnamigen eindrucksvollen, über 2000 m hohen Vulkan, und entlang der grünen Südküste von Sao Jorge, mit ihren schönen Wasserfällen. Das Meer ist spiegelglatt, nur von Delphinen (mit Babies!), Schildkröten und leider etwas Müll unterbrochen.

 

Ehrlich gesagt möchte ich jetzt schon gerne einmal wo ankommen und dort auch für einige Zeit bleiben. Es dauert aber noch ein bisschen, von der langen Überfahrt “umzuschalten”.

Im kleinen Hafen von Angra, übrigens UNESCO-Weltkulturerbe, werden wir aufs Freundlichste empfangen und bekommen einen der letzten Plätze zugewiesen, wo wir millimetergenau einparken müssen. Nachdem wir ausgeschlafen sind, checken wir bald einmal die nähere Umgebung, vor allem die malerische Altstadt, den hübschen botanischen Garten und ein paar Kneipen. In einer davon werden wir, als unkomplizierte Gäste, von den dort improvisierenden Schwestern (eine mit Alkoholproblem, die andere eine US/Kanada-Rückkehrerin, die den 80jährigen Papa, der heute zu müde ist, beim Kochen und im Service vertreten) praktisch adoptiert und hören so schon einige schräge Stories über die Inseln. Xandi fliegt schon bald wieder nach Hause und Armin opfert seine letzten Urlaubstage hier, um das Boot von allen häßlichen Rostfahnen zu befreien, die ihm ein Dorn im Auge sind. Dann muß auch er wieder nach Europa. Ich vermisse diese Crew!

 

Auf Voodoochile ist es jetzt sehr still geworden. Zumindest vorübergehend, wie sich später zeigen wird. Bei einem Bier mache ich einen persönlichen “Reset” und versuche, die Dinge neu zu ordnen. Es gibt genug zu tun, aber auch genug Zeit dafür; also schön langsam…

Wenn Uli wieder da ist, werden wir uns die hiesigen Sehenswürdigkeiten vorknöpfen, uns in die bewegte Geschichte des Landes einlesen und auch versuchen, zumindest ein paar Worte Portugiesisch zu lernen.

Der ziemlich ausgedehnte Archipel der Azoren befindet sich grob 800 Meilen westlich von Portugal; neun Gipfel von gewaltigen unterseeischen Gebirgen bilden die Inseln Santa Maria, Sao Miguel, Terceira, Graciosa, Pico, Sao Jorge, Faial, Flores und Corvo, die bei uns wenig bekannt sind, da sie aufgrund ihrer wilden Küsten und der relativ niedrigen Wassertemperatur des Nordatlantiks als Badedestination kaum in Frage kommen. Gut so! Es gibt so viele andere tolle Dinge hier, das kann ich selbst nach der kurzen Zeit schon sagen. Etliche Besucher kommen genau deswegen hierher, und nicht nur transatlantische Yachties. Auch die extrem niedrigen Lebenserhaltungskosten sind natürlich attraktiv.

Kurz: der Unterschied zu den Antillen könnte nicht größer sein! Die Leute sind geradezu herzlich zu Fremden (waren sie in der Karibik zugegebenermaßen größtenteils auch, läßt man den dortigen Volkssport von “fuck the gringos” mal außer Acht), die Gegend ist sicher (man kann das Boot offen lassen), die Orte und auch die Landschaft sind blitzsauber (weit mehr als in Österreich; hier findet man kein Papierl neben der Straße), sogar die Kühe sprechen gutes Englisch (zuindest auf Terceira), das Klima ist wie bei uns (nur ohne Winter) und es gibt kaum Mosquitos. Leider ist das Wasser kühl und es gibt kaum sichere Ankerplätze. Stimmt schon – ich bin hier nicht sehr objektiv, aber ich habe von der karibischen, oberflächlichen Dauerparty einfach schon genug. Übrigens behaupten alle anderen Segler hier von sich dasselbe.

Wir werden in den nächsten Monaten ja sehen, ob’s dabei bleibt.

Terceira war seinerzeit einer der wichtigsten Häfen im Nordatlantik, zuerst für die spanischen Galeonen mit ihren Goldtransporten, später bunkerten die ersten Dampfer hier Kohle, und im zweiten Weltkrieg tankten die Alliierten hier ihre Flieger auf. Bis heute gibt es das berühmte “Lajes-Airfield”, einen amerikanischen Luftwaffenstützpunkt, der jetzt hauptsächlich als Zivilflughafen genutzt wird. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist der jetzige US-Präsident ja weniger davon überzeugt, dass Amerika demnächst von den Europäern oder anderen Schurken überfallen und vernichtet werden wird. Er will daher diesen Stützpunkt schließen oder die Truppenstärke zumindest reduzieren, was von der Bevölkerung auf Terceira sehr bedauert wird, denn dadurch gingen schon 400 Jobs für sie verloren. Man muss auch anerkennen, dass die Amis, nachdem Angra bei einem katastrophalen Erdbeben im Jänner 1980 weitgehend zerstört worden war, großzügig finanziell mithalfen, alles wieder aufzubauen.

Bezüglich der Stille muß ich allerdings mittlerweile einiges revidieren: man feiert zurzeit zehn Tage lang das Fest von “San Joaninas”, mit wunderbaren Prozessionen in der Altstadt, aber auch mit extrem lauten Bands aller Richtungen, auf einer Bühne direkt neben der Marina. Der Sound beginnt immer kurz nach Mitternacht und dauert etwa bis 0400. Die letzten beschwingten Gäste der vielen Standl’n bewegen sich erst heim, wenn’s hell ist. Aber zumindest wird kein Soca gespielt, sondern guter, alter Rock ‘n Roll, House und auch portugiesische Volkslieder.

 

VC’s Photografin ist ja noch nicht hier, daher gibt’s zur Überbrückung nur ein paar geschnorrte Bilder. Wird sich bald wieder ändern.

Liebe Grüße inzwischen an alle

Peer

 

done!!!

…transatlantik von West nach Ost

 

Was man dafür benötigt: angemessenen Respekt und doch den Wunsch, es zu tun, etwas gelerntes Handwerk, möglichst akribische, ja fast pedantische Vorbereitung, Vertrauen ins Boot, die Bereitschaft zu wenig Schlaf, Geduld und Demut, sowie eine Crew, auf die man sich nach jeder Freiwache freut.

In diesem Fall waren das Xandi, den Ihr ja schon kennengelernt habt, mit dem mich jetzt eine schon 45jährige (shit!) Freundschaft verbindet, und der – zu unserem Glück – sehr gerne einmal die Erfahrung einer langen Seereise machen wollte. Es war schön, seine Freude an der scheinbar grenzenlosen Natur zu beobachten, die täglich von ihm unter manchmal schwierigen Bedingungen zubereiteten Mahlzeiten zu genießen und zu erleben, wie weit er sich auf andere Menschen einläßt.

Und dann war da meine erste persönliche Begegnung mit Armin aus Südtirol, ein jahrelanger Email-Freund, ein Profi-Skipper, der normalerweise unter wesentlich härteren Bedingungen (winterliche Biskaya) segelt, zigtausend Meilen auf dem Buckel hat und neben seiner Kompetenz immer Freundlichkeit, Rücksichtnahme und Bescheidenheit eingebracht hat, auch wenn er in manchen Fällen etwas mehr Segeltuch als von mir verordnet stehen gelassen hätte…

 

Das Ganze war also schon halb gewonnen, nur der Abschied von Martina, Dietmar, Brigitta und Horst bei einem wunderbaren Abendessen auf der “Mauna Loa” war natürlich traurig.

Zuerst segeln wir rund 800 Meilen nach Norden, fast bis zur Insel Bermuda, um aus dem Passatgürtel herauszukommen; danach können wir auf Ostkurs gehen und kommen auch recht gut voran.

 

Wir begegnen einigen Yachten, die teilweise sportlich segeln oder auch nur in der großen Dünung schaukeln. Mit allen haben wir zur gegenseitigen Freude Funkkontakt, auch mit einigen großen Frachtern. Als das Prepaid-Guthaben unseres von Erich (danke!) ausgeborgten Satelliten-Telephons, mit dem wir unterwegs von Uli, Lucas und Heinz aus Österreich Wetterberichte bekommen, ohne große Vorwarnung zu Ende geht, hilft uns auch die Berufsschiffahrt aus: Kapitän Oleg Grebelny vom Tanker “Energy Pride” schickt auf unsere Bitte sofort ein Email an Uli, damit sie Bescheid weiß und unser Sat-Konto wieder aufstocken kann. At this place many thanks to the crew of M/V Energy Pride for the kind support – always fair winds!

Neben unglaublichen Sonnenauf- und Untergängen bereiten uns vor allem die vielen Begegnungen mit Walen und Delphinen jeder Größe richtige Freude. Schön, dass es offensichtlich doch noch eine große Zahl davon im Atlantik gibt – nicht nur Portugiesische Galeeren und sonstige Quallen.

 

Die tägliche Routine mit naturgemäß etwas Schlafmangel läßt die Tage schnell vergehen, wir tratschen, blödeln, essen gut und beobachten jede einzelne Wolke, aus der eine Regenbö werden könnte. Zweimal zieht eine Front (oder etwas Ähnliches) über uns drüber, einmal für mehrere Stunden mit bis zu 30 Knoten Wind, einmal – ganz kurz – sogar in Sturmstärke, wobei unsere brave Vodoochile sogar eine Patenthalse hinnehmen muß, da die Bö uns so schnell von der Seite überfällt, dass wir den Autopiloten nicht rasch genug ausschalten können. Anyway, sie hat’s weggesteckt und wir auch. Ohnehin sind wir die ganze Strecke ja unter sehr wenig Tuch und ziemlich langsam gelaufen, da unsere betagte Genua bereits Auflösungserscheinungen zeigt.

Gegen Anfang der dritten Woche kommt plötzlich moderater Ostwind auf, in dem wir in dreieinhalb Tagen nicht mehr als 40 Meilen aufs Ziel machen (nach anfänglichem Etmal, also der gesegelten Strecke von einem Mittag zum nächsten, von über 170 Meilen). “Mit Gewalt zur Geduld zwingen” ist das Motto.

Landfall nach 24 Tagen und nach ca. 2600 Meilen! Xandi, der noch ziemlich verschlafen am Morgen an Deck kommt, sieht die Umrisse der Insel Faial zuerst auf der dunstigen Kimm. Gegen 3 Uhr in der Früh liegen wir schließlich am Tankstellen-Dock in Horta. Trotz Müdigkeit und Landkrankheit gehen wir – nachdem Voodoochile erstversorgt ist – doch gleich noch in “Peter’s Cafe Sport”, ein weltberühmter Seglertreffpunkt. Dort herrscht trotz der frühen Morgenstunde noch ein Riesenauflauf der Inseljugend und natürlich von vielen Seglern, über die ganze Straße verteilt, und ein ziemlich guter Gitarrist spielt von Punk bis Rock’n Roll. Interessanterweise hören wir gleich eine coole Version von “Voodoochile”!!! Wir trinken jeder drei Biere. Für mich ist das an diesem Abend etwas zuviel…

 

Unterwegs haben wir erstaunlich wenig philosophiert, aber jeder von uns hat sich natürlich während seiner langen Wachstunden Gedanken über alles Mögliche gemacht, oft auch über zu Hause, die Familie und den Partner, den er vermisst.

Eher ausnahmsweise und ganz facebook-mäßig werde ich mich jetzt einmal weit aus dem Fenster lehnen:

Beim stundenlangen Betrachten des Meeres ist mir aufgefallen, wie dieses in vielerlei Hinsicht meiner Beziehung zu Uli gleicht. An der Oberfläche sieht man die unstete Windsee, oft kabbelig und durcheinander, manchmal freundlich gekreuselt und manchmal auch zu wilden Pyramiden aufgetürmt. Darunter aber liegt die mächtige Dünung aus Westen, die auf ihrer langen Reise schon so viel erlebt hat. Das ist unsere tiefe Verbundenheit und Liebe. Obrigado! (Danke auch dafür, dass Du während dieser Zeit Deine eigenen Sorgen zurückgestellt und immer versucht hast, uns via Satellit anzufeuern!).

Im Augenblick liegen wir im Hafen von Angra do Heroismo auf der Insel Terceira (Azoren natürlich). Die Menschen sind ausgesprochen freundlich, das portugiesische Stadtbild ist pittoresk und die Insel ist sauberer als Österreich.

Weitere Berichte gibt’s bald, nachdem wir eingerichtet sind.

Liebe Grüße an alle

Peer

 

Der Kreis schließt sich

…nicht einmal 2000 Meilen und trotzdem so viel erlebt

Auf gutartigem Raumschotkurs laufen wir östlich der geheimnisvollen Insel Saba in Richtung Sint Maarten bzw. Saint Martin. Wir denken daran, wie wir im Dezember 2013 hier angekommen sind und dass wir in einer Stunde unseren damaligen Kurs kreuzen werden; an die Unzahl von Eindrücken und die vielen schönen Begegnungen mit alten und neuen Freunden. Bei aller Ambivalenz war es doch eine wunderbare Zeit, für die wir dankbar sind. Schade ist nur, dass wir diese Erlebnisse nicht öfter mit Euch teilen konnten.

Diesmal ankern wir im französischen Teil der Insel und gehen einige Tage später in die Marina, um das Boot für die lange Überfahrt zu den Azoren vorzubereiten, groß einzukaufen und die neuen Crewmitglieder zu empfangen: Xandi und Armin werden bald kommen, um Voodoochile mit mir über den Teich zu navigieren!

Uli muss ja leider von hier heimfliegen, um sich vereinbarungsgemäß wieder eine zeitlang um ihre Mutter zu kümmern, und wird daher auf der Langstrecke diesmal nicht dabei sein.

Viele Freunde sind schon hier (interessanterweise auch mehrere Reinke-Boote), mit verschiedensten Routenplänen: MAUNA LOA mit Martina und Dietmar, VEKTOR mit Monika und Harald, SAPPHIRE mit Brigitta und Horst, RESOLUTE mit Barbara und Hans, die SHORTLIST von Sarah und Ramses, sowie auch noch viele andere. Nicht mehr lange, und die Hurricane-Saison wird wieder alle in Deckung zwingen; nach Grenada oder Trinidad, nach Panama oder Curacao, in die USA oder über den Atlantik zu den Azoren bzw. nach Europa.

 

Neben dem Abarbeiten der üblichen To-Do-List haben wir aber auch etwas Zeit für unsere letzten karibischen Tage: mit Martina und Dietmar, die hier ihr schönes Schiff gegen ein kleineres tauschen wollen, kraxeln wir in der Mittagshitze auf einen Hügel, Uli und Brigitta checken die Schuhgeschäfte von Philipsburg, freitags ist natürlich der traditionelle Rock`n Roll Abend im “Lagoonies” angesagt, abends wird manchmal abwechselnd auf den Booten gekocht, denn die eleganten französischen Restaurants sind für uns alle zu teuer, und zwischendurch müssen wir Leguane von unserem Deck verscheuchen. Die sind zwar eigentlich nett, aber wenn sie bis in unsere Betten klettern…

 

Letzten Sommer hat der Hurricane “Gonzalo” hier in der Lagune fast 200 Yachten zerstört. Sofern sie noch schwimmfähig waren, wurden sie von den Behörden einfach ins tiefe Wasser geschleppt und samt Öl, Diesel und Batterien dort versenkt. Tolle “Lösung”!. Auch viele Gebäude und Hotels wurden stark beschädigt oder ganz ruiniert. Mit sehr gemischten Gefühlen schauen wir uns die Relikte an und können uns ungefähr vorstellen, wie die Nacht dieses relativ schwachen Wirbelsturms gewesen sein muss. Jetzt holen sich die Einheimischen – natürlich ohne viel zu fragen – alle noch brauchbaren Dingen aus den Ruinen und machen daraus Chillout-Plätze unter irgendwelchen Bäumen.

Ein Spaziergang führt uns zu einem schönen Schwulenstrand mit wunderbarem Blick auf den Sonnenuntergang. Selbstverständlich ok, und wir freuen uns für die Burschen, hier ein Plätzchen gefunden zu haben. Wenn sie aber nackt am Parkplatz Autos waschen, oder am Strand noch wesentlich weiter gesteckte Grenzen überschreiten, ist das doch etwas befremdlich.

Auch die Tatsache, dass nur ein paar Minuten von den größten Privatyachten der Welt die Sandler ziemlich vergiftet in ihre dreckigen Schlafsäcke steigen, oder dass sonntags in einer Apostolischen Kirche so intensiv Haß auf Andersgläubige gepredigt wird, dass es sogar den Einheimischen draußen vor der Tür zuviel wird, stimmt nachdenklich. Diebstähle und kleinere Überfälle stehen auf der Tagesordnung und die Gendarmen sehen angeblich öfter mal weg.

Wie Doris und Wolfi in ihrem schönen Blog (schaut mal rein http://www.seenomaden.at/ ) neulich so treffend formuliert haben: “Wir Westler haben alles und kriegen dennoch nie genug”. Die menschliche Gier muss einfach irgendwie reguliert werden, damit auch Schwellenländer wie die Antillen eine echte Chance bekommen.

Liebe Grüße an alle! Wir melden uns nochmals kurz vor dem Auslaufen

Uli & Peer

 

Statia könnte so schön sein

…gäbe es einen vernünftigen Wellenbrecher!

Das Inselchen Statia, mit vollem Namen eigentlich St. Eustatius, gehört zu den Niederländischen Antillen und wird hauptsächlich als Umschlags- und Lagerort für Mineralöl genutzt. Trotz der Tatsache, dass damit vermutlich Geld verdient wird, und die Insel ja letztlich EU-Terretorium ist, hat man es ungeachtet jahrelanger Bemühungen bis heute nicht geschafft, durch die Errichtung eines guten Wellenbrechers für die einheimischen Fischer und  auch durchreisende Yachten einen geschützten Ankerplatz zu gewährleisten. Interessant vor allem, wenn man bedenkt, wieviel EU-Geld in z.B. die französischen Inseln gesteckt wird. Noch dazu ist das Wasser hier flach und es geht daher nicht um Unsummen. Die vielen großen Tanker liegen auf Reede und ihren Besitzern geht es vermutlich am Heck vorbei, wie’s den kleinen Fischerbooten geht…

Der Schwell am Ankerfeld ist unglaublich. Beim Kochen muss man sich festhalten und in der Nacht diagonal in der Koje liegen. Die für die wenigen ausgebrachten Bojen verantwortliche Naturschutzorganisation hat offensichtlich aufgegeben, denn die Bojen sind in schlechtem Zustand. Aus diesem Grund laufen auch nur sehr wenige Yachties Statia an. Schade – das wird der an sich schönen Insel mit der freundlichen Bevölkerung keineswegs gerecht.

 

Hat man die Zollbehörde erst einmal ausfindig gemacht und aufgeweckt, dann werden die Formalitäten freundlich und rasch erledigt. Über einen hauptsächlich von Ziegen benutzten Klettersteig gelangen wir in die “Hauptstadt” Oranjestad, oben an der Steilküste gelegen. Die schmucken bunten Häuschen erinnern irgendwie an Holland, ein großes Fort und Ruinen einer Kirche erzählen von der bewegten Geschichte der Insel. Außerdem durchzieht gerade der wunderbare Duft einer Bäckerei die verschlafenen Gassen.

Selbstverständlich will Uli auf den einzigen Vulkan, oder zumindest bis zum Kraterrand, der von Ziegenböcken und einem handzahmen Gockelhahn bewacht wird. Ein ganz schöner Hatscher in dieser trockenen Hitze.

 

Außer uns und einem britischen Boot, das versucht, sich mit einem zweiten Anker gegen die elende Dünung auszurichten, sehen wir kaum Fremde. Höchstens ein paar Pensionisten oder Tauchtouristen, die sich wegen dem bekannt klaren Wasser und einigen berühmten Tauchspots hierher verirren.

Eigentlich hätten wir Zeit für ein paar weitere Tage, aber der Liegeplatz nervt wirklich. Täglich nach dem Frühstück gehen wir fluchtartig an Land und kehren spät zurück an Bord, um etwas Ruhe von der blöden Wackelei zu haben. Mit einem Katamaran wäre das…..

Also hauen wir bald wieder ab, durchs Feld einiger großer Frachter, zur letzten Etappe unserer fast zweijährigen Antillenrunde

Liebe Grüße an alle und bis gleich

Uli & Peer